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Ermüdungsmessungen im Dienste der Schule.
bei dem auch in Volksschulen mehr und mehr überhandnehmenden Fachlehrersystem
notwendig, daß für eine planmäßige und gleiche Hausaufgabenverteilung gesorgt
wird und daß die gestellten Aufgaben ins Klassenbuch eingetragen werden.
Die kurze Zusammenfassung ergibt: Durch Einschränkung des Unterrichtsstoffes
und seine pädagogische Anordnung sowie durch möglichste Herabsetzung der Haus
aufgaben läßt sich die Ermüdung unserer Schuljugend nach Möglichkeit vermeiden.
Für die Verteilung der Arbeitszeit in der Schule sorgt der Stundenplan. Die
Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden ist amtlich für die einzelnen Schulen und
Stufen bezw. Klassen festgelegt, und zwar unter Berücksichtigung des Grundsatzes,
daß die Arbeitszeit der Schüler nach dem Umfange allmählich gesteigert wird. Von
jeher ist auf eine abwechslungsreiche Verteilung der Lehrfächer geachtet worden;
seit dem Auftreten der Ermüdungsmessungen aber hat man der Aufstellung der
Stundenpläne ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet, da ein nach den Messungs
ergebnissen sorgfältig gearbeiteter Stundenplan wesentlich dazu beiträgt, der Er
müdung der Kinder vorzubeugen. Und welche Gesichtspunkte sind in dieser Hin
sicht zu berücksichtigen?
Alle Ermüdungsmessungen, die den Ermüdungsverlauf einer oder mehrerer un
mittelbar aufeinanderfolgender Lehrstunden untersuchten, kamen zu dem Ergebnis,
daß Lektionen von 60 Minuten Länge zu große Ermüdung hervorrufen; denn schon
nach halbstündiger gleichmäßiger Arbeit find Ermüdungserscheinungen deutlich be
merkbar. Werden die Fingerzeige dieser Ermüdungsergebnisse nicht beachtet, wird
trotzdem Stunde um Stunde der kindliche Geist angespannt, so muß der erzwungene
Verbrauch von Nervenkraft zur schädlichen Uebermüdung führen. Darum ist es
notwendig, kürzere Lehrstunden einzurichten. In Mittel- und Oberklassen mag
die Dauer einer Unterrichtseinheit etwa 45 bis 50 Minuten betragen; für die
Unterklassen aber sind halbstündige Lektionen (besonders für einzelne Fächer) mehr
zu empfehlen; denn jüngere Kinder ermüden leichter als ältere, deren Geistes-
tragkraft allmählich gewachsen ist. Selbstredend wäre es falsch, die verschiedenen
Unterrichtsfächer in solchen gekürzten Lehrstunden unmittelbar einander folgen zu
lassen, wenn auch immerhin schon jeder Abwechslung im Unterricht ein gewisser
Erholungswert beizumessen ist. Zwischen die Lehrstunden müssen Pausen gelegt
werden; über ihren Wert, ihre Anordnung und Ausnützung wird weiter unten die
Rede sein.
Dem Ansetzen der Unterrichtsfächer in ihrer Aufeinanderfolge ist größte Sorg
falt zu widmen. Griesbach, Wagner und Kemsies haben den Ermüdungseinfiuß
der einzelnen Lehrfächer untersucht und diese daraufhin nach ihrer Schwierigkeit
geordnet, die im wesentlichen mit den praktischen Erfahrungen übereinstimmen. Ein
vielseitiger Irrtum aber wurde durch die Messungen entdeckt. Während man früher
nämlich meist der Ansicht war, daß Turnen Erholung bringe, bewiesen die Unter
suchungen, daß es den anstrengendsten Unterrichtsfächern gleichzustellen ist, diese
unter Umständen sogar übertrifft. Daher sollte Turnen nicht mitten in den Unter
richt eingeschoben werden, sondern ans Ende des Unterrichts, am besten abgesondert
auf den Nachmittag verlegt werden. Da der Wert jeder Arbeit unter den Ein
flüssen der Ermüdung leidet, so ist es notwendig, schwierige Arbeit im unermüdeten
Zustand zu verrichten. Daraus geht also hervor, daß die schwierigsten Fächer
(Rechnen, Deutsch, Religion) an den Anfang des Unterrichts zu legen sind, weil