Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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□ LMe Moral mutz aus der Fülle des Herzens kommen, von der der Mund übergehet; man muß ebenso ° 
ü wenig lange darauf zu denken, als damit zu prahlen scheinen. Lessing. 3 
älteren Entwicklung dieser Stämme mit den Worten aus: .Der Mann 
hat die Jagd betrieben, und währenddes hat die Frau den Feldbau 
erfunden'." 
Unter dem Hauptgedanken der wirtschaftlichen Drdnung der Stoff 
umwandlung setzt der verfaffer den Gedankengang fort (5. 35 f.): 
„Nicht nur daß jedes Geschlecht einen bestimmten Teil der Nahrungs 
gewinnung für sich hat; jedes besorgt auch für sich alle damit in 
Verbindung stehenden Umformungsarbeiten: die Frau alles, was 
mit den Pflanzenstoffen zusammenhängt, der Mann die Herstellung 
der Waffen und Geräte für Jagd. Fischfang und Viehzucht, die 
Bearbeitung der Tierknochen und häute, den Bau des Ranoes. In 
der Regel vollzieht der Mann auch das Braten der Fleischspeisen, 
das Trocknen der Fische, die Frau das mühsame Mahlen des von 
ihr geernteten Getreides, das Brauen des Vieres, das Anfertigen 
und Brennen der irdenen Rochtöpfe und meist auch den Vau der 
Hütte, daneben gibt es noch mancherlei Arten der Stoffumwandlung, 
die bald dem einen, bald dem anderen Geschlecht zufallen. So das 
Spinnen, Weben, Flechten, die Bereitung von Palmwein, Rinden 
stoff u. dgl." 
Roch bedeutsamer ist, was Bücher über den Ackerbau sagt: 
(§. 49.) „Überall scheint er (der Hackbau) ursprünglich Frauen 
arbeit gewesen zu sein, und als solche ist er eine große 
kulturfördernde Macht, 1 die Frau ist offenbar durch das Wurzel- 
suchen, das sie seit uralter Zeit geübt hat, auf den Feldbau geführt 
worden. Mehlhaltige Rnollen und Wurzelgewächse bilden deshalb 
den Grundstock ihrer Pflanzungen. Sie erlangte auf diesem Wege 
technische Erfahrungen, die dem Manne fehlten; ihre Arbeit lieferte 
bald den wichtigsten Teil des Lebensbedarfs, und damit war die 
Grundlage einer dauernden Familienorganisation gegeben, in welcher 
der Mann die Funktionen des Schutzes und der Beschaffung von Fleisch 
nahrung übernahm. Rur wo es keine jagdbaren Tiere in größerer 
Menge gibt, nimmt auch der Mann an der Bodenbearbeitung teil, 
z. v. bei den Malaien." 
Man vergleiche mit diesen Schilderungen die Frauenarbeit bei 
den Germanen, und man wird verschiedene parallelen ziehen können, 
welche Ausblicke aber eröffnen diese Erkenntnisse für den 
Anteil der Frau an der gewordenen Rultur! 
Und ein weiteres Zeugnis: Friedrich Naumann schreibt in seinem 
Werke „Neudeutsche Wirtschaftspolitik" (Buchverlag „Hilfe" 1907 
S. 33 ff.): „Die frühere Rultur beruhte viel mehr auf 
Frauenarbeit als die heutige... In Deutschland gab es genug Bar- 
barenrechte des Mannes gegenüber der Frau; diese wußte sich jedoch 
immerhin im großen und ganzen als Bäuerin und Meisterin in 
der alten deutschen Welt ihren Platz zu sichern ... Die Stellung der 
Frau in der älteren deutschen Landwirtschaft gehört zu den besten 
Positionen, die sich die Frau in irgendwelchen Rulturformen errungen 
hat. Auch da, wo sie erbrechtlich benachteiligt und kirchlich dem 
Manne unterworfen war, fand sich in der Wirklichkeit des Lebens 
eine gewiffe Selbständigkeit der Bauersfrau ein, die gar nicht selten 
in bäuerliche Mutterherrschaft überging .. . wirtschaftlich beruht diese 
ihre Vorzugsstellung darauf, daß die Wirtschaft alten Stils ohne sie 
gar nicht getrieben werden kann, da es ein fester Bestandteil der 
alten deutschen Sitte wurde, daß die Ruh zur Frau gehört, und 
daß die Ruh das Haupttier des alten Betriebes ist. heute stellt 
man fest, daß Männerhände bester melken Können, aber Männer 
hände haben es eben in vielen Jahrhunderten nicht tun wollen. 
In der Milchwirtschaft hatte die Frau ein Gebiet, in dessen Finanzen 
auch bei beginnender Geldwirtschaft die Männer nicht hineinzugreifen 
vermochten. Erst die moderne Molkereigenostenschaft entzieht der 
Frau den Rückhalt der Milchkaste, ein Verlust, der durch alle Vor 
teile des Molkereisystems nur schwer gutgemacht werden kann, da 
es die Frau um eine Stufe tiefer in die Abhängigkeit vom Manne 
hinabsteigen läßt. Immerhin bleibt in der Landwirtschaft auch heute 
überall dort, wo Viehzucht getrieben wird, die Frau in relativ 
gesicherter höhe, denn die Rinderstube der Tiere erfordert im all- 
1 von UNS gesperrt. D. verf. 
gemeinen weibliche Hände. Auch die Garten- und Hackfruchtkultur 
ist günstig für weibliche Rräfte . . . Fast überall hat es die Land 
wirtschaft aller Art ziemlich gut fertiggebracht, Frauenarbeit und 
Mutterschaft zu vereinen. . . ähnliches gilt vom alten Betrieb des 
Handwerks und auch des lokalen Handels. Beide waren ohne Frau 
undurchführbar, da beide eine Zusammenfassung von Familie und 
Arbeit darstellten, in der die Frau mindestens so nötig war wie der 
Mann. Als noch alle Arbeitskräfte zur'Familie gehörten, konnte 
die Arbeit oft leichter von einer Frau ohne Mann als von einem 
Manne ohne Frau fortgeführt werden. 
Die Familie, in und von der gearbeitet wird, ist es, die durch 
die neuere Zeit verdrängt wird, denn die Vergrößerung der Betriebe 
hat zur Folge, daß Familie und Produktion sich trennen. Das 
Handwerk tritt aus der Familie heraus und wird Fabrik, Werk- 
stätte. Der Geselle tritt aus der Familie heraus und wird Arbeiter, 
der nur während der Arbeitsstunden mit dem Arbeitsleiter in Be 
ziehung steht. Selbst der Lehrling erscheint nur für die Arbeitszeit. 
Die Männer gehen „auf Arbeit". Damit entleert sich der alte 
Begriff der Familie, und es entsteht die neue Familienform, die es 
in den alten Zeiten nur vereinzelt gab. die Wohnstätte, die nur 
für Ronfumtion und Rindererziehung in Betracht kommt, aber nicht 
für Produktion. Diese neue verkleinerte Familie wird nun der 
Lebensbereich der Frau, welche dadurch von einer milschaffenden 
zu einer verwaltenden Rraft herabgedrückt wird. . 
Man stelle einmal das positive an diesen Ausführungen zu 
sammen, um die Bedeutung der Frau für die deutsche Rultur der 
Vergangenheit ermessen zu Können. In unserer Zeit ist es besonders 
nötig, darauf hinzuweisen, daß die Frau in der „produktiven Arbeit" 
im engsten Sinne Erhebliches und im Verhältnis zum Manne durchaus 
nichts Minderwertigeres geleistet hat. Die angeführten Beispiele 
werfen auch Streiflichter auf ein Gebiet, das heute ein Hauptkampf 
platz der Geschlechter ist, nämlich die Frage: gibt es ihrer Natur 
nach männliche und weibliche Arbeiten? Gibt es überhaupt Berufe, 
die für die Frau als unweiblich abzulehnen sind? Ohne Zweifel 
gibt es Arbeiten, die die Körperkräfte der Frauen übersteigen, nach 
denen die Frauen also auch nicht verlangen, die sie in Zeiten der 
Not aber (wie z. B. in den Rriegsjahren) in einem Maße und in 
einer Art ausgeführt haben, die Bewunderung erregen muß und 
nur deshalb nicht die genügende Beachtung findet, weil in Zeiten 
so ungeheuren Geschehens das Einzelne — besonders wenn es schon 
der Vergangenheit angehört — dem Blicke leichter verschwindet; 
vielleicht aber auch deshalb, weil die Männer die Leistungen der 
Frauen nicht recht zu schätzen vermochten, da die Voraussetzungen 
dazu andere als bei ihnen waren und ihnen daher meist nicht 
bekannt sind. 
Tatsache ist, daß heute viele männliche Berufe früher in den 
Händen von Frauen lagen und andererseits Männer früher Arbeiten 
verrichteten, die heute bei ihnen als durchaus weiblich vollständig 
verpönt sind, vor allem war es die sozial-karitative Tätigkeit, die 
jetzt so vielfach berufsmäßig von Männern ausgeübt wird, die früher 
das gänzlich unbestrittene Gebiet der Frau war, und dar ihr auch 
nach ihrer Eigenart gehört. Reiche Beweise dafür liefert uns die 
Rulturgeschichte, liefern uns auch unsere deutschen Dichter, die das 
Leben der Vergangenheit wieder vor uns ausblühen ließen, wie 
schön ist die Schilderung in Raabes Erzählung „Des Reiches Rrone" 
(Berlin-Grunswald, 8. Aufl., S. 18 f.): „Im Jahre unserer Heilandes 
1394 hat sich das christliche herz zuerst auf die Sondersiechen 
gewendet. Damals war ein gar frommer Prediger in der Stadt, 
der Meister Niklas im Spital zum hl. Geist. Dem gelang es zuerst, 
die Gemüter des Volkes von Nürnberg zu erwecken mit Gottes 
Beistand: Er fing an zu predigen in seiner Rirche für die Leprosen, 
und schrie laut um Handreichung für das große unsägliche Elend, 
und schrie vor allem zu den milden Frauen, rührte ihnen das herz, 
und sie antworteten seinem Rufe. Da kamen zuerst drei andächtige 
Weiber, die Ußlingerin, dann die große Anna Grundherrin aus dem 
güldenen Schilde, und die Anna weidingerin, die Huben an, die, 
Sonderstechen zu speisen: im Anfang drei Tage in der Marterwochen,
	        
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