Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

Literatur", die auch unter Katholiken üppig wucherte, hat uns vergiftet, 
fo sittenlos, religionslos und kulturlos gemacht, wie wir leider Gottes jetzt 
vielfach sind. 
wenn wir die flammend heiße Liebe des Hoffräuleins Anna Maria 
von haydt zu dem wilden Pandurenführer Trenk und rhre Folgen aus dem 
Buche streichen, ist gewiß für die Masse des Lesepublikums, das solche Kofi 
gierig schlürft, der Beiz des Romanes verflogen. 
Buna Maria von haydt schleudert der sittenstrengen Kaiserin als Ent- 
fchuldigung für ihren Fall entgegen: „Dero Majestät, ich liebe!" Leiden, 
schaftliche Liebe ist aber ebensowenig eine Entschuldigung für die Verletzung 
ewiger Gesetze als leidenschaftlicher haß. — wenn wir doch endlich auf 
räumen und Schluß machen wollten mrt dieser „Literatur", wir haben 
so lange an trüben Oaellen getrunken, so lange diese zurechtgemachte Kost 
genossen, daß es endlich Zeit wird, zur wahren Kunst zurückzukehren. Wir 
wollen Bücher, die uns wieder aufwärts führen. Bücher voll sitilicher 
Größe, voll Reinheit, Glaudenstiefe, Bücher, die in Gehalt und Gestalt 
Kunstwerke sind. Damit wtll ich durchaus keiner kleinlichen Prüderie das 
Wort reden: wenn natürliche Dinge gesagt werden müssen, so soll es m t 
dem nötigen Abstand, ja mit Keuschheit geschehen. Intime Dinge, die ins 
Schlafgemach gehören, sollten nicht herausgesprudelt werden, als rede man 
von Kirschen und frischem Ouellwosser. Dieser Abstand, diese Keuschheit 
findet sich nicht auf allen Seiten des Buches. 
§. Rüßel, Rn der Hand der Vorsehung, Lebensbild einer Konvertitin. 
Wiesbaden, Rauch. 
Die Konvertitin, deren Lebensbild das Buch aufrollt, ist die Tochter 
einer strenggläubigen Pietistenfamilie. 1836 in Karlsruhe geboren und 1918 
in Freiburg B. gestorben. Ich kann diese interessante Liographie nicht 
besser kennzeichnen, als wenn ich die Schlußsätze der Einführung, die Pro 
fessor Engelbert Krebs, Freiburg B. den Blättern vorausgestellt hat, 
hierhin setze: 
„So verborgen war ihr Leben. Jetzt, da mir ihre Biographie mit 
der Litte um ein einführendes Wort vorgelegt wird, geht es mir wieder 
wie so oft in Stunden ähnlicher Entdeckungen: ich muß aus tiefstem Herzen 
Gott .danken für seine große Herrlichkeit', und ich möchte die Leser des 
kleinen Buches bitten, es ebenso auf sich und andere, denen sie es zeigen, 
wirken zu lassen, damit recht viele getröstet und gestärkt durch seine Lesung, 
die Worte der Kirche aus Herzensgrund beten lernen: Oratias agimus libi 
propter magnara gloriam luam!“ 
Henriette Brey, Die am Leben zerbrechen. Einsiedeln, Benziger. 
Der Band faßt acht Novellen, welcher Art, das hat die Autorin in 
der Novelle „Die graue Stunde" unbewußt selber ausgedrückt — „sie 
(Benote) schrieb kleine, zarte Geschichten von einer frommen Innigkeit ... 
Geschichten, welche die Mütter mit umflorten Rügen lesen, wenn sie in 
nächtlicher Stille am Krankenbett ihrer Kindes wachen, und die einsamen 
alternden Mädchen und die stillen Seelen." — Ja, solcher Rrt sind diese 
Novellen. Güte und Erbarmen bilden ihren Grundakkord. 
M. Heins, Opfer. Die Geschichte einer Frauenseele, Paderborn, Schöningh. 
4,50 Ji. 
Das Buch kommt in unsere egoistische materielle Zeit wie ein ver 
wehtes Blatt. Opfer sind notwendig, und sie erheben, das ist der Grund 
gedanke der Erzählung. Die Autorin glaubt an Ideale, das lut uns heute 
not, und man spürt deutlich, daß sie aus ehrlichem Herzen heraus etwas 
mit dem Buch« will: Aufwärts führen. Die Hauptheldin ist eine Frau. 
Rn der Entwicklung ihrer Psyche ist mit Geschick und warmer Anteilnahme 
gearbeitet. Der Band richtet sich vor allem an Mädchen und Frauen. 
Martin Kreuser, Die Herrgottsseele, Aus dem Leben und der Schatz 
kammer der Anna Katharina Emmerich, Benziger, Einsiedeln-Köln. 
Das gut und geschmackvoll gebundene Büchlein mutet an wie eine 
kleine Truhe, die man öffnet, um Edelsteine, perlen und Gold sinnend durch 
die Finger gleiten zu lassen. Ich habe schon mancherlei von und über 
Katharina Emmerich gelesen — nichts, das mir so überzeugend nahe ging. 
— Der Autor hat der armen Bauernmaid von Flamske mit diesen sein 
stilisierten Skizzen eine Perlenschnur zum Schmuck gereicht, weil er weiß, 
wie viele Augen gerade jetzt vor ihrer bevorstehenden Seligsprechung auf 
sie schauen, welche Stellung er zu der Begnadeten einnimmt, sagen schon 
die ersten Sätze seines Eingangs, sie sollen hier folgen, weil sie zugleich 
etwas von dem Duft ausströmen, der auf den 250 Seilen des Buches liegt: 
«Wer von Katharina Emmerich spricht, spricht von Gott. Und wer ihr 
Leben tief verstehen will, muß Gott kennen. Den Gott, der auch in der 
rauchigen Hütte seine glänzenden Reichtümer entfaltet, der sich aus Kirche 
und Kloster ausweisen läßt, um als verfolgter Gott anderswo, in lichtarmen 
Kammern in goldenen Seelen seinen Thron aufzuschlagen . . . Ulan fragt 
nach der Magd des Herrn, was Anna Katharina durch Gott geworden ist. 
Das war ein wundersames verwobensein, Durchdrungensein von Seele und 
Gott zu einer erstaunlichen Fruchtbarkeit aus tiefster Ouelle . . . Das hat 
Gott getan. Aber Anna Katharina war die offene, tiefe Seele, in die Gott 
eingehen konnte." h. p. 
Herwig, helüenlegende. vier gut ausgestattete hefte mit an 
sprechender Umschlagzeichnung liegen vor: 1. Der Kührer, 2. DerNamen- 
lof«, 3. widukind, 4. König Otto. Die Jugend wird diese „Legenden" 
aus des vaterlanüs Vergangenheit mit Begeisterung lesen. Herwig hat eine 
mersteruche Art, diese großen, fernen Dinge aufzuwecken und nahezubringen. 
lebung des Geschichtsunterrichts sehr geeignet. Der Einstellung in 
Schulerbwlrotheken steht das „Broschiert" leider entgegen. 
Herders Bücherei zeitgenössischer Erzähler: „Der Bienenkorb". Eine 
Reihe äußerlich und innerlich ansprechender Bändchen, denen man wünschen 
mochte, daß sie sich schnell an jedem Bücherkiosk, an jeder Bahnhofsver 
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kaufsstelle unrmbehrlich machen, den Schund verdrängend und dem reisenden 
Publikum gefallend: 
Dörfler, Peter: Das Geheimnis des Fisches. 
Federer, Heinrich, («echs Bändchen: Gebt mir meine Wildnis wieder 
u. a., die alle schon eine hohe Auflageziffer aufweisen). 
Herwig, Franz: Der Pfarrer zu Pferd. 
Mohr, Heinrich: Die Rache des Herrn Ulrich u. a. Geschichtlein. 
Roselieb. Hans: Die Mahd; Der Schalk in der Liebe, 
ächafer, Georg: Der Gang in die Stadt u. a. Erzählungen. 
Wersmantel, Leo: Musikanten und Wallfahrer. 
Soenfson, Ion: Aus Island. 
Joseph von Eichendorff, G Täler weit, o höhen: Gedichte und 
Lieder, herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Karl Freiherr 
von Eichendorff. Mit 26 Federzeichnungen von Max Teschemacher und 
einer handschriftlichen Wiedergabe. Kempten, Kösel u. Pustel. 
In dem schönen Bändchen sind die feinsten Lieder des Sängers zu 
sammengestellt, die Lieder, die den deutschen Wald, die frohe deutsche 
Wanderlust, deutsche Liebe und Treue besingen. Die hinzugefügten Zeich 
nungen atmen Eichendorffs Gerst, sie sind Romantik. 
Karl Stirner, Deutsche Maler auf Wanderschaft. Kleines Skizzen 
buch, Heilbronn, Salzer. 
Ein seines und reines Büchlein. Etwas von Spitzwegs Art, aber ein- 
facher und gemütstiefer. Die Prosa,kizzen des Malers find eine das Ver 
ständnis weckende Zugabe, Idylle wie die zwanzig schwarzen oder farbigen 
Zeichnungen aus dem Reise-Skizzenbuch. Geschenkbüchlein für besinnliche 
junge und alte Interessenten. 
Zwei wertvolle Studien seien allen Literaturbeflissenen und denen, die 
„tiefer graben", aufs beste empfohlen: Die bewegenden Kräfte der 
schönen Literatur. Lin Vortrag von Dr. Gustav Keckeis und Die 
Zukunft des katholischen Elementes in der deutschen Literatur, 
von Franz Herwig, beide Freiburg, Herder. 
Otto Euler, Dantes Göttliche Komödie. M.-Gladbach, Volksverein. 
Nach ihrem wesentlichen Inhalt dargestellt. 
Das Buch erfüllt die Aufgabe, den Inhalt des unsterblichen Gedichtes, 
soweit er eine weitergehende Teilnahme beanspruchen kann, zusammen 
zufassen. Die Lektüre soll den weg zum ganzen Dante weisen und lieb 
machen. Der Dichter spricht meist selbst, orientierender und verbindender 
Text hilft zum Verständnis. Die Urteile der Presse über das werkchen 
jino sehr gut. 
?. Petrus Sinzig O. F. M., Rio de Janeiro, Lebendig begraben 
Freidurg, Herder. 
Ein kinoartiger Titel, der nichts weiter will, als daß man zuguckt, 
was dahintersteckt. Das Buch beweist, daß Klostermauern nicht ver- 
dummen und oerdumpfen, im Gegenteil: Leben ist da und werktätige Arbeit, 
und es flutet über die Klostermauern hinaus und erobert, sät und pflanzt, 
heute wie vor tausend Jahren, wenn man im Vorwort, das die Über 
setzerin des Buches, die Dichterin Maria Kahle, hineinschrieb, liest, was dieser 
Franziskanerpater im fremden Lande unseren Brüdern gewesen ist und wie 
er überall das Deutschtum hochgehalten und gefördert hat, dann freut man 
sich, und Freude ist mit das Schönste und wertvollste, das uns ein Buch 
geben kann. 
Marie Herbert, Gott allein genügt. Köln, Bachem. 
Diese neue Gabe der katholischen Dichterin führen wir am besten ein. 
wenn wir aus dem vornehmen dunkelgrünen Bändchen mit der Goldschrift 
das Gedicht der ersten Seite wiedergeben, er ist gleichsam Programm und 
Stigma für den ganzen Inhalt. 
Heißer beten! 
O stärker lieben und tiefer graben! 
heißer beten! Mein Gott, wir haben > 
Die heiligsten Kräfte des Lebens verschleudert 
Und müssen nun weinen, weinen — 
Wir haben uns nicht dar herz zerrissen, 
wir haben uns nicht die Lippen zerbissen, 
Die Hände haben uns nicht geblutet — 
O stärker lieben und' heißer beten! 
Franz Michael willam, Der Herrgott auf Besuch. Freiburg, Herder. 
Die Erzählung könnte man eine Kommunionerzählung nennen, aber 
sie ist weniger für kleine Leser geschrieben, denn für größere, wie eine 
arme Mutter ihr braves Büdlein recht beichten und beten lehrt und wie 
dies Büblein, den irregegangenen Vater am Weißen Sonntag zur Besinnung 
und Rückkehr bringt, ist in schlichtem und gemütvollem Ton geschildert. 
vom gleichen Autor im gleichen Verlag erschien: Der Lügensack. 
„Der Lügensack" ist ein Dorfmädchen brav, herb und grundehrlich; wie sie 
zu dem unpassenden Spitznamen gekommen ist und die Liebe eines reichen 
Bauernburschen erringt, ist mit scharfer Beobachtungsgabe und klugem Ver 
ständnis für dörfliche Art hingeplaudert. 
I. Dillmann u. K. Wehrhahn, vierzehn Engel fahren. Frankfurt a.M.» 
Englert u. Schlosser. 
Das ist ein ganzer Sack voll lustiger Reime, Reigen, Lieder und Rätsel. 
Tine dankenswerte Sammelarbeit. Das lustige Buch gibt viel Anregung 
und Stoff zur Beschäftigung mit kleinen Buben und Mädchen auf dem 
Spiel- und Turnplatz. 
Hedwig Lohß, Hans Martin und fein Dorle. 
Die feinfühlige Schwäbin kennen wir durch ihre «Arche Noah". - Ihr 
neues Buch plaudert von einem gemütrtiefen Kiemen Hangen und einem
	        
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