Full text: Pharus - 5.1914, Halbjahrband 1 (5)

Bücherschau. 
:: 574 :: 
Lehrfach Arbeitsunterricht, sondern Arbeit als 
methodisches Prinzip; nicht nur Betätigung 
der Hand, auch geistige: Selbstsuchen, Selbst 
finden , Selbstschaffen. Mit Lehrbeispielen 
aus der Heimatkunde von Dortmund und 
einigen aus der Erdkunde wird gezeigt, welche 
Arbeitsformen beim Heimat- und erdkund 
lichen Unterricht anzuwenden sind. Lern 
spaziergänge, auch größere, werden an 
gelegentlich empfohlen — wobei wir nicht 
vergessen dürfen, daß zu Reisen in den 
meisten Schulen Zeit und Geld fehlen. Mit 
dem Sandtisch arbeitet Brinkmann besonders 
viel; hierin kann man ihm durchaus bei 
stimmen, besonders wenn man kleine Klassen 
hat oder solche Arbeitsgemeinschaften durch 
Abteilen Herstellen kann. Weniger wertvoll 
für den Unterricht scheinen mir'die Bastel 
arbeiten zu sein; meist wird es zur Spielerei. 
Wenn auch die Lehrbeispiele für Dortmund 
geschrieben sind, so mag doch mancher süd 
deutsche Lehrer der Heimatkunde mit Nutzen 
lesen, wie Brinkmann etwa die Himmels 
gegenden, Wind und Wetter erläutert, be 
sonders wie er in das Verständnis der Karte 
einführt — diesen schwierigen Punkt allen 
geographischen Unterrichts, der so oft miß 
lingt. Jeder wird auf seine Heimat die 
Beispiele übertragen können, an denen Brink 
mann die „wichtigsten geographischen Grund 
begriffe planmäßig verdeutlichen" will. In 
einem zweiten Teil werden Beispiele gegeben 
für einen werktätigen Unterricht in der Erd 
kunde (Mittel- und Oberstufe): Talsperre, 
Entstehung der oberrheinischen Tiefebene (die 
besser veranschaulicht werden kann), Nordsee 
deiche, Entstehung des Jadebusens, Land 
verlust und Landgewinn. Ein Sandrelief eines 
ganzen Landes (Italien), wie Brinkmann 
herstellen läßt, ist eine überflüssige und un 
nützliche Arbeit. In einem dritten Teil 
werden Niederschriften aus den Tagebüchern 
seiner Schüler gegeben; offenbar Aufsätzchen, 
die nach Wanderungen oder nach geogra 
phischen Stunden gemacht wurden. 
Kottmann, Ulm. 
Born, Lachende Grammatik. Weinheim 
und Leipzig, Ackermann. 45 Pfg. 
Künstlerischer Sinn hat sich mit wissen 
schaftlicher Gründlichkeit vereint und ein 
Büchlein mit goldenem Inhalt geschaffen. 
Schon das Problem an sich, die spröde 
Grammatik reizvoll zu gestalten, wirkt eigen 
artig genug, noch mehr aber die Art, wie 
es gelöst wird. Allerdings nicht so, als ob 
das Sprachliche in den Hintergrund geschoben 
würde, nein, es kommt recht ausgiebig zu 
Wort und zwar so, daß unser Interesse von 
Abschnitt zu Abschnitt wächst. Das sprachlich 
Entlegenste selbst wird mit sicherem Blick 
aufgespürt, mit Künstlerhand so dargereicht, 
daß der Wert, der darin liegt, recht 'deutlich 
bewußt wird. Es gibt wohl viele sprachliche 
Bücher und es erscheinen deren immer mehr, 
aber ich wüßte keines, das man so gern liest 
und wieder liest, das man so bereichert aus 
der Hand legt wie des jungen Offenbacher 
Lehrers Machende Grammatik'. 
A. Jäger, Mainz. 
Groffy, Abschließender gruppierender 
und zusammenfassender Geschichts 
unterricht in der Volksschule. Ein 
Beitrag zur staatsbürgerlichen Erziehung 
unserer Volksschuljugend. Wiesbaden, Bech- 
told u. Co. VII, 136 S. Mk. 1,50. 
Gegen den Grundgedanken, staatsbürger 
liche Belehrungen durch den Geschichtsunter 
richt zu vermitteln, ist nichts zu sagen. Nur 
ist die Frage die, ob hierzu gerade dies 
Büchlein berufen ist. Ob es nicht wirksamer 
wäre, einzelne besonders dankbare Partien 
der Geschichte unter staatsbürgerliche (volks 
wirtschaftliche und politische) Gesichtspunkte 
zu rücken, darf sicher bejaht werden. Wäre 
es hierzu nicht besser, sich an größeren Werken 
zu orientieren, damit die Weite des Blickes 
sich öffne? Schulrat Scherers »Führer durch 
Geschichtswissenschaft und Geschichtsunterricht' 
möchte ja gerade hier einspringen und dem 
weniger Kundigen die Wege weisen, die zu 
den Quellen führen, aus denen der frische 
Trunk geschöpft werden mag. So aber liegt 
die Gefahr nahe, daß der Blick sich verengert 
und trübt, um so mehr, als manches, ab 
gesehen von der ganzen Anlage des Büchleins, 
zu denken gibt. Daß z. B. Tillh immer noch 
Magdeburg zerstört, ist eine Meinung, die 
von der neueren Geschichtschreibung als un 
richtig erwiesen wurde; auch was die recht 
einseitigen Bemerkungen über den Kultur 
kampf wollen, ist nicht einzusehen. 
A. Jäger, Mainz. 
ttehr, Dr. C., Die Praxis der Volks 
schule. Ein Wegweiser zur Führung 
einer geregelten Schuldisziplin und zur 
Erteilung eines methodischen Schulunter 
richts für Volksschullehrer und für solche, 
die es werden wollen. 13. Auflage. Be 
arbeitet von I. Helm. Gotha, Thiene- 
mann. 1913. VIII, 436 S. Mk. 4,40; 
geb. Mk. 4,90. 
Kehr gehört unbestritten zu den Klassikern 
der Volksschulpädagogik. Darum darf und 
wird, was er geschrieben hat, nie veralten. 
Am wenigsten seine »Praxis der Volksschule', 
die gegenwärtig in 13. Auflage vorliegt. 
Die »Praxis' setzt die Kenntnisse in der all 
gemeinen Erziehungs- und Unterrichtslehre 
voraus; sie bietet die angewandte Pädagogik, 
oder „wie jene Theorien in die Praxis des 
Schullebens umzusetzen sind" (S. 42). Die 
Regeln, die hierfür sowohl für die Schul 
zucht als für den Schulunterricht (allgemeine 
und besondere Unterrichtslehre) ausgestellt 
werden, sind nach dem Verfasser in der 
Hauptsache „alte und bekannte Grundsätze",
	        
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