Bücherschau.
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Lehrfach Arbeitsunterricht, sondern Arbeit als
methodisches Prinzip; nicht nur Betätigung
der Hand, auch geistige: Selbstsuchen, Selbst
finden , Selbstschaffen. Mit Lehrbeispielen
aus der Heimatkunde von Dortmund und
einigen aus der Erdkunde wird gezeigt, welche
Arbeitsformen beim Heimat- und erdkund
lichen Unterricht anzuwenden sind. Lern
spaziergänge, auch größere, werden an
gelegentlich empfohlen — wobei wir nicht
vergessen dürfen, daß zu Reisen in den
meisten Schulen Zeit und Geld fehlen. Mit
dem Sandtisch arbeitet Brinkmann besonders
viel; hierin kann man ihm durchaus bei
stimmen, besonders wenn man kleine Klassen
hat oder solche Arbeitsgemeinschaften durch
Abteilen Herstellen kann. Weniger wertvoll
für den Unterricht scheinen mir'die Bastel
arbeiten zu sein; meist wird es zur Spielerei.
Wenn auch die Lehrbeispiele für Dortmund
geschrieben sind, so mag doch mancher süd
deutsche Lehrer der Heimatkunde mit Nutzen
lesen, wie Brinkmann etwa die Himmels
gegenden, Wind und Wetter erläutert, be
sonders wie er in das Verständnis der Karte
einführt — diesen schwierigen Punkt allen
geographischen Unterrichts, der so oft miß
lingt. Jeder wird auf seine Heimat die
Beispiele übertragen können, an denen Brink
mann die „wichtigsten geographischen Grund
begriffe planmäßig verdeutlichen" will. In
einem zweiten Teil werden Beispiele gegeben
für einen werktätigen Unterricht in der Erd
kunde (Mittel- und Oberstufe): Talsperre,
Entstehung der oberrheinischen Tiefebene (die
besser veranschaulicht werden kann), Nordsee
deiche, Entstehung des Jadebusens, Land
verlust und Landgewinn. Ein Sandrelief eines
ganzen Landes (Italien), wie Brinkmann
herstellen läßt, ist eine überflüssige und un
nützliche Arbeit. In einem dritten Teil
werden Niederschriften aus den Tagebüchern
seiner Schüler gegeben; offenbar Aufsätzchen,
die nach Wanderungen oder nach geogra
phischen Stunden gemacht wurden.
Kottmann, Ulm.
Born, Lachende Grammatik. Weinheim
und Leipzig, Ackermann. 45 Pfg.
Künstlerischer Sinn hat sich mit wissen
schaftlicher Gründlichkeit vereint und ein
Büchlein mit goldenem Inhalt geschaffen.
Schon das Problem an sich, die spröde
Grammatik reizvoll zu gestalten, wirkt eigen
artig genug, noch mehr aber die Art, wie
es gelöst wird. Allerdings nicht so, als ob
das Sprachliche in den Hintergrund geschoben
würde, nein, es kommt recht ausgiebig zu
Wort und zwar so, daß unser Interesse von
Abschnitt zu Abschnitt wächst. Das sprachlich
Entlegenste selbst wird mit sicherem Blick
aufgespürt, mit Künstlerhand so dargereicht,
daß der Wert, der darin liegt, recht 'deutlich
bewußt wird. Es gibt wohl viele sprachliche
Bücher und es erscheinen deren immer mehr,
aber ich wüßte keines, das man so gern liest
und wieder liest, das man so bereichert aus
der Hand legt wie des jungen Offenbacher
Lehrers Machende Grammatik'.
A. Jäger, Mainz.
Groffy, Abschließender gruppierender
und zusammenfassender Geschichts
unterricht in der Volksschule. Ein
Beitrag zur staatsbürgerlichen Erziehung
unserer Volksschuljugend. Wiesbaden, Bech-
told u. Co. VII, 136 S. Mk. 1,50.
Gegen den Grundgedanken, staatsbürger
liche Belehrungen durch den Geschichtsunter
richt zu vermitteln, ist nichts zu sagen. Nur
ist die Frage die, ob hierzu gerade dies
Büchlein berufen ist. Ob es nicht wirksamer
wäre, einzelne besonders dankbare Partien
der Geschichte unter staatsbürgerliche (volks
wirtschaftliche und politische) Gesichtspunkte
zu rücken, darf sicher bejaht werden. Wäre
es hierzu nicht besser, sich an größeren Werken
zu orientieren, damit die Weite des Blickes
sich öffne? Schulrat Scherers »Führer durch
Geschichtswissenschaft und Geschichtsunterricht'
möchte ja gerade hier einspringen und dem
weniger Kundigen die Wege weisen, die zu
den Quellen führen, aus denen der frische
Trunk geschöpft werden mag. So aber liegt
die Gefahr nahe, daß der Blick sich verengert
und trübt, um so mehr, als manches, ab
gesehen von der ganzen Anlage des Büchleins,
zu denken gibt. Daß z. B. Tillh immer noch
Magdeburg zerstört, ist eine Meinung, die
von der neueren Geschichtschreibung als un
richtig erwiesen wurde; auch was die recht
einseitigen Bemerkungen über den Kultur
kampf wollen, ist nicht einzusehen.
A. Jäger, Mainz.
ttehr, Dr. C., Die Praxis der Volks
schule. Ein Wegweiser zur Führung
einer geregelten Schuldisziplin und zur
Erteilung eines methodischen Schulunter
richts für Volksschullehrer und für solche,
die es werden wollen. 13. Auflage. Be
arbeitet von I. Helm. Gotha, Thiene-
mann. 1913. VIII, 436 S. Mk. 4,40;
geb. Mk. 4,90.
Kehr gehört unbestritten zu den Klassikern
der Volksschulpädagogik. Darum darf und
wird, was er geschrieben hat, nie veralten.
Am wenigsten seine »Praxis der Volksschule',
die gegenwärtig in 13. Auflage vorliegt.
Die »Praxis' setzt die Kenntnisse in der all
gemeinen Erziehungs- und Unterrichtslehre
voraus; sie bietet die angewandte Pädagogik,
oder „wie jene Theorien in die Praxis des
Schullebens umzusetzen sind" (S. 42). Die
Regeln, die hierfür sowohl für die Schul
zucht als für den Schulunterricht (allgemeine
und besondere Unterrichtslehre) ausgestellt
werden, sind nach dem Verfasser in der
Hauptsache „alte und bekannte Grundsätze",