Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

Rundschau. 
:: 571 :: 
Rektor in Liegnitz (Band IV der Samm 
lung: „In den Gluten des Weltbrandes", 
Verlag von Kurt Kabitzsch, Würzburg, 
ca. 240 Seiten Text und 12 vorzügliche 
Reliefkarten für nur 2 Mk. geheftet und 
2,40 Mk. gebunden). Das Werk ist ebenso 
gut geeignet zur Vorbereitung des Lehrers 
auf den Unterricht und auf Vorträge zur 
Belebung der Volks-, Vereins- und 
Jugendabende, wie zu wirkungsvoller 
Klassenlektüre. F. H. 
Ernst Meumann gestorben. 
Wir haben des öfteren auf die ver 
dienstvolle Arbeit Ernst Meumanns hin 
gewiesen, besonders auf seine experimen 
tellen Untersuchungen und psychologischen 
Forschungsergebnisse, wobei wir freilich 
den Gedanken, daß experimentelle Psycho 
logie nicht pädagogischer Forschung gleich 
zusetzen wäre, immer wieder hervorgehoben 
haben. Nun ist der von rastlosem wissen 
schaftlichem Streben durchdrungene Ge 
lehrte, erst im 53. Lebensjahre stehend, 
in Hamburg am 26. April verstorben. 
Meumann stammt aus der Schule Wil 
helm Wundts und war 1862 zu Herd 
ringen am Niederrhein geboren und oblag 
seinen Studien in Tübingen, Berlin, Halle 
und Bonn. 1891 kam er nach Leipzig, 
um sich nach seiner Promotion bei Wundt 
die Methoden der experimentellen Psycho 
logie anzueignen. Schon nach zwei Jahren 
wurde er Assistent am Leipziger psycho 
logischen Universitätsinstitut. In diese 
Zeit fällt die Entwicklung seiner päda 
gogischen Neigungen. 1897 wurde er 
außerordentlicher Professor der Pädagogik 
und Psychologie in Zürich, woselbst ihm 
im Jahre 1900 das Ordinariat hierfür 
übertragen wurde. Und nun beginnt ein 
etwas ruheloses Wandern. 1905 folgte 
er einem Ruf nach Königsberg, 1907 
nach Münster, wieder nach zwei Jahren 
wurde er der Nachfolger von Ebbinghaus 
in Halle, um schon nach wenigen Monaten 
einer Berufung nach Leipzig zu folgen. 
Im Jahre 1911 ging er, einer Einladung 
des Hamburger Senats folgend, an das 
dort neugegründete Kolonialinstitut und 
Oeffentliche Vorlesungswesen. 
Von seinen literarischen Arbeiten ist 
am bekanntesten das dreibändige Werk: 
„Vorlesungen zur Einführung in die ex 
perimentelle Pädagogik und ihre psycho 
logischen Grundlagen". 1907 erschien es 
in zwei Bänden. Bald war eine neue 
Auflage notwendig, deren Stoff so an 
gewachsen war. daß drei starke Bände 
sich ergaben. Im Vorjahr kam ein Aus 
zug hieraus: „Abriß der experimentellen 
Pädagogik" zurAusgabe. Vondenübrigen 
Arbeiten nennen wir besonders „Oeko- 
nomie und Technik des Lernens" (1903), 
„Intelligenz und Wille" (1908). Die 
„Zeitschrift für pädagogische Psychologie 
und experimentelle Pädagogik" gab er 
mit C. Scheibner gemeinsam heraus. 
Außerdem war er beteiligt an der Heraus 
gabe des „Archiv für die gesamte Psycho 
logie", „Sammlung pädagogischer Mono 
graphien", „Die Pädagogik als empirische 
Forschung". 
Eduard Gutensohn gestorben. 
Der langjährige Hauptredakteur der 
„Pädagogischen Blätter" des Katholischen 
Lehrervereins in Bayern ist am 24. Mai 
in München schweren Leiden erlegen. 
Neben der schulpolitischen Arbeit, die die 
Redaktion mit sich brachte, lag Guten 
sohns allgemeine pädagogische Stärke auf 
dem Gebiete der Jugendliteratur und 
ästhetischen Erziehung. Er ist selbst 
schöpferisch als Dichter und Maler tätig 
gewesen und nur seine Bescheidenheit hielt 
ihn von der großen Welt zurück. In 
älteren Jahrgängen der Jsabella Braun- 
schen „Jugendblätter" ist manche Perle 
seiner Muse geborgen. Der Vereins- und 
schulpolitische Kampf machte dann den 
Dichtermund schweigen. Seine Bilder 
waren von berufener Seite gerühmt und 
in Münchener Kunstausstellungen sogar 
breiteren Kreisen zugänglich gemacht. 
Diese produktive Betätigung machte ihn 
besonders befähigt, in Fragen der Kunst 
erziehung ein gewichtiges Wort mitzu 
sprechen. In zahlreichen Versammlungen 
des Katholischen Lehrervereins, auch im 
Katholischen Lehrerverband des Deutschen 
Reiches vertrat er maßvolle Grundsätze 
einer vernünftigen ästhetischen Jugend- 
und Volksbildung; in seinen „Pädago 
gischen Blättern" und der „Zeits chrift 
für christliche Kunst" ward er zum 
Apostel dieser Bestrebungen und in einem 
HeftderPädagogischen Zeitfragen 
(Alte Folge Nr. 18, „Grundsätze, Ziele 
und Wege der Kunsterziehung". 1907, 
jetzt Verlag der Buchhandlung L. Auer, 
Donauwörth) hat er seine Anschauungen
	        
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