Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

Nr. 1 
Inhaltsverzeichnis: Im neuen Jahr. M. Müller, Zeit- und Berufs, 
gedanken S I. Mleinek, Um die kollegiale Schulleitung 5. I. Oer v. k. 
ü. L. zum Beamlenabbau. Pädagog«,che Rundschau: Lehrerbildung. 
Aus der Seit: B.amtenbezl ge. B.-L-ti. Trier. Amtlicher: Laden. 
Aus unserem verein: An chriften und Konten. Seitjchrß en und Beitrag. 
Karitas. Köln. Niederschießen. Bezirks- und Zweigvereine. 
)m neuen Zahre 
wird die Wochenschrift, die in den letzten Monaten von 
so vielen Mitgliedern schmerzlich vermißt wurde, wieder 
regelmäßig erscheinen. Falls nicht neues, unvorgesehenes 
Unheil unsere Berechnungen umwirft und damit unsere 
Pläne zerstört, wird die Wochenschrift dreimal im Monat 
in die Hände aller Vereinsmitglieder gelangen. AIs 
vierte Nummer werden alle Vereinsmitglieder die „Junge 
Lehrerin" erhalten. Wenn sie auch nur halb so stark sein 
kann wie früher, so soll doch durch möglichst größte Raum- 
«usnützung und durch Streichen alles Unwesentlichen der 
Schaden wieder einigermaßen wettaemacht werden. 
Wir haben im Dezember die Vereinsschulden völlig 
abgetragen und gehen darum mit neuem Mute an den 
Wiederaufbau unseres Vereinlebens, wenn die Beiträge 
weiterhin wie in den letzten beiden Monaten pünktlich ge- 
zahlt werden und der Opfermut unterer vereinsschweftern 
nicht erlischt, wird er uns mit Gottes Hilfe gelingen. 
Lin gesegnetes neues Jahr wünscht allen Mitgliedern 
Die vereinrleitung: i. fl. Maria Schmitz. 
gebend ist sie diesem Apostolate bis zu ihrem letzten Atemzuge treu 
geblieben! Wer zählt die Briefe, die so warm und eindringlich, so 
persönlich und doch so vornehm zart hinausgeröandert sind in alle 
Gegenden unseres Vaterlandes, die kenen anderen Sinn hatten als 
den Dienst an den Seelen! Wie sie in ihrem traulichen Heime in 
Boppard im Laufe von Jahrzehnten in feinfühlender Zwiesprache 
mit Hunderten von Menschen. Männern und. Frauen, Jugendlichen 
und Erwachsenen, an erster Stelle aber mit den vielen Lehrerinnen 
aus Stadt und Land bis zum Zentrum des Innern vordrang und 
viele zu einer neuen Klarheit und Festigkeit führte, dar ist auf 
bewahrt in dankbaren Herren wie eine heilige Erinnerung. 
weil dieser apostolische Zug ins Große ging. darum suchte 
Paul ine herber auch den weg in die Öffentlichkeit. Ihre zahl 
reichen Artikel in Zeitschriften und Tageszeitungen, ihre Vorträge 
und Ansprachen, die Vereinsgründung und ihr Wirken im vereine, 
kurz. ihr gesamtes Schaffen war getragen von einem nimmer er 
müdenden apostolischen Eifer. Aber wie ihr Beten und Leiden auf 
stieg zum Throne des höchsten in allumfaffender Liebe zur Menschheit, 
zum Vaterland, zur Kirche, das weiß nur der Line, um deffent- 
willen ihr herz den Geschöpfen schlug. Doch wie heiß auch ihr 
Apostolatseiser in ihrem Innern loderte - seine Auswirkung war 
in jeder Form gehalten, besonnen; jede Aufdringlichkeit, „jeder un 
schöne Zwang war ihr wesensfremd". Sie war und blieb auch in 
dieser Beziehung pauline herber, die Frauliche, Feine, die uns lehrt, 
wie Kraft und Glut sich eint mit gewinnender Weiblichkeit. 
Zeit- veruisgedanten 
zum dankbaren Gedächtnis an pauline Herber. 
von Maria Müller, Trier. 
Apostolische Glut. 
Weihnachtsgeist weht heute wieder frisch und stark in vielen Seelen, 
m jugendlich aufblühenden wie in gereisten. Staunend schauen sie 
hinein in die Wuneerwelt unseres Glaubens, in die geheimnisvolle 
Schönheit der Kirche. Wie eine junge feurige Li^be steigt es aus 
in den liturgischen Christen und sucht den weg zu allen Brüdern 
und Schwestern, die geeint sind in dem alle überstrahlenden, uns 
alle emporziehenden göttlichen Meister. Aber je tiefer sich ihnen 
seine gewaltige Lrlöseriat am Kreuze erschließt, um so schmerzlicher 
leiden sie auch unter der eigenen Unzulänglichkeit, unter der Gott- 
rnrfremdung weiter Kreise innerhalb und außerhalb der Kirche. 
Immer mehr brennt ihr Sehnen danach, durch Beispiel, Beten und 
Tun, durch immer konsequentere Umwandlung von Wollen in handeln 
auch in anderen Seelen das Leben zu wecken, das allmählich den 
Glaubensmenschen formt. 
wo katholischer Geist die ganze Persönlichkeit so durchdrang 
wie bei pauline herber, da muß im Innern des Wesens auch apo- 
statische Gesinnung Wurzel geschlagen haben. Verirrten den dunklen 
Pfad zu erhellen, Schwankenden zur 3ie>bestimmtheit zu verhelfen, 
Gottsuchern ober Kirchen. Fremden die „Mutter" im schönsten Lichte 
Zu zeigen, Glaubensinnige in ihrer warme zu erhalten, das war 
«as Ledensprogramm von Pauline herber. Wie bewußt, wie bin- 
Um die kollegiale Schulleitung. 
von Elisabeth Mleinek, Berlin-Steglitz. 
Der Wunsch der Lehrerschaft nach der kollegialen Schulleitung 
entsprang dem Drange nach selbständiger, verantwortlicher Arbeit. 
Im ganzen ist es ein gesundes Streben, das sich da zeigt, und es 
zeugt von einem Mündigwerden der Lehrerschaft. Aber über den 
Weg, der zur besten Lösung des Problems führt, gehen die Mei 
nungen sehr auseinander. Vorschläge für die Neugestaltung der 
Schulleitung sind von den verschiedensten Seiten gemacht worden 
und lassen erkennen, wie verschieden der Begriff der kollegialen' 
-chulleuung aufgefaßt wird. Um zwei Pole zu nennen: der Rektoren- 
oerein schlägt in einer Denkschrift u. a. vor, der Konferenz einzu 
räumen: das Recht, Anträge zu stellen, Einfluß auf Ausstattung und 
Schmuck der Klassenräume, Einfluß und damit Verantwortlichkeit 
für Schulzucht und Schulordnung usw.; und in dem Entwurf einer 
Dienstordnung, den eine Lezirkslehrerkammer des Rheinlands ver 
faßte, heißt es, nachdem der Konferenz ihre Aufgabe in großen Zügen 
gezeichnet ist: „Sie bediente sich hierbei des Schulleiters als ihres 
Beauftragten." Solange die Schulleiter Selbstverständliches als be- 
-onderes Recht der Konferenz aufführen zu müßen glauben und 
anderseits die Lehrer sich des Schulleiters nur „bedienen" wollen, 
um ihre wünsche auszuführen, ist keine ersprießliche Arbeit möglich, 
wenn wir versuchen, einen weg zur Lösung des Problems zu flnden, 
so muffen wir unbedingt von zwei Voraussetzungen ausgehen: das 
alte autoritative Rektorat, wie es im Ministerialerloß vom 19. Rov. 
1908 festgelegt ist. ist überlebt und muß der neuen Zeit entsprechend 
uestaltet werden, hie Lehrerschaft aber darf nicht rücksichtslos jede 
Führerschaft, jede Überlegenheit des Schulleiters ablehnen und alle
	        
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