Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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□ Komm, heiliger Geist, sende vom Himmel herab deines Lichtes Strahl. 
□ Komm, Vater der ctrmen, komm Geber der Gaben, komm, Licht der herzen. 
g Tröster wie keiner, der Seele süßer Gast, süße Labe. ^ 
□ Des Müden Rast, des verschmachtenden Kühlung, des weinenden Trost. □ 
□ Du seliges Licht, leuchte in die Tiefen des Herzens deinen Gläubigen. □ 
□ Ohne dein walten ist nichts im Menschen, nichts als Schuld. 
g wasche, was schmutzig, erweiche, was fpröd, heile, was wund ist. □ 
□ Biege, was starr, wärme, was kalt ist, führe, was sich verirrt hat. 8 
8 Gib den dir Glaubenden, dir vertrauenden die heiligen sieben Gaben. g 
g Gutem Werk gib Verdienstlichkeit, gib seliges Ende und ewige Freud. Amen. Alleluja. g 
□ Sequenz des Pfingstsonntags. □ 
Hauptoorzug der neuen Richtlinien, die einem volksschulunierricht 
dir Wege weisen, der die Frage der Volksbildung wirklich lösen 
helfen soll. Ganz im Sinne der Richtlinien fordert die Denkschrift 
auch für das höhere Schulwesen die staatsbürgerliche Erziehung, 
und es ist auch für die Volksschularbeit wesentlich, daß sich diese 
staatsbürgerliche Erziehung über die bloße Wissensmitteilung erhebt 
und „als ein neues Unterrichtsprinzip für alle Facher und für die 
gesamte Lebensform der Schule auswirken mutz". , 
Die Reform betont, daß nach den gegebenen Richtlinien jede 
Anstalt ihren verbindlichen Lehrplan entwerfe; „die damit ge 
forderte Arbeitsgemeinschaft, die ganz neue Einstellung der Lehrer 
schaft auf selbst verantwortliche Zusammenarbeit wird dann die 
Entwicklung in der Richtung des Gewollten zwangsläufig machen". 
Ruch für die neue volksschularbeit sind ja bekanntlich nur „Richt 
linien" gegeben, und auch hier soll der besondere Lehrplan der 
einzelnen Schule aus der Arbeitsgemeinschaft der Lehrenden heraus 
wachsen. — Zum Nachdenken regen ferner die Rusführungen der 
Denkschrift über die Gestaltung der häuslichen Rrbeiten an; es 
stnd hier Gedankengänge vorgeführt, die an die Pädagogik Fr. w. 
Försters erinnern. „Dis bösen Geister der Unredlichkeit und der 
Täuschung" treiben auch in der Volksschule ihr Wesen; auch hier 
wirkt die Praxis des Täuschens und Lügens charakterverderbend". 
Der Satz der Denkschrift: „Alle Rrbeiten, die nicht ein organischer 
Bestandteil der Massenarbeit sind und ihr wieder dienstbar gemacht 
werden, sind wertlos" gibt auch der volksschularbeit wichtige 
Fingerzeige. Die volksschulmethodik hat bis jetzt das Problem der 
häuslichen Rrbeiten viel zu wenig erörtert; mit Auseinandersetzungen 
über das Matz der Hausarbeiten ist es nicht allein getan, es müssen 
Wege gezeigt werden, wie im einzelnen Schularbeit und Haus 
arbeit organisch verbunden werden sollen. „Der wert der Haus 
arbeit steigt mit ihrem individuellen Gepräge, steigt, je mehr Ver 
rufung und Entfaltung der Phantasie, je mehr Kombinationsgabe 
uns eindringendes Nachdenken sie erfordert." wenn beispielsweise 
«in Kind der Oberstufe die Rufgabe übernimmt, bis zur nächsten 
~ kstunde aus den Gedichten des Lese- und Gesangbuches die Lob- 
r ruhe des Frühlings zusammenzustellen, so ist dieses eine Haus- 
nebelt im Sinne der Denkschrift. Oder wenn im Rechenunterrichte 
d e Schüler selbst das Material für Rufgabenbildung aus Preistafeln 
^-rbnschaffen, so bedeutet dies eine häusliche Beschäftigung, die der 
Kl fissnarbeit dienstbar gemacht wird. Ruch in der Volksschule 
ui usen wir uns um jene Form der Hausaufgaben bemühen, „die 
aus dem Rrbeitsunterricht herauswachsen, die sich auf die Selbst- 
rät-'gkeit des Schülers gründen und dem Rrbeitsunterricht der Schule 
w eder dienstbar gemacht werden". Ls ist also durchaus nicht 
immer nötig, daß die Hausarbeit die Übung und Anwendung des 
in der Schule Durchgearbeiteten umfaßt, es ist vielmehr erwünscht, 
daß so oft als möglich die Hausarbeit einen Teil der stofflichen 
Unterlagen des neuen Unterrichtsabschnittes herbeischafft, etwa 
wenn die Schüler als Hausarbeit die im Straßenbilde sich vor 
findenden Fremdwörter sammeln und der Sprachunterricht dann die 
quie Verdeutschung dieser Fremdwörter erarbeitet. Dieses rechte 
Ineinandergreifen von Schularbeit und Hausarbeit muß in der 
Fachpresse, in den Rrbeitsgemeinfchaften der Lehrenden und in den 
Beratungen der Lehrkörper zum Gegenstands besonderer Erörterungen 
gemacht werden. Bei der Abgrenzung der Schul- und der Haus- 
arbeit ist immer zu entscheiden, für welche Art der Betätigung die 
Klassengemeinschast und für welche die. Einzelpersönlichkeil des 
Schülers die günstigste Voraussetzung bildet.^ 
Dies sind nur einige Gedanken der Denkschrift, die sich un- 
gezwungen auf die neue volksschularbeit anwenden lassen. Es ist 
tatsächlich derselbe Geist, der die Denkschrift und die Richtlinien 
durchzieht, hier wie dort ist eine Bewegungsfreiheit der 
Lehrenden gesichert, die aber auch deren Verantwortungsbewußtsein 
und Arbeitseifer zu fördern geeignet ist. 
Zchulprattisches zu unserem neuen Lesewerk? 
von Maria rveinaild. 
Unser neues Lesewerk hat des Weges von Frankfurt bis Pader 
born bedurft, ehe es vollendet war. In drei langen mühevollen 
Jahren ist es erarbeitet und gestaltet worden. Unübersehbare 
Schwierigkeiten, Gegnerschaften und Mißverständnisse, die seiner Idee 
anfänglich und auch während ihrer Verwirklichung entgegenstanden, 
wurden in unausgesetzten Verhandlungen mit der Lehrerschaft und 
den Behörden aus dem Wege geräumt und die Idee selbst durch 
unermüdliche fach- mit)' sachgemäße Kommissions- und Einzelarbeit in 
ihrer ursprünglichen Form zur Tat gemacht. Das nunmehr nahezu 
vollendete Werk, das die beiden literarischen Bände für dar 
gesamte Deutschand, ferner die zwei Fibeln, die Heimat- und 
vaterlandsbände für das Eichsfeld, für Brandenburg, 
Hessen, HildesHeim, Gberschlesien, Oldenburg, Osnabrück, 
Ostpreußen, Rheinland, Schlesien, Wasserkante und West 
falen, insgesamt 37 Bände umfassen wird, mag die wirksamste 
Widerlegung aller pessimistischen Voraussagungen über das Mißlingen 
dieses erstmaligen und einzigartigen Werkes dev. katholischen Lehrer 
schaft und des katholischen Volkes sein. 
Es mag späteren Darlegungen vorbehalten werden, die Ent* 
Wicklung des Lesewerkes aus seinen Anfängen heraus zu verfolgen 
und die drei Leitgedanken zu erläutern, die das gesamte Werk 
durchziehen und es zu einer Einheit schmieden: der katholische 
Gedanke, der heimat-vaterländische Gedanke, und die 
künstlerische Prägung. 
heute sei nur kurz auf das Zeitgemäß-Praktische verwiesen: 
Vas Erscheinen des neuen Lesewerkes 
steht bevor. Die literarischen Bände: „Das goldene Tor" (3. und 
4. Schuljahr) und „Die Schatzkammer" (5.-8. Schuljahr) sind 
vollendet. Der rheinische Heimat- wie auch der Vaterlands* 
band werden mit jedem Tage aus dem Druck erwartet. Andere 
Heimatbände stehen gleichfalls schon vor ihrer Veröffentlichung. Die 
Genehmigung des gesamten Werkes ist in den ersten Wochen zu 
erwarten. Es wäre darum völlig verfehlt, bei Anschaffungen heute 
noch auf alte Lesebücher zurückgreifen zu wollen. Gute Linzelschriften, 
die in unserer Wochenschrift hinlänglich empfohlen wurden, bieten 
den besseren Ersatz, haben dauernden wert und leiten zu dem Lesebuch 
hinüber, das in seinen einzelnen Kapiteln Verwandtschaft mit den 
Einzelschriften zeigt und durch die Geschlossenheit dieser Kapitel int 
Sinne der Ganzschrift wirken will. 
Die Handhabung des neuen Lesewerkes 
bringt eine Neuerung in den Unterricht hinein, weil es gleichzeitig 
zwei Lesebücher in die Hand des Kindes gibt. Für das 3. und 4- 
Schuljahr den I. literarischen Band „Das goldene Tor" und den 
Heimatband, wie er der jeweiligen Provinz oder Landschaft enb 
spricht, für das 6. bis 8. Schuljahr den 2. litermnschen Band »Di* 
« vgl. auch pädagogisch« Rundschau.
	        
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