Mit monatlicher Vellage „Die Junge Lehrerin".
Nr. \6
57. Jahrgang
Paderborn, 19. April 192^
Inhalt: Surrexit Dominus vere S. 101. Antz, Volk und Dichtung 5. 101.
Schulz, Die Neuordnung des pieutz. höh. Schulwesens S. 104. Giese, Gesetz
über die vorläufige Regelung der Gemeindewahlen in Preußen S. 105.
Schulz, Abbauhilse S. 106. päd. Rundschau: Die Schule im Dienste -er
Berrfsberaiung S. 107. Nus der Seit: Nbbau von Junglehrern. Nbbau
in Bayern. Nmtliches: Vorbereitungsdienst v. volksschullehre^n. Geltung;,
bereich der Erlasse, Albeitsmaß für die Ronrekloren. Durchführung der
§ß 92 - 99 der p -N.-v. Durchführung der P.-N.-V. im mittleren Schulwesen,
aus unserem Verein: Unsere hauptver'ammlung. Nntröge. Bezirks-
»nd Zweigvereine. Stellenvermittlung. Bücherbesprechungen.
£ksT Des Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer
erst am 5. Mai.
Surrexit Dominus vere.
Der Herr ist wahrhaft auferstanden.
Beinahe hoffnungslos traurig klang am Karsamstag unsere weise:
„Nun gingst auch du
Zur Zabbatruh
Ins stille Grab hinüber.
All dein' Arbett ist getan,
All dein Leid vorüber."
Aber in der Frühe der Ostersonntags erschallt es wie ein
Fanfarenstoß:
Lurroxit Dominus vere, Alleluja!
Der Herr ist wahrhaft auferstanden, Allelujal
und jauchzend erschallt in der Mette das Lied zu Gottes Lob, das
einst der königliche Sänger David sang:
Kommt, laßt uns dem Herrn Freudenlieder singen
Und frohlocken unserm Gott und Heiland,
Laßt uns dem jungen Tag zuvorkommen mit Lobpreis
Und in Psalmen ihm zujubeln.
Der Herr ist wahrhaft auferstanden,
Alleluja!
Denn der Herr ist der große Gott,
Der große König über alle Könige,
Nicht wird er sein Volk verstoßen.
In seiner Hand trägt er die weite Welt,
Die hohen Berge hat er aufgetürmt.
Alleluja!
Sein ist das Meer, er hat es gemacht.
Die endlose Wüste hat seine Hand geschaffen.
Ja kommt, laßt uns anbetend niedersinken vor Gott,
Wir sind sein Volk und die Schäflein seiner Weide.
Der Herr ist wahrhaft auferstanden!
Alleluja! 1
Das hinabsteigen in Finsternis und Tiefe und das wiederauf,
leben in Glanz und Ewigkeit ist im Natur, und Menschenleben so
tausendfach erlebt, ist in der Sehnsucht und im hoffen der Menschen.
feele so fest verankert, daß Menschen glauben konnten, Thristus
* S. nach: parsch, Die Liturgie der Osterfestes. KSsel u. pustet.
habe nicht gelebt und die „Sage von seinem Dpfertod" sei das
großartigste Symbol, das die Volkspoesie für dieses „Stirb und
werde" sich geschaffen habe.
wir wiffen es bester: Surrexit Dominus vere! Uber herrscht
nicht auch in uns die große Leere, die einst seine Jünger ergriff
nach dem Übermaß des Schmerzes und sich lähmend auf ihre Seele
legte und nur zuweilen noch durchbrochen wurde von der wehe.
vollen Erinnerung: „wir aber hofften, daß er Israel erlösen werde?"
Sind nicht auch wir gebeugt, weil uns das Leben nicht gehalten
hat, was es versprach, oder vielmehr weil wir noch nicht zu der
Erkenntnis durchgedrungen sind, die den Jüngern auf dem Wege
nach Lmmav.s aufging mit der Frage: „Mußte nicht Thristus dies
alles leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen?" So müsten
auch wir in der Nachfolge des Meisters durch die Tiefe zur höhe,
durch Finsternis zum Lichte wandeln, dann folgt auf unsere Trauer,
tage ein ewigrr Ostern.
So ist uns das Osterfest die Erfüllung besten, was Weihnachten
verheißen hat, und lobpreisend singen wir im Graduate der Gstermeste:
„Das ist der T.y, den der Herr gemacht hat, laßt uns froh,
locken und fröhlich sein heut!
preiset den Herrn, denn er ist gut, und ewig währet sein
Erbarmen!" Ml.
voll und Dichtung.'
von Jofeph Rni, Kreisschulrat in Andernach.
„Ls ist widersinnig, das Leben zu Neben und
dennoch mit allen Kräften bestrebt zu sein,
es auf feine Seite zu ziehen, er für die
Finessen und Melancholien, den ganzen
kranken Adel der Literatur zu gewinnen."
(Thomas Mann in „Tonio Kröger".)
„Vas deutsche Leben sollte aus seinen ver.
schütteten geheimnisvollen wurzeln wieder
frisch ausschlagen, das ewig Rite und
Neue wieder zu Bewußtsein und Ehre
kommen" (Lichendorff).
In einem Nustatze über den russischen Christen schildert Hermann
Bahr* in Anlehnung an die Erinnerungen des Vicomte de vogüs
in ergreifender weise, mit welcher Innigkeit und in welchem Maße
das russische Volk am Tode seines Dichters Dostojewski teilnahm.
Kaum war die Kunde vom verscheiden des Dichters unter die Menschen
gekommen, da drang in das enge Sterbezimmer, in dem noch überall
beschriebene Blätter unordentlich herumlagen, so viel unbekanntes
Volk von der Straße wehklagend herauf, daß dann die Freunde
als sie eilends kamen. Mühe hatten, sich durchzudrängen. Die fremder
Menschen stritten sich um die Kosen auf seinem Sterbebett, und immer
noch drang neues Volk aus der Stadt herein; die Frau mit der
beiden Kindern, im Andrang fast erstickend, schrie vor Angst auf,
die Kerzen, niedergebrannt, erloschen, und das heiße, vom Jammer
1 Die vorliegende Arbeit bildet das erste Kapitel einer Schrift übe?
die allgemein didaktischen und methodischen Fragen der modernen Lese
unterricht;, die al; Beitrag für die im Ferd. Schöninghschen Verlage not
Dr. Fr. Schneider herausgegebene „Handbücherei der Erziehungswissenschaft'
geplant und in Arbeit genommen ist.
' Hochland 18. Jhrg. 2. Bd. §. 641.