Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

Rundschau. 
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den durchschnittlich Besseres leistenden 
entgeltlichen Schulen etwas höher ist. 
Wenn das zutreffen sollte, wofür ein 
exaktes Material fehlt, so würde sich 
der Unterschied noch etwas vergrößern. 
Wir wollen hier noch nicht auf die 
Gründe eingehen, die für diese Differen 
zierung in Frage kommen, glauben aber, 
daß die Tatsachen wertvoll genug sind, 
auch anderwärts zur Sammlung des ein 
schlägigen Materials anzuregen, damit 
dann auf breiterer Grundlage die päda 
gogisch wie psychologisch gleich interessante 
Frage ihrer Lösung zugeführt werden kann. 
ttriegsgeographie und Lehrerschaft. 
Zu den vorzüglichen Ausführungen des 
Schulinspektors Herrn E. Oppermann 
(siehe „Pharus", 5. Heft, S. 428 ff.) sei 
ergänzend bemerkt: Der ernste Weltkrieg 
zwingt uns Lehrer zu raschem Einleben 
in solche Gebiete des geographischen 
Unterrichtsstoffes, mit denen wir uns 
bisher wenig oder gar nicht beschäftigten. 
Soll doch der Erdkundeunterricht jetzt 
nicht mehr bloß zuverlässige Kenntnisse 
von Land und Leuten vermitteln, sondern 
auch ziemlich umfassende Ein 
sicht in die Zusammenhänge der 
geographischen Verhältnisse mit 
denKriegsursachen und den Kriegs 
zielen gewähren. 
Die Ursachen des Krieges sind 
zwar nicht ausschließlich, aber doch stark 
geographischer Natur, insofern der Krieg 
nach dem Worte von Clausewitz die Fort 
setzung der Politik mit veränderten Mit 
teln ist. Nun ist die Politik unserer 
Gegner stark expansiv, das heißt, nach 
Machterweiterung strebend, was ohne 
geographische Verschiebung un 
denkbar ist. Die Ursachen des Welt 
krieges stellen ein so vielseitiges Geflecht 
von Einzelvorgängen dar, deren Schau 
plätze die Erdteile und die Meere als 
Ganzes sind, daß schon dieserwegen der 
Krieg den Namen Weltkrieg verdient. 
Es sei hier nur das eine hervorgehoben, 
daß der Kolonialkrieg als Teil des 
Weltkrieges eine zu mindest bei Eng 
land beschlossene Sache war. Auch 
Japan würde sich ohne Tsingtau 
gehütet haben, sich unter unsere Gegner 
zu mischen. 
Zu diesen Ursachen kommen die Ziele 
des Weltkrieges, die bei uns wie 
bei unseren Gegnern die Frage aus 
lösen: Was werden wir gewinnen? 
In die Behandlung einer solchen Frage 
spielen unbedingt geographische 
Probleme herein, weil die Möglich 
keiten nur im Rahmen der politischen 
Grenzverhältnisse abgewogen werden kön 
nen. Wir brauchen uns da lediglich an 
das wenig erbauliche Verhalten Italiens 
gegen Oesterreich-Ungarn zu erinnern. 
Eine weitere Hauptaufgabe der erd 
kundlichen Unterweisung ist die Be 
schreibung der Schlachtfelder, 
jedoch nicht in der viel geübten land 
läufigen Art, sondern in einer solchen, 
die für das Verständnis der 
Kriegsvorgänge von Wert ist 
und von Wert bleibt. Es kann 
nicht behauptet werden, daßLiteratur 
und Presse in dieser nahelie 
gendsten Aufgabe auch nur be 
friedigten, was ohne weiteres er 
klärlich ist, wenn man bedenkt, wie un 
geheuer umfangreich dieKriegs- 
schauplätze sind und wie wenig 
Genaues wir selb st von manchen 
europäischen Landesteilen wissen. 
Man denke zum Beispiel an den Argonner 
Wald. — 
So stellt uns also der Krieg vor Auf 
gaben, deren Lösung uns gar nicht leicht 
fällt, zumal wir wenig geeignete Vor- 
bereitungs- und Hilfsmittel zur Hand 
haben. Aussprachen über Themen wie: 
Das Meer und der Krieg; das Meer 
als Kriegsschauplatz: Australien im Welt 
kriege; die Karpathen und ihre strategische 
Bedeutung; die Größe, die Rätsel und 
die Lehren des Weltkrieges usw. find 
zweifellos zeitgemäß und wertvoll, be 
sonders dann, wenn der Unterrichtende 
genauen Bescheid weiß oder wenn nach 
erfolgter Besprechung geeignete Lesestoffe 
zur Verfügung stehen. 
Herrn Oppermanns Buch „Die euro 
päischen Kriegsschauplätze" ist 
für den Kriegsgeographieunterricht sehr 
empfehlenswert. Zu ihm gesellt sich ein 
weiteres wertvolles Buch für diesen Unter 
richt, das bis zum 1. Juni erscheint und 
alle kriegführenden und die in Frage 
kommenden neutralen Staaten, sowie die 
oben erwähnten Themen in angenehmer 
Form eingehend behandelt. Es trägt den 
Titel „Kriegsgeographie" und ist 
bearbeitet von Bruno Clemenz,
	        
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