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Stile erbaut." Nun macht es den Kmöern Freude, mir alle Spitzbogen zu
zeigen. Wir steigen adwäris und wandern weiter. Je mehr wir auf die
k)ihe kommen, desto glatter wird der weg. Vas ersäht nur den Jubel,
wir werfen einen Blick rückwärts. Da sehen wir durch einen schmalen
Ausblick unsere Burgruine und einen Teil der Mo el. die friedlich dahin-
wallt. «Man meint, es wäre ein See." sagt eine Kleine, „jo iü sie ringsum
von den Bergen eingeschlossen." wir marichieren weiter. (Ein Wässerlein
rauschte an uns vorbei Vas brachte neue Freude. Vre Kälte Hane die
schönsten Tisfjguren an seinem Ranee gebildet. Nun konnte sich dce Phan
tasie der Kinder betätigen. Jedes brabte ein Gebilde. ®, ein Fisch, hier
ein Bügeleisen, da eine Puppe, eine B'ume, ein Frosch mit drei Beinen,
aber hier ein Mütterchen mit zwei Kindern. Das mußte alles bewandert
werden.
Nun standen wir vor einem Steinbruch. Riesige Tiszavfen hingen da
herab, die blinkten und glitzerten. Gleich lief eine hin. brach einen langen
Zapfen ab und benutzte ihn eine Seitlang als Wanderstab. Vas machte
allen viel Spaß.
„Line pro.essi'on hier oben, eine im wiesenlal," sagte ich.
wie? wo? erstaunte Fragen.
Seht nur! Suchende Blicke schweifen hinab.
„Ir, ja, da unten all' die wetdenstümpfe," schrie eine.
„ü). o ja," riefen nun alle, „man mernt wirklich, es sei eine Prozession,
wie sie wandern, sich die Hände reichen!"
Wir waren noch in den Anblick dieser merkwürdigen Prozession ver
tieft, da sagte ein Kind: „Es scheinen die alten weiden so grau." «Erl
könig. Erlkönig," und schon wurde mit Begeisterung das Gedicht deklamiert.
wir hatten die höhe erreicht. Schon nahm uns der Wad im weißen
winterkleide in Empfang. „Winterwald im Sonnenglanze" fing eine an.
Doch „des Würgers schrille Klage und des Spechts eintönig pochen" hörten
B;t Nicht. Die tiefe Siille, der verträumte, we ße Wald versetzten uns in
Weihnachtsstimmung. „Man meint, es wäre Weihnachten" sagten ctlidjc
«Mich erinnert der Wald an das schöne Gedicht, das wir gelernt haben,"
meint eine: «Vas Lhristkins ist durch den wa.d gegangen".
Ganz andächtig lauschen alle. „Va hat sich wirklich Lhristkindleins
zarter Schleier über Aste und Swerge ausgebreitet", spricht die kleine Anna
und n ckt ernsthast mit dem Köpfchen. Bald lachten sie wieder leicht und
froh, als sie sahen, wie einige unter den Tannen standen und die anderen
auf sie schneien ließen, in em sie kränig an den Zweigen rüttelten.
„®, Schäfchen" — da ist ja der Schäfer mit seiner Herde auf der wiese
Wie die Tiere sich anstrengen, um noch ein G ärlein zu finden! Va tönt
es mir auch schon aus der Kinder Mund entgegen: „3-b bin ollrin auf
we ter Flur" ... So überrascht w r auf dieses neue Bild schauen, so
erstaunt blickt der Schäfer aus die Schar, die zu so ungewohnter Seit aus
dem Walde bricht.
Va laufen etliche vor. Lin Wegweiser zeigt an: „Sur wakeley". Wir
kamen unserem Siele näher.
Ls schneite leicht. Frisch und munter stimmte die lustige Schar ein
Liedchen an.
Endlich hatten nrr unser Ziel erreicht. Ein eingefaßter Platz auf
steilem Fe sen — die wakeley. Mit Wonne jeden wir dar herrliche Tal
tief zu unseren Füßen mit seinem rauschenden Bach, seinen alten Mühlen,
wir erblicken in der Ferne unsere liebe Mosel mit dem freundlichen Mosel
städtchen an rhrem linken Ufer und den stillen OKI jenseit, ter Mosel. Lange
ruht unser B.rck auf der praätvollen Burg, die den nahen Berggipfel des
Städtchens krönt. Uns gegenüber liegt die Ruine einer ehemaligen starken
Burg.
Zwar war der Weitblick durch das Schneewetter getrübt, aber ein so
schönes Gemälde im w'.nterglanze halten die Kinder noch nie gesehen.
Vas Gesehene gao reichlichen Stoff sür den Heimweg. Nun wurden
noch einmal dre Säger, die sich an die Ruine knüpften, erzählt. Neue
Geschichten tauchten auf. Ver Name Wakeleq gab ihnen zu denken. Sie
wuß en allerlei scherzhafte Auslegungen zu dringen, bis wir die Endsilbe
„leh" näher ins Auge faßten. Va wurde die Erinnerung an Brauseley
Loreley wachgerufen. Die Bedeutung von „Waken" war ihnen klar. —
„3ch sähe zu gern ein Eichhörnchen," sagte eine Kleire neben mir. Da-
jahen wir nun leider nicht, aber ein Sp rber erhob sich hoch in die Luft
und umkreiste feine Beute. Tapfer schritten wir aus. ver Schnee sie-
wieder stärker. Ven Berg hinunter gab es ein munterer Gleiten. Eine
hielt sich an der anderen fest Gft purzelte eine hin. Vas war nicht schlimm!
Gleich war sie wieder auf den Bei en.
3a der Dämmerung kamen wir an unserem Dorfe an. „Vas war ein
schöner Nachmittag." urteilten sie einstimmig. „Fräulein, bitte, lassen sie
uns bald noch einmal wandern", bettelten sie. 3ch versprach es ihnen,
va eil en alle dem warmen Stübchen zu. G. Seibel.
.,C§ klappert die Mühle am rauschenden Vach . .
, wir ziehen wieder einmal hinaus. Diesmal sollen Bach und Weiher
Siel unserer Beobachtung und Besprechung sein. Am Strunderbach machen
wir kalt. Die Sage von der Verlegung der Slrunderbackquelle hinunter
ins Tal nach Herrenstrunden weckt besonderes 3ntereste bec den Kleinen.
Die Begriff» „Huelle, Ufer, Bett, fließendes Wasser, Mündung ..werden
Amtliches.
, - Die Zulassung hochbegabter zum UiuverMIrftudium.
0 I 645 II. 26. 7. 23,
Der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat
gewonnen, wie munter hüpfen die Wellen des Baches dahin! „was eilst
du so. du Bächlein froh, durchs grüne Ta! dahin?" ... vie Antwort
rauscht uns der Bach zu. wenn wir nur Augen und Thren öffnen, hier
trägt er Enten auf seinem Rücken, dort tränkt er Pferde und Kühe. Dock
bei einer Ichwersten Arbeit werden wir ihn gleich beobachten, wir kommen
zur Mühle, ver sreundliche Besitzer ist auf meine Ansrage bereit, uns die
Mühle in Gang zu letzen und die Besichtigung zu erlauben.
Hoch steht ras Müolrad still. Vas Wasser schäumt und rauscht tatenlos
vorüber, va mit ernemmal öffnet sich die Schleuse. Stürmischer Jubel, als
nun das Wasser die Schaufeln des Ilades ersaßt und dos Mühlrad' }td)
ruhig und majestätisch in Bewegung setzt, wir können uns kaum trennen
von dem interessanten Bilde, wie das Wasser schäumt in übersprudelnder
Lust und Kraft, als freue es sich seiner gewaltigen Leistung, wir gehen
in die Mühle hinein, sehen im Erdgeschoß das Räderwerk in Tätigkeit,
auf dem ersten Stockwerk die Mahlsterne und auf dem Speicher die vor-
richtung zum Aufziehen der Säcke und den mächtigen Trichter, in den das
Korn geschüttet wird. Als wir nach gründlicher Besichtigung wieder unten
ankomme^ ist zu unserem Erstaunen schon ein Sack mit Mehl lkloggen-
schrot) gefüllt, wir danken dem freundlichen Müller, indem wir fingen-
«Ls klappert die Mühle." Jetzt hat das Lied für alle einen lebendiaen
3 n halt.
3n den kommenden Unterrichtsstunden bietet das Erlebnis reichlich
Stoff zu Sprechübungen, von passenden Versen belebt. Wasser, und Wind
mühle find Gegenstand vergle chender Betrachtung und zeichnerischer var-
stevung. wie w rü die Windmühle denn mahlen können, wenn der wind
nicht in der Richtung der Mühlenflügel weht? welche Freude, als nach
einigem Nachdenken ein Kleiner (zweites Schuljahr) selbst die Löiung der
technischen Schwierigkeit findet: «ver Müller muß die Mühlenflügel nach
dem Winde drehen können!" wir finden selbst eine Möglichkeit in der
drehbaren Kappe, eine andere in der auf einem Fuße drehbaren Mühle.
3st diese von den kleinen Geistern selbst g-fundene Konstruktion nicht un.
gemein wertvoll für spätere selbständige Lösung der im Leben gestellten
Aufgaben? So möge auch schon bei den Kleinen jeder Unterricktsgang
neben Freude und Erholung auch geistige Bereicherung bringen. Ul. Hoff.
Alltagrarbeit.
Nie erlebte ich'r wie^ nach diesen seligen Ferien, wie bitter es ist, nach
klingenden Festtagen aufs neue dem All.ag sich hingeben zu müssen, vcm
Alltag, in den hinein kein Alleluja sich retten will, Tage der Einsamkeit
und der Fremde, in denen froher Menschen Lachen und des eigenen Herzens
Zauchzen tonlos erstirbt. Tage des Glückes machen feig und träge, wenn
du dem Herz an sie verschwendetest. Sieh, die Glückslage Kamen und
gingen, wie deine winterlange Einsamkeit versank in den Freuden eurer
scohen Gemeinscha>t, so versinken deine sonnigsten Erlebnisse, nun Fremde,
Alltag, Einsamkeit nach dir rufen. Darf ich dir ein Wort sagen, wie du
dir z^r Heimat die Fremde, zum Fest deinen Alltag, zu frohem Leben deine
Einsamkeit schaffst? 3n verhärmten Tagen lernte es meine Seele, und
es ist eine jener Erfahrungen, die wir mit unserm Herzblut erkaufen.
Ein erster Schultag. 3n frischen Schürzchen, die Jungen in steifen
weißen Kragen, so erwartet dich deine Schar und fragt mit fremden Augen
in deinen, vie Ferientage stehen trennend zwischen euch. Da sieh, die
Kleinsten! Mit keck aufstrebendem Näschen und lachenden Augen, in ihnen
ein erstes unbeholfenes Grüßen, wird dir de n Herz nicht warm und drin
Auge nicht klar? Vas ist Leben, sprudelndes, sorgloses, erwartungsfrohes.
Dar ist, als brächen versiegte Leben-guellen aufs neue in dir auf bei diesem
Gruß aus Kinderaugen, „vir taut der Schmerz und löst sich lind", ui d
dein Auge lacht ihnen entgegen: „willkommen, ihr jungen Menschenkinder,
in der Schule und in meinem Kerzen, das seine köstlichsten Schätze an euch
verschenken will 3hr ivllt mir He mat in der Fremde sein und stille, leuch
tende Liebe." Dank dir. mein hoher Berui! Nie empfinde ich deine Seg
nungen so wie in solchen Stunden, da Wert und Schönheit der jungen
Menjchenseele mir bewußt wird wie heut.». Dank dir! vu siegst über
grämliche Trägheit und zündest den Gottesfunken der Begeisterung, der
den Alltag mit Himmelslicht eileuchtet. 3,t das nicht, das ga> ze Geheimnis,
alle; wirren Fragens letzter Sinn: mach deinen Alllag licht, halt Augen
und Seele offen für die Schönheiten, die Gott an dir und der Welt ver
schwendet, auch die stillen Schönheiten, die er in Kindesaugen und Kindcs-
feelen gab. va; hilft dir über ä -Herr und innere Not.
Ein vankgebet im Herzen, Gott in der Seele; das macht dir zur
Heimat die Fremde, zum Glück dte Einsamkeit, den dunkelsten Alltag zu
lichtem Fest. H- Roggendorf.
our gefi. veachtung.
.Die Zunge Lehrerin" kann als Sondernummer zum preise von 0 30 Gold
mark für das Vierteljahr bei der Post bestellt weiden. Jedoch sei dara l
hingewiesen, daß der Bezug der gesamten Wochenschrift (mit Einschluß .»t
„3ungen Lebrerin") für Minderbesoldete auch nur 0,37 ^ Goldmark p ! °
vlerteljahr (hei der Geschäftsstelle des Vereins K. d. L. in Berlin-Steglitz.
Breiiejtiaße 7) kostet.
bestimmt, daß hervorragende begabte Perionen auch ohne Reifezeugnis z"
einem Universitätssturium zugelassen werden können.
Allgemeine Voraussetzung ist, daß die Bewerber ihrer ganzen V tr ° 1s
lichkeit und ihrer Fähigkeit nach die sichere Gewähr dafür bieten, daß sie
dem akademischen Unterricht auf dem gewählten Studiengebtel folgen
können und nach einem ausgiebtaen Studium in ihrem alten oder in einem
neuen Beruf Ausgezeichnetes leisten werden. Es müssen deshalb neben