Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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9. Der häusliche Beruf: Der natürliche Beruf der Frau. Der sittliche 
nu5 kulturelle wert der häuslichen Arbeit. Die Haustochter und ihre Aus- 
Bildung. Der häusliche Beruf ein gelermer Berus, daher Ausbildung, weiter- 
vildung', Stellungen in häuslichen Berufen und Aufstieg. Vorteile in der 
G-währung von Kost und Wohnung. 
10. warum ziehen viele Mädchen andere Berufe vor? Mehr freie Zeit 
^Sjnntag), mehr Barverdienst, größere Selbständigkeit. Folge dieser meist 
überschätzten Vorteile. 
Gelegenheit für ethische Belehrungen bieten vor allem der 
Religionsunterricht und der Deutschunterricht, ferner Beobachtungen und 
Dorkommnifse im Schulleben, auf Ausflügen u'w. Erzieherisch wirken auch 
Lebensbilder von Männern und Frauen, die sich emporgearbeitet haben, 
Uimn möglich, Beispiele aus dem eigenen Orte anführen. Ein Beispiel der 
Berufstreue und Arbeitsfreudigkeit soll der Lehrer selbst sein. 
3. Berufskundliche Belehrungen. 
Den, ins Leben tretenden Schüler soll nichts vorenthalten werden, was 
cr für die vernunftmäßige Wahl eines Berufes notwendig wissen mutz Su 
diesem Zweck soll er rn die Vielfältigkeit und verzweigtheil der berufstätigen 
Gemeinschaft einen Blick tun und in allgemeinen Zügen den Inhalt der 
wesentlichen Berufsbeschäftigungen verstehen. Buch Mlt dem allgemeinen 
Gang der Burbildung, sowie mit den Anforderungen, die der Beruf an 
Körper und Geist stellt, ist er bekanntzumachen. Der Berufsuchende muß 
beim verlassen der Schule sich wenigstens soweit entscheiden, daß er die 
große Berufs gruppe findet, die feinen Neigungen, Fähigkeiten und Verhält 
nissen am ersten gerecht wird. 
Mit den Einzelheiten bestimmter Berufe bekanntzumachen: Aurbildungs- 
wrge, Kosten, wirtschaftliche Bussichten, Bufstiegsmöglichkeiten, Weiterbil 
dung n. dgl. ist Busgabe des Berufsstaates. Die Schüler find öfters darauf 
hinzuweisen, am besten diesem zuzuführen. 
Im Bnschluß an Unterrichtsstoffe — Deutsch, Geschichte, Bürgerkunde, 
-Heimatkunde, Geographie, Rechnen, Zeichnen, Gesundheitslehre - oder de- 
sondere Gelegenheiten - Wanderungen, Reisen, Brbeiten im Schulhause usw. 
werden Berufsbilder entwickelt. Manchmal drängt es sich geradezu aus, 
er gehört mit zur Belebung und Vertiefung des Unterrichts, über diesen 
oder jenen Beruf etwas zu sagen, vor allem ist Fühlung mit dem prak 
tischen Leben zu nehmen und die Schüler sind anzuhalten, sich im Berufs 
leben umzusehen: Beobachtung von Leuten bei der Brbeit, Besichtigung von 
Betrieben mit vorhergehender und nachfolgender Besprechung, Berichte über 
d:e Berufstätigkeit des Vaters oder eines Familiengliedes, praktische Mit 
arbeit in den Ferien! Bufsätze aus dem Berufsleben werden angeschlossen, 
dabei werden unklare Ansichten erläutert, falsche richtiggestellt, welche 
Berufsbilder man näher betrachtet, hängt zunächst davon ab, welche Bru 
knüpfungsmöglichkeiten der Unterricht und das Schulleben bieten, dann aber 
sind auch die örtlichen Verhältnisse und die berusskundlichen Unterlagen' 
maßgebend; denn auch hier mutz etwas Ganzes geboten werden. 
Im letzten Schuljahre, man warte nicht bis zum Schluß, werden dann 
in einigen besonderen Stunden die allgemeine Schichtung und die Verteilung 
unserer Berufe behandelt. Es werden Berufsgruppen zusammengestellt, so 
gewinnt der Schüler einen Überblick, und die Zusammenhänge in unserem 
Berufsleben treten hervor. Buch das Verhältnis zwischen körprrltcher und 
geistiger Brbeit, zwischen Fabrik- und Handarbeit mutz beleuchtet werden. 
Im folgenden sollen zunächst einige Bnknüpfungsmöglichkeiten heroor- 
-hoben und dann eine Zusammenstellung der wesentlichen Berufsgruppen 
ge geben werden. 
1. Bnknüpfungsmöglichkeiten. 
!. Die Industrie der Heimat mit den darin vertretenen Berufen u. e 
Fabrck- und Heimarbeiterin. 
2. Die Haus- und Uutztiere: Landmann und feine Gehilfen, auslän 
dische Hausangestellte, Fleischer, Gerber, Schuhmacher, Sattler, Kürschner, 
hcmdschuhmacher, Hufschmied, Kammacher. 
3. Das Getreide: Müller, Bäcker und Konditor (Bier- und Zucker 
bereitung). 
4. Hanf, Flachs, Nessel: Spinner, Spuler, Seiler, Weber, Appreteur. 
5. Wolle: Schneider, Schneiderin, Strickerin. 
6. Der Garten: Gärtncr(rin), Kun-igäriner, (vbstzückter, Imker, Blumen- 
Uabettit. 
7. Der Wald: Waldarbeiter, Köhler, Forstmann, Zimmermann, Tischler, 
Drechsler, Kunstschreiner. Instrumentenbauer, Küfer, Holzbildhauer. 
8. Mineralien im Hause: a) Kohle — Bergbau und die darin ver 
tretenen Berufe, b) Lalinenwesen, c) Eisen» und Hochofenarbeiter, Gießer, 
Schmelzer, Paddler usw., ferner Schmied. Schlosser, Dreher, Feilenhauer, 
Lisbmacher, Klempner, Kunstschmied usw., d) Glas. u. Ouarz-Glasbläser usw., 
-'s Gold, Silber, Kupfer: Gold-, Silber-, Kupferschmied, Ubrmacher, 
Optiker. 
9. Schiefer (Lolnhofen im Jura): Dachdecker, Lithographen, Sterndrucker. 
10. Rhein und Mosel: Weinbauer, Küfer, Faßbinder, Weinkaufmann. 
^ II. Instrumente und Apparate: Mechaniker, Feinmechaniker, Ziseleur, 
:rradmechaniker, Autoschlosser usw. Werdegang eines Induftrieerzeug- 
‘ T? -s und die beruflichen Verhältnisse derer, die daran arbeiten. 
12. Beim Hausbau: Steinbrecher, Steinhauer. Ziegler, Maurer, Polier, 
umerer, Maler. Lackierer, Glaser, Bauschlosser, Ofensetzer, Schornsteinfeger, 
Dachdecker, Bauschreiner, Treppenmacher, Anstreicher. 
13. Zeitung: Schriftleiter, Korrektor. Setzer, Drucker, Maschinenmeister, 
^lereolypeur, Faktor, Presser, Klischeeherstellec, Buchhalter, Expedient, Buch- 
(-rüenn, Kontoristin — Expedientin — Stenotypistin, Bankbeamte. 
, 1 sind u. a. vom örtlichen öffentlichen Bsrufsamt, für Westfalen 
np uom Landcsarbsitsamt Westfalen und Lippe, Bbt. Landesberufsamt in 
Münster r. w., warendorferstr. 25 zu beziehen. 
14. Bei Betrachtung von Kunstwerken: Künstler und kunstgewerbliche 
Berufe. 
15. Beim Einkauf: Kaufmann, kaufmännische Angestellte. 
16. Auf Ausflügen und Wanderungen: Eisenbahn mit ihren Beamten 
und Arbeitern. Hotels und Gasthäuser mit Kellnern und Angestellten 
Begegnen wir einem Krankenhause, einer Pflege- oder Heilanstalt, so 
werden wir der aufopfernden Tätigkeit derer gedenken, die ihr Leben dem 
Dienste der Almen und verlassenen, den Unglücklichen weihen, wir werden 
vor allem den Mädchen erzählen, welche nützliche, glück- und fegenspendcnds 
Brbeit dort die Pflegerinnen, Wärterinnen und Krankenschwestern ver. 
richten. Daran anschließend werden wir ihnen dann aber auch sagen, daß 
sie daheim als Pflegerin der Eltern und Geschwister, als Gattin und Mutter 
ebensolches Glück stiften und der Menschheit nützen können. 
2. Berufsgruppen. 
1. Landwirtschaft, Gärtnerei, Forstwirtschaft: Arbeiter, Dienstpersonal. 
Angestellte, Beamte. 
2. Bergbau, Hütten- und Salinenwe'en. 
3. Metallindustrie: a) Gold- und Silberarbeiter. Juwelier. Uhrmacher, 
b) Kupferschmied, e) Huf-, Beschlag- und Waqenschmied. Kunstschmied, 
6) Schlosser. Bauschlosser, Konstruktionsschlosser. Geldschrankschlosser, Auto, 
schlaffer, Maschinenbauer, Werkzeugmacher. Kesselschmiede, e) Dreher, Bohrer/, 
Hobler, Polierer. Schleifer, Gießer, Former usw., f) Klempner. Installateure 
für Gas- und wafferanlagen, g) Elektromonteure und Installateure für 
elektrische Anlagen und Apparate, h) Mechaniker und Optiker. 
4. Textilindustrie: Spinner, Spuler, Weber, Seiler, Appreteur, Werk, 
meister. 
5. Industrie der Steine und Erden; Steinbrecher, Steinhauer, Stein« 
metzen, Steindildhauer, Keramische Gewerbe. . 
6. Lederindustrie: Gerber, Lederfärber, Sattler, Polsterer, Dekora 
teur usw. 
7. Holzgewerbe: a) Tischler, Bau-, Möbel- und Kunstschreiner, b) Drechsler, 
Holzbildhauer, o) Küfer, Böttcher, Faßbinder, 6) Stellmacher, Bürsten-, Kamm, 
und Korbmacher, e) Musikinstrumentenmacher. 
8. Nahrungs- und Genußmittelgewerbe: a) Müller, b) Bäcker, e) Metzger, 
6) Bierbrauer, Mälzer, e) Zigarren- und Tabakarbeiter. 
9. Bekleidungsgewerbe: a) Schneider, b) Schuhmacher, c) Hut-, Mützen-, 
Handschuhmacher, Kürschner. 
10. Gesundheits- und Körperpflege: a) Krankenpfleger und -Pflegerinnen, 
Fürsorgerinnen, b) Bade- und Massagepersonal, e) Barbiere und Frisierer, 
0) Desinfrkteure, Arbeiter zum Reinigen von Kleidern, Wohnungen und 
Wohnungseinrichtungen. 
11. Buch- und Vervielfältigungsgewerbe: a) Buchdrucker, Schriftsetzer, 
b) Steindruckrr, Lithographen usw., e) Buchbinder, Kartonnagenarbeiter. 
12. Baugewerbe: a) Maurer, Putzer, Gipser, Stukkateure, b) Zimmerer 
und Treppenmacher, a) Maler. Anstreicher, Lackierer, d) Glaser, c) Ofen- 
sstzer, Hafner, Dachdecker, Kaminkehrer, Pflasterer usw., f) Bauhilfsarbeiter: 
handlanger, Erdarbeiter 
13. Theater-Musik: Schauspieler, Sänger, Musiker, Kinoschauspieler. 
14. Kunstgewerbliche Berufe: Ziselierer, Gravierer, Steinschneider, 
Modellierer, Musterzeichner usw. 
15. Verkehrsgewerbe: Post, Eisenbahn, Straßenbahn, Fracht-und Lohn- 
fuhrwerk, Schiffahrt (Arbeiter und Beamte). 
16. häusliche Dienste: Dienstboten, Lohndiener, höhere Hausangestellte. 
17. Gast- und Schankgewerbe: Kellner, Kochpersonal, Hausdiener. 
18. Handelsangestellte: Bureau- und verkaufsangestell'.e, Reisende, 
Kassierer, Geschäftsführer. 
19. Büroangestelltc: Bank, Verwaltung, Verkehr. 
20. Heizer und Maschinisten. 
21. Techniker. 
22. Beamte und Lehrer. 
Anmerkung. Die vorstehende Aufstellung der Berufsgruppen macht 
keinen Anspruch auf Vollständigkeit — gibt es doch nicht weniger als rund 
13 000 Berufsdezeichnungen - auch soll sie nicht unbedingt in diesem Um 
fange, unbedingt in dieser Zahl auftreten. Erst recht wird nicht daran zu 
denken sein, alle die auftretenden Berufe eingehend zu besprechen, sie sind 
vielmehr nach Möglichkeit zu gebrauchen, um dre Verzweigtheit des Berufs 
lebens klar zu stellen. Eins derartige Aufstellung hat den Zweck, den Blick 
des Jugendlichen zu weilen. Um die Berufswahl zu erleichtern, weise man 
immer wieder auf die örtliche BerufsberatungsstrUe hin. 
ver Schule steht - falls kein örtliches Berufsamt vorhanden - das 
Landesarbeitsamt Westfalen und Lippe, Abteilung — Landesbernfsamt in 
Münster i. w., warendorferstraße 25, zur Verfügung. 
Aus der Zeit. 
Aus Preußen. 
Segen den Abbau von Junglehrern im besetzten Gebiet. 
In manchen Städten des besetzten Gebietes treten Bemühungen der 
Stadtoerwaltungen zutage, auf Grund verminderter Schülerzahlen Schul« 
adbau großen Stils zu treiben, ehe die preuß. personaladbaoverorbnung 
auf die besetzten Gebiete angewendet werden darf. Diese Bestrebungen 
haben besonders in der Iunglehrerfchaft, die in diesem Felle den Abbau 
allein zu tragen haben würde, lebhafte Sorgen ausgelöst. 
Dis folgende Verfügung zeigt das energische Bestreben der Regierung 
zu Düsseldorf, allen verfrühten Abbaumaßnahmen entgegenzuwirken, wofür 
rhr die Lehrerschaft stets Dank wissen wird. 
Beztrkslehrerdammer Düffrldorf, h. Giese, 1. Vorsitzender.
	        
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