u 572 :: Bücherschau.
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in solch gediegener Form festgelegt,
daß die Broschüre die ministerielle Emp
fehlung für die Fortbildung des Lehr
personals fand. Seit längerem arbeitete
er an einem größeren Werke über ästhe
tische Erziehung und konnte es noch
vor der letzten Verschlimmerung seines
Leidens abschließen. Ein edler Lehrer,
ein religiös begeisterter Erzieher, ein
wackerer Kämpe der katholischen päda
gogischen Presse ist mit Gutensohn von
uns geschieden.
Mitteilungen.
pädagogischer Kursus.
Ueber das bayerische Fortbildungs
schulwesen unter dem Gesichtspunkte der er
strebten nationalen Einheitsschule findet
am Donnerstag, dem 15. und Freitag, dem
16. Juli 1915 im Kloster Seligenthal zu
Landshut (Bayern) ein pädagogischer Kurs
des Landesverbandes der katholischen geist
lichen Schulvorstände Bayerns statt. — Re
ferate: Die nationale Einheitsschule und das
bayerische Fortbildungsschulwesen (Hochschul-
profefior Dr. Scharnagl, Freising). — Die
Psyche der weiblichen Jugendlichen und die
aus ihr hervorgehende Aufgabe. Stellung der
Fortbildungsschule (Privatdozent Di-. Mayer,
München). — Die staatsbürgerliche Erziehung
in der Fortbildungsschule (Universitätspro
fessor Dr. Göttler, München). — Das Ar
beitsprinzip und seine ethische Einwirkung
in der Fortbildungsschule (Seminar-Assistent
Dr. Ritzer, Passau). — Die Heimatkunde in
der Fortbildungsschule (Direktor Englhart,
Landshut). — Der Religionsunterricht in der
Fortbildungsschule (Univ.-Professor Dr. Gött
ler, München). — Die Fortbildungsschule
in ihrem Verhältnis zu den Standesorgani
sationen (Domdekan Dr. Huber, München). —
Die Fortbildungsschule und die militärische
Jugend-Erziehung (Domdekan Dr. Huber,
München.
vücherscha».
In dieser Abteilung werden Neuerscheinungen nach
Anlage, Inhalt und Richtung kurz gekennzeichnet.
Eine Uebersicht über den weiteren Schriften-Einlauf
bietet die Jnseratenbeilage.
pädagogische Theorie und Praxis.
Adler Alfred und Hurtmüller ttarl, Heilen
und Bilden. Aerztlich-Pädagogische Ar
beiten des Vereins für Jndividualpsycho-
logie. München, E. Reinhardt. 1914.
VIII, 399 Seiten. Gr. 8.
In dem vorliegenden Bande veröffent
lichen die Mitglieder des Vereins für Jn-
dividualpsychologie in Wien eine Reihe von
Artikeln, welche verschiedene Probleme der
Wissenschaft und Praxis der Kindererziehung
betreffen. Gemeinsam ist ihnen allen die Auf
fassung der Jndividualpsychologie als künst
lerisches Bestreben, das instand setzen soll
die Ausdruckshmptome psychischer Prozesse in
der Entwicklung des Kindes im Zusammen
hang eines einheitlichen Werdens anzusehen.
In diesem Streben begegnen sich in ver
heißungsvoller Weise der Psychotherapeut und
der Pädagoge. Beinahe die Hälfte der Auf
sätze entstammen der Feder Dr. Adlers, des
Begründers der empirischen Methode in der
Jndividualpsychologie; es sei nur auf den be
achtenswerten Beitrag: „Ueber neurotische
Disposition" verwiesen. Die Bedeutung der
Psychoanalyse und insbesondere der Freud-
schen Sexualtheorie unterzieht Dr. Furtmüller
einer eingehenden Kritik. Aus dem reichen
Inhalte dieser ersten Publikation des Ver
eins seien noch besonders hervorgehoben:
Eine charakterologische Deutung des Indivi
duums Rousseau in bezug auf seine Ethik
versucht Wexberg zu geben. Drei Artikel
befaßen sich mit der aktuellen Frage der Be
rufswahl. Auch die so wichtige Elternfrage,
welche leider noch viel zu wenig diskutiert
worden ist, wird aufgerollt. Drei Artikel
orientieren über das Problem des Schüler
selbstmordes. Wie Schüleraufsätze (Märchen)
in den Dienst der Jndividualpsychologie ge
stellt werden können, zeigt Furtmüller in
seinem Beitrage: „Selbsterfundene Märchen".
— Der gemeinsame Standpunkt aller Mit
arbeiter, ihre besonnene Einstellung zum
Problem der individualpsychologischen Er
forschung der Seele des Kindes haben sie
vor Ueberschätzung des Anormalen in der
seelischen Entwicklung des Kindes bewahrt,
sodaß man von dieser und der angekündigten
zweiten Publikation gute Erfolge im weiten
Kreise aller an der Erziehung der Jugend
interessierten Personen erwarten kann.
Dr. W. Kammel, Wien.
Burger, Prof. Dr. phil. Eduard, Arbeits
pädagogik. Geschichte — Kritik —
Wegweisung. Leipzig usw., W. Engelmann.
1914. XII, 604 S. Mk. 17; geb. Mk. 18.
„Durch Selbsttätigkeit zur Selbständig
keit!" Das lag lange vielen Pädagogen aus
der Zunge; systematisch durchgeführt hat es
unser Autor, mit dem Schlußsätze, daß moderne
Pädagogik gar keine andere als Arbeits
pädagogik sein könne, und mit der daraus
folgenden Forderung nach Selbständigkeit und
Bewegungsfreiheit des Lehrer-Erziehers, so
gar nach einem neuen Lehrerideal (S. 555 f.).
Auch die Doppelforderung nach Verschieden
heit und zugleich Einheit des Bildungswesens