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Die Persönlichkeit und das Unpersönliche.
zu verwirklichen imstande ist und eine Güterwelt als selbständige Größe sich
gegenübersteht. Hier kommt es deshalb zu einem Rangstreit zwischen dem
Persönlichen und Unpersönlichen. Prinzipiell aber erscheint das Persönliche
als der höhere Begriff, und wenn wir alle Linien bis zum Ausgangspunkt
verfolgen, finden wir als letzte Quelle alles Seins die absolute Persönlichkeit,
in der die Herrschaft über das Unpersönliche restlos durchgeführt ist.
M. Johannes Crasselius,
ein Erziehungstheoretiker am Ende des {l. Jahrhunderts.
von Universitätsprofessor Or. Remigius Ztölzle, lvürzburg.
ie Klage H. Schillers über den Mangel an zuverlässigen und eingehenden
^ Spezialuntersuchungen aus dem Gebiete der Geschichte der Pädagogik ist trotz
der emsigen Arbeit, welche die Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schul
geschichte leistet, noch immer berechtigt. Besonders muß es eine Aufgabe der Zu
kunft sein, auch den Erziehungstheoretikern mehr Aufmerksamkeit zu schenken,
um so nach und nach ein möglichst getreues Bild der pädagogischen Anschauungen
und Arbeit eines Zeitraumes zu gewinnen. Einen kleinen Baustein zu diesem
Gemälde soll folgende Studie über Crasselius als Erziehungstheoretiker liefern.
M. Johannes Crasselius war ein Bruder des als Liederdichter aus der
Halleschen Pietistenschule bekannten Bartholomäus Crasselius (1667—1701)
und wurde wegen strenger Handhabung der Kirchenzucht im Jahre 1698 vom
Pfarramt zu Sara und Muckern durch das Fürstliche Konsistorium zu Altenburg
abgesetzt, wie wir der „Allgemeinen deutschen Biographie" 8. v. Crasselius,
Bartholomäus, entnehmen. Dieser Johann Crasselius, über dessen sonstige
Lebensumstände ich nichts weiter ermitteln konnte, war eine Zeitlang Konrektor
der Fürstlich Sächsischen Stadt- und Landschule zu Altenburg und veröffentlichte
in dieser Eigenschaft 16 91 eine Schrift erziehungstheoretischen Inhalts mit dem
Titel: „M.Johanns Crasselii, der fürstlich. Sächsischen Stadt- und
Landschule zu Altenburg ConrectoriL, treuhertziger und wohl
gemeinter Vorschlag zu heilsamer und zumal gantz leichter Ver
besserung der allgemeinen christlichen Kinderzucht und des dazu
dienenden öffentlichen Schul-Wesens. Leipzig, zu finden bey Johann
Heinichen, Buchh. 1691"?
Die Schrift ist in 43 Paragraphen eingeteilt, die der Verfasser wieder vielfach
in Abschnitte mit 1, 2, 3, a, b, c, «, ß, Y gliedert. Nach der Einleitung, die über
die Aufgabe der Obrigkeit, der Eltern und Lehrer handelt, bespricht Cr. den
Religionsunterricht und den Unterricht in den freien Künsten und stellt hier drei
Sätze auf: Daß nur wenig Iectione8 in Schulen zu verordnen, daß nur die
nötigsten 1ectione8 zu behandeln und diese ordentlich einzuteilen und deutlich
vorzutragen seien. Was Cr. in diesen Paragraphen ausführt, legen wir der
Quintessenz nach im folgenden dar.
1 Die Schrift findet sich auf der Würzburger Universitätsbibliothek in einem Sammel
band (Sign. H. e. q 41 Y).