Rundschau.
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den durchschnittlich Besseres leistenden
entgeltlichen Schulen etwas höher ist.
Wenn das zutreffen sollte, wofür ein
exaktes Material fehlt, so würde sich
der Unterschied noch etwas vergrößern.
Wir wollen hier noch nicht auf die
Gründe eingehen, die für diese Differen
zierung in Frage kommen, glauben aber,
daß die Tatsachen wertvoll genug sind,
auch anderwärts zur Sammlung des ein
schlägigen Materials anzuregen, damit
dann auf breiterer Grundlage die päda
gogisch wie psychologisch gleich interessante
Frage ihrer Lösung zugeführt werden kann.
ttriegsgeographie und Lehrerschaft.
Zu den vorzüglichen Ausführungen des
Schulinspektors Herrn E. Oppermann
(siehe „Pharus", 5. Heft, S. 428 ff.) sei
ergänzend bemerkt: Der ernste Weltkrieg
zwingt uns Lehrer zu raschem Einleben
in solche Gebiete des geographischen
Unterrichtsstoffes, mit denen wir uns
bisher wenig oder gar nicht beschäftigten.
Soll doch der Erdkundeunterricht jetzt
nicht mehr bloß zuverlässige Kenntnisse
von Land und Leuten vermitteln, sondern
auch ziemlich umfassende Ein
sicht in die Zusammenhänge der
geographischen Verhältnisse mit
denKriegsursachen und den Kriegs
zielen gewähren.
Die Ursachen des Krieges sind
zwar nicht ausschließlich, aber doch stark
geographischer Natur, insofern der Krieg
nach dem Worte von Clausewitz die Fort
setzung der Politik mit veränderten Mit
teln ist. Nun ist die Politik unserer
Gegner stark expansiv, das heißt, nach
Machterweiterung strebend, was ohne
geographische Verschiebung un
denkbar ist. Die Ursachen des Welt
krieges stellen ein so vielseitiges Geflecht
von Einzelvorgängen dar, deren Schau
plätze die Erdteile und die Meere als
Ganzes sind, daß schon dieserwegen der
Krieg den Namen Weltkrieg verdient.
Es sei hier nur das eine hervorgehoben,
daß der Kolonialkrieg als Teil des
Weltkrieges eine zu mindest bei Eng
land beschlossene Sache war. Auch
Japan würde sich ohne Tsingtau
gehütet haben, sich unter unsere Gegner
zu mischen.
Zu diesen Ursachen kommen die Ziele
des Weltkrieges, die bei uns wie
bei unseren Gegnern die Frage aus
lösen: Was werden wir gewinnen?
In die Behandlung einer solchen Frage
spielen unbedingt geographische
Probleme herein, weil die Möglich
keiten nur im Rahmen der politischen
Grenzverhältnisse abgewogen werden kön
nen. Wir brauchen uns da lediglich an
das wenig erbauliche Verhalten Italiens
gegen Oesterreich-Ungarn zu erinnern.
Eine weitere Hauptaufgabe der erd
kundlichen Unterweisung ist die Be
schreibung der Schlachtfelder,
jedoch nicht in der viel geübten land
läufigen Art, sondern in einer solchen,
die für das Verständnis der
Kriegsvorgänge von Wert ist
und von Wert bleibt. Es kann
nicht behauptet werden, daßLiteratur
und Presse in dieser nahelie
gendsten Aufgabe auch nur be
friedigten, was ohne weiteres er
klärlich ist, wenn man bedenkt, wie un
geheuer umfangreich dieKriegs-
schauplätze sind und wie wenig
Genaues wir selb st von manchen
europäischen Landesteilen wissen.
Man denke zum Beispiel an den Argonner
Wald. —
So stellt uns also der Krieg vor Auf
gaben, deren Lösung uns gar nicht leicht
fällt, zumal wir wenig geeignete Vor-
bereitungs- und Hilfsmittel zur Hand
haben. Aussprachen über Themen wie:
Das Meer und der Krieg; das Meer
als Kriegsschauplatz: Australien im Welt
kriege; die Karpathen und ihre strategische
Bedeutung; die Größe, die Rätsel und
die Lehren des Weltkrieges usw. find
zweifellos zeitgemäß und wertvoll, be
sonders dann, wenn der Unterrichtende
genauen Bescheid weiß oder wenn nach
erfolgter Besprechung geeignete Lesestoffe
zur Verfügung stehen.
Herrn Oppermanns Buch „Die euro
päischen Kriegsschauplätze" ist
für den Kriegsgeographieunterricht sehr
empfehlenswert. Zu ihm gesellt sich ein
weiteres wertvolles Buch für diesen Unter
richt, das bis zum 1. Juni erscheint und
alle kriegführenden und die in Frage
kommenden neutralen Staaten, sowie die
oben erwähnten Themen in angenehmer
Form eingehend behandelt. Es trägt den
Titel „Kriegsgeographie" und ist
bearbeitet von Bruno Clemenz,