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□ LMe Moral mutz aus der Fülle des Herzens kommen, von der der Mund übergehet; man muß ebenso °
ü wenig lange darauf zu denken, als damit zu prahlen scheinen. Lessing. 3
älteren Entwicklung dieser Stämme mit den Worten aus: .Der Mann
hat die Jagd betrieben, und währenddes hat die Frau den Feldbau
erfunden'."
Unter dem Hauptgedanken der wirtschaftlichen Drdnung der Stoff
umwandlung setzt der verfaffer den Gedankengang fort (5. 35 f.):
„Nicht nur daß jedes Geschlecht einen bestimmten Teil der Nahrungs
gewinnung für sich hat; jedes besorgt auch für sich alle damit in
Verbindung stehenden Umformungsarbeiten: die Frau alles, was
mit den Pflanzenstoffen zusammenhängt, der Mann die Herstellung
der Waffen und Geräte für Jagd. Fischfang und Viehzucht, die
Bearbeitung der Tierknochen und häute, den Bau des Ranoes. In
der Regel vollzieht der Mann auch das Braten der Fleischspeisen,
das Trocknen der Fische, die Frau das mühsame Mahlen des von
ihr geernteten Getreides, das Brauen des Vieres, das Anfertigen
und Brennen der irdenen Rochtöpfe und meist auch den Vau der
Hütte, daneben gibt es noch mancherlei Arten der Stoffumwandlung,
die bald dem einen, bald dem anderen Geschlecht zufallen. So das
Spinnen, Weben, Flechten, die Bereitung von Palmwein, Rinden
stoff u. dgl."
Roch bedeutsamer ist, was Bücher über den Ackerbau sagt:
(§. 49.) „Überall scheint er (der Hackbau) ursprünglich Frauen
arbeit gewesen zu sein, und als solche ist er eine große
kulturfördernde Macht, 1 die Frau ist offenbar durch das Wurzel-
suchen, das sie seit uralter Zeit geübt hat, auf den Feldbau geführt
worden. Mehlhaltige Rnollen und Wurzelgewächse bilden deshalb
den Grundstock ihrer Pflanzungen. Sie erlangte auf diesem Wege
technische Erfahrungen, die dem Manne fehlten; ihre Arbeit lieferte
bald den wichtigsten Teil des Lebensbedarfs, und damit war die
Grundlage einer dauernden Familienorganisation gegeben, in welcher
der Mann die Funktionen des Schutzes und der Beschaffung von Fleisch
nahrung übernahm. Rur wo es keine jagdbaren Tiere in größerer
Menge gibt, nimmt auch der Mann an der Bodenbearbeitung teil,
z. v. bei den Malaien."
Man vergleiche mit diesen Schilderungen die Frauenarbeit bei
den Germanen, und man wird verschiedene parallelen ziehen können,
welche Ausblicke aber eröffnen diese Erkenntnisse für den
Anteil der Frau an der gewordenen Rultur!
Und ein weiteres Zeugnis: Friedrich Naumann schreibt in seinem
Werke „Neudeutsche Wirtschaftspolitik" (Buchverlag „Hilfe" 1907
S. 33 ff.): „Die frühere Rultur beruhte viel mehr auf
Frauenarbeit als die heutige... In Deutschland gab es genug Bar-
barenrechte des Mannes gegenüber der Frau; diese wußte sich jedoch
immerhin im großen und ganzen als Bäuerin und Meisterin in
der alten deutschen Welt ihren Platz zu sichern ... Die Stellung der
Frau in der älteren deutschen Landwirtschaft gehört zu den besten
Positionen, die sich die Frau in irgendwelchen Rulturformen errungen
hat. Auch da, wo sie erbrechtlich benachteiligt und kirchlich dem
Manne unterworfen war, fand sich in der Wirklichkeit des Lebens
eine gewiffe Selbständigkeit der Bauersfrau ein, die gar nicht selten
in bäuerliche Mutterherrschaft überging .. . wirtschaftlich beruht diese
ihre Vorzugsstellung darauf, daß die Wirtschaft alten Stils ohne sie
gar nicht getrieben werden kann, da es ein fester Bestandteil der
alten deutschen Sitte wurde, daß die Ruh zur Frau gehört, und
daß die Ruh das Haupttier des alten Betriebes ist. heute stellt
man fest, daß Männerhände bester melken Können, aber Männer
hände haben es eben in vielen Jahrhunderten nicht tun wollen.
In der Milchwirtschaft hatte die Frau ein Gebiet, in dessen Finanzen
auch bei beginnender Geldwirtschaft die Männer nicht hineinzugreifen
vermochten. Erst die moderne Molkereigenostenschaft entzieht der
Frau den Rückhalt der Milchkaste, ein Verlust, der durch alle Vor
teile des Molkereisystems nur schwer gutgemacht werden kann, da
es die Frau um eine Stufe tiefer in die Abhängigkeit vom Manne
hinabsteigen läßt. Immerhin bleibt in der Landwirtschaft auch heute
überall dort, wo Viehzucht getrieben wird, die Frau in relativ
gesicherter höhe, denn die Rinderstube der Tiere erfordert im all-
1 von UNS gesperrt. D. verf.
gemeinen weibliche Hände. Auch die Garten- und Hackfruchtkultur
ist günstig für weibliche Rräfte . . . Fast überall hat es die Land
wirtschaft aller Art ziemlich gut fertiggebracht, Frauenarbeit und
Mutterschaft zu vereinen. . . ähnliches gilt vom alten Betrieb des
Handwerks und auch des lokalen Handels. Beide waren ohne Frau
undurchführbar, da beide eine Zusammenfassung von Familie und
Arbeit darstellten, in der die Frau mindestens so nötig war wie der
Mann. Als noch alle Arbeitskräfte zur'Familie gehörten, konnte
die Arbeit oft leichter von einer Frau ohne Mann als von einem
Manne ohne Frau fortgeführt werden.
Die Familie, in und von der gearbeitet wird, ist es, die durch
die neuere Zeit verdrängt wird, denn die Vergrößerung der Betriebe
hat zur Folge, daß Familie und Produktion sich trennen. Das
Handwerk tritt aus der Familie heraus und wird Fabrik, Werk-
stätte. Der Geselle tritt aus der Familie heraus und wird Arbeiter,
der nur während der Arbeitsstunden mit dem Arbeitsleiter in Be
ziehung steht. Selbst der Lehrling erscheint nur für die Arbeitszeit.
Die Männer gehen „auf Arbeit". Damit entleert sich der alte
Begriff der Familie, und es entsteht die neue Familienform, die es
in den alten Zeiten nur vereinzelt gab. die Wohnstätte, die nur
für Ronfumtion und Rindererziehung in Betracht kommt, aber nicht
für Produktion. Diese neue verkleinerte Familie wird nun der
Lebensbereich der Frau, welche dadurch von einer milschaffenden
zu einer verwaltenden Rraft herabgedrückt wird. .
Man stelle einmal das positive an diesen Ausführungen zu
sammen, um die Bedeutung der Frau für die deutsche Rultur der
Vergangenheit ermessen zu Können. In unserer Zeit ist es besonders
nötig, darauf hinzuweisen, daß die Frau in der „produktiven Arbeit"
im engsten Sinne Erhebliches und im Verhältnis zum Manne durchaus
nichts Minderwertigeres geleistet hat. Die angeführten Beispiele
werfen auch Streiflichter auf ein Gebiet, das heute ein Hauptkampf
platz der Geschlechter ist, nämlich die Frage: gibt es ihrer Natur
nach männliche und weibliche Arbeiten? Gibt es überhaupt Berufe,
die für die Frau als unweiblich abzulehnen sind? Ohne Zweifel
gibt es Arbeiten, die die Körperkräfte der Frauen übersteigen, nach
denen die Frauen also auch nicht verlangen, die sie in Zeiten der
Not aber (wie z. B. in den Rriegsjahren) in einem Maße und in
einer Art ausgeführt haben, die Bewunderung erregen muß und
nur deshalb nicht die genügende Beachtung findet, weil in Zeiten
so ungeheuren Geschehens das Einzelne — besonders wenn es schon
der Vergangenheit angehört — dem Blicke leichter verschwindet;
vielleicht aber auch deshalb, weil die Männer die Leistungen der
Frauen nicht recht zu schätzen vermochten, da die Voraussetzungen
dazu andere als bei ihnen waren und ihnen daher meist nicht
bekannt sind.
Tatsache ist, daß heute viele männliche Berufe früher in den
Händen von Frauen lagen und andererseits Männer früher Arbeiten
verrichteten, die heute bei ihnen als durchaus weiblich vollständig
verpönt sind, vor allem war es die sozial-karitative Tätigkeit, die
jetzt so vielfach berufsmäßig von Männern ausgeübt wird, die früher
das gänzlich unbestrittene Gebiet der Frau war, und dar ihr auch
nach ihrer Eigenart gehört. Reiche Beweise dafür liefert uns die
Rulturgeschichte, liefern uns auch unsere deutschen Dichter, die das
Leben der Vergangenheit wieder vor uns ausblühen ließen, wie
schön ist die Schilderung in Raabes Erzählung „Des Reiches Rrone"
(Berlin-Grunswald, 8. Aufl., S. 18 f.): „Im Jahre unserer Heilandes
1394 hat sich das christliche herz zuerst auf die Sondersiechen
gewendet. Damals war ein gar frommer Prediger in der Stadt,
der Meister Niklas im Spital zum hl. Geist. Dem gelang es zuerst,
die Gemüter des Volkes von Nürnberg zu erwecken mit Gottes
Beistand: Er fing an zu predigen in seiner Rirche für die Leprosen,
und schrie laut um Handreichung für das große unsägliche Elend,
und schrie vor allem zu den milden Frauen, rührte ihnen das herz,
und sie antworteten seinem Rufe. Da kamen zuerst drei andächtige
Weiber, die Ußlingerin, dann die große Anna Grundherrin aus dem
güldenen Schilde, und die Anna weidingerin, die Huben an, die,
Sonderstechen zu speisen: im Anfang drei Tage in der Marterwochen,