Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

M. Johannes Crasselius. 
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Damit schließt der ganze cur8U8 studiorurn; alle weitere Wissenschaft muß bei 
den Lehrern auf Akademien gesucht werden. Für diese wünscht Cr. eine Art Stndien- 
führer. Zu Beginn der Universitätsstudien sollten amtlich bestellte christliche und 
verständige Literati die profectus der ankommenden jungen Studenten untersuchen, 
ihnen an die Hand gehen, was sie tun, was sie für collegia hören, wie sie den 
cursus studiorum einrichten und absolvieren sollten, damit sie nicht die Sache ver 
kehrt machen, unnötige Dinge den nötigen vorziehen, durch Unordnung sich ver 
wirren und ihren Zweck verfehlen. 
3. Daß gedachte wenige nötigste lectiones ordentlich einzuteilen 
und deutsch fürzutragen (8 35—37). 
a) Einteilung der lectionen. Cr. gibt hier verständige Winke über 
Gestaltung des Stundenplans, den er auf den für Wiederholung geltenden 
Gesetzen und der Idee der Konzentration entsprechend aufgebaut wissen will. In 
diesem Sinne fordert er: Man soll die lectiones nicht die ganze Woche ver 
mengen und nicht an einem Tage zu oft ändern, sonst werden die Schüler zer 
streut, verwirrt und behalten nicht eine, geschweige denn alle lectiones richtig. 
Zweierlei lectiones auf einen Tag, auch in den höheren Klaffen, genügen. 
Wenn man ja bisweilen eine oder die andere lection zu lange zu treiben unzweck 
mäßig findet, so ist es noch besser, sie alsbald bei der nächsten Zusammenkunft 
wieder vorzunehmen, als sie bis auf den dritten oder vierten Tag auszusetzen und 
dann erst wieder zu traktieren, da das, was das erstemal gehört worden, wegen 
vieler anderer Dinge meistens wieder außer acht gelassen ist. Was man in weit 
läufigen Dingen wie in den artes liberales ausführlich vornimmt, behält man besser, 
als wenn auf nur kurzen Unterricht abruptiones dazwischen kommen. Das Prinzip 
der Konzentration bringt Cr. zur Geltung, wenn er verlangt: Miteinander 
verwandte lectionen sollen entweder bei einer Zusammenkunft oder doch an einem 
Tage behandelt werden. Endlich will er den Religionsunterricht in der 
Frühe, die übrigen Fächer mittags vorgenommen wissen. 
b) Deutlicher Vortrag der lectionen. Deutliche und leichte Art, die 
lectiones vorzutragen, hält Cr. wie alle für nötig, will aber keine nähere Aus 
führung darüber geben, da jeder Lehrer es für seine Pflicht halte, seine Schüler 
vernehmlich und deutlich zu unterrichten, auch jeder seine eigene Methode für die 
beste halte und nicht leicht eines anderen Art und Weise annehme. Für besonders 
nützlich hält es Cr., von der Erklärung einer Lektion nicht abzulassen und so lange 
fortzufahren, bis die Schüler dieselbe verstehen. Zu diesem Zwecke sei jedesmal 
kurze repetition und exarnination anzustellen. — 
Schluß (§ 38—43). Hier spricht Cr. den Wunsch aus, den er auch von für 
nehmen Gelehrten gehört hat, daß man die Sprachen und die dazu gehörigen 
Grammatiken der Jugend leichter mache. Dazu sei dann nötig, diese Gram 
matiken nicht länger allein, sondern nebst gewissen verordneten Texten zugleich zu 
behandeln, d. h. durch die vorkommenden Exempel trägt man die ferneren praecepta 
nach und nach vor, erklärt sie und prägt sie durch Wiederholung ein. Cr. will 
also Konzentration von Grammatik und Uebungsstoff. Bei dieser Ordnung werden 
auch mittelmäßig begabte Schüler bis zum 17. oder 18. Jahre das Nötige erlernen 
und eine Akademie mit Nutzen beziehen können, auch wenn sie erst mit 8, 9 oder
	        
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