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Kulturhöhe in verschiedener, im ganzen recht vollkommener weise
dienstbar. Vas Meer dagegen mit seinen Strömungen, Gezeiten,
Windwellen, voll von Kräften, mit den in ihm gefundenen oder in
kleinsten Partikelchen verteilten Metallen, Gasen oder anderen
anorganischen Stoffen, läßt sich noch nicht bewirtschaften. Fischfang
und Robbenschlag ist nur an wenigen Stellen organisiert und erfolgt
meist im Raubbau, die vollendetste wirtschaftsgröße ist das Meer
als verkehrsbahn. Oie Arbeit an der Natur, zu der vor allem
Ausrottung und Verbreitung, Umschichtung und Wesensoeränderung
von Pflanzen und Tieren gehört, hat auch den Menschen selbst aufs
stärkste verändert, leiblich wie geistig. Bloß physische Kraft wird
mehr und mehr ausgeschaltet, geistige Regsamkeit jedoch mutz wachsen.
Vom Gefühl der Abhängigkeit von dunkelen Gewalten ging die
Entwicklung geistig-seelisch vorwärts zum Gefühl der Freiheit einer,
immer klarer durchschauten Um- und Innenwelt gegenüber.
Dringt man in das wirtschaftsgefüge irgendeiner Gegend von
der Betrachtung des Menschen aus ein, so gilt es zunächst die Rasse
festzustellen, die an Leistungsfähigkeit und Lebensansprüchen ungemein
verschieden, daher an wirtschaftlicher Kraft nicht gleich ergiebig ist.
Manche Rassen sind umgewöhnbar, andere gehen unter, wenn ihnen
etwas Lebensfremdes zugemutet wird, viel wandlungsfähiger als
die Rasse ist die Sprache. Sprachgebiete dehnen sich oder schrumpfen
zusammen durch Verbreiterung oder Einengung politischer und wirt
schaftlicher Verhältnisse, durch Leicht- oder Schwererlernbarkeit,
namentlich durch Verkehr. Sprachen- und Rassengebiete decken sich
keineswegs. Manche Völker haben ihre Sprache verlernt und
andere Sprachen angenommen. Für Handel und Verkehr ist Sprach
gemeinschaft aber von höchster Bedeutung. Deutlicher als bei Raste
und Sprache ist bei der Religion der Zusammenhang mit der Landes
eigenart besonders in primitiveren verhältnisten. Rahrungs- und
Wohnweise wird durch religiöse Kulte bestimmt, und diese sind wieder
abhängig von Tatsachen des Klimas, der Ausstattung der Crdräume
mit Pflanzen und Tieren, auch der Erdoberflächenform: Sonnenkult,
Heilighaltung von Wasser, winden, Bergen, Bäumen, Tieren usw.
Die Religionen, die besondere Stätten heilig halten, veranlassen
zeitweilige oder andauernde Verkehrsbewegung von Menschen,
Gütern, Ideen, unbewußt auch von Krankheiten längs der Pilger-
straßen. Natürlich durchdringen sich solche Wechselbeziehungen von
Religion und Wirtschaft mit denen von Rasse und Wirtschaft:
Phantasiebegabung oder geistige Stumpfheit, Überwiegen intellek
tueller Anlagen oder von Gefühlserregbarkeit, kurz, Unterschiede
unter den Menschen, die zweifellos einerseits mit Raste, andererseits
mit Einflüssen der Landesnatur zusammenhängen, wirken auf die
Ausgestaltung des religiösen Lebens ein, und dieses wieder beeinflußt
die geistig-sittliche, durch wirtschaftliche Mittelglieder sogar auch die
Körperliche Entwicklung der Völker. -
Line weitere Zusammenballung der Menschheit sind Staaten
gebilde. Daß wirtschaftliche Erzeugung, wirtschaftlicher Absatz, Maß
nahmen für Güter- und Personenbeförderung durch Staatsleistungen
gefördert, durch Eingriffe fremder Staaten gehemmt und unterbunden
werden können, erleben wir am eigenen Leibe. Aber nicht überall
auf Erden ist das Staatsleben auf wirtschaftliche Ziele hin ein
gestellt ; auch in der Gegenwart in den vereinigten Staaten und in
England mehr als etwa in Frankreich. An anderen Erdstellen
Unterwirft sich der Staat sogar religiösen Rücksichten, auch hin-
sichtlich der Wirtschaftsführung. Daß Deutschland ein Beamten- und
Milttärstaat geworden war, war das geschichtliche Ergebnis der
geographischen Miltellage des deutschen Volkes zwischen lauter aus-
dehnungslüsternen Völkern; der englische Kaufmannsstaat ist in
seiner günstigen Handelslage zwischen den wirtschaftlich betriebsamsten
Teilen Europas und Amerikas und seiner verhältnismäßig gesicherten
Militärischen Randlage zu Europa inmitten des Meeres ebenso ein
Ergebnis geographischer Grundbedingungen.
Neben diesen altüberkommenen Zusammenfassungen der Menschheit
zu großen Organisationen gibt es nun noch eine Fülle rein wirt-
schriftlicher Vereinigungen: Internationales Kapital, allerlei über
staatliche Aktien- usw. Gesellschaften, auch soziale Verbrüderungen
wie die internationale Arbeiterschaft. Auch ihre Auswirkungen auf
das Wirtschaftsleben sind nicht ohne geographische Grundbedingungen
einerseits und ohne Förderung oder Hemmungen von Raste, Sprache.
Religion und Staat andererseits. Doch kommt es zu sehr ver
wickelten Geflechten aller dieser verschiedenen Kraftlinien. Zum Teil
verstärken die verschiedenen Organisationen ihre Leistungsfähigkeit
durch Zusammenwirken, zum Teil schwächen sie einander. So
widerstreben internationale Kräfte des öfteren staatlichen Interesten;
internationales Kapital erzwingt Verkehrsverbindungen, die die
Dberflächenformen der Erde bisher verhindert haben. Die Arbeit
an der Natur vermag der einzelne Mensch nur zu sehr geringen
Leistungen zu steigern; die Zusammenfassung der Menschen bändigt
dagegen starke Naturkräfte und zwingt sie in den menschlichen
Dienst. Line Wirtschaftsgeographie wird deshalb niemals aus
reichen, wenn sie nur den Menschen und die Natur alz zugleich
Subjekt und Objekt der Wirtschaft behandelt; sie muß auch auf den
menschlichen Organisationen, sowohl die naturgegebene Raste wie
auch auf die geschichtlich gewordenen (Sprache, Religion, Staat),
wie die von vornherein zu Zwecken der Wirtschaft gebildeten
(Gesellschaften, Trusts, Konzerne) eingehen.
Ls ist Sache des Lehrers abzuschätzen, inwieweit er bei seinen
Schülern Verständnis für diese Dinge erhoffen darf, also in welcher
Auswahl und Verdünnung er, sei es Einzelheiten, sei es die Gesamtheit,
solcher wirtschaftsgeographischer Gedankengänge, im länderkundlichen
Unterricht vorbringen darf. Iedenfalls muß er sich selbst darüber
klar sein, daß Wirtschaftsgeographie keine Stoffdallung bedeutet,
sondern eine theoretische Wissenschaft ist, für Schüler einen hohen
öildungswert besitzt, weil sie Gesichtskreise weitet und so die Einsicht
in die ursächlichen Zusammenhänge zwischen anscheinend oft weit
getrennten Gebieten vertieft.
pädagogische Rundschau.
K. K. wir verlangen ein Reichsschulgesetz!
Die Zentralstelle der katholischen Schulorganisation Deutschlands
hat am 28. Mai an die Deutsche Reichsregierung und an den Deutschen
Reichstag ein Schreiben gerichtet, in dem mit der durch die Sache
gebotenen Entschiedenheit eine baldige Lösung der Reichsschulftage
verlangt und die berechtigten Forderungen der Katholiken nochmals
kurz und klar vorgebracht werden. Nachstehend der Wortlaut:
Die Kämpfe um ein Reichsschulgesetz haben während der letzten
Iahre unser Volk, das so sehr innerer Ruhe bedarf, immer wieder
aufgeregt und so oft den innerpolitischen Frieden gestört.
Dem alten Reichstag ist es nicht gelungen, eine Lösung für du
Reichsschulftage zu finden.
Lin neuer Reichstag ist gewählt. Lr wie die Reichsregierunc
werden die hier liegende Aufgabe als eine der wichtigsten baldigst
aufgreifen müsten.
Die katholische Schulorganisation Deutschlands erwartet, daß man
mit dem Willen zur Gerechtigkeit an die Lösung der Schulfrag«-
herantritt, und verlangt, daß dabei die Belange und Rechte der
Bekenntnisschule ausreichend beachtet und anerkannt werden.
Die Forderungen der Katholiken auf dem Gebiet des Schulwesen
find bekannt. Nur die wichtigsten seien an dieser Stelle wiederholt.
wir verlangen vor allem:
1. völlige Gleichberechtigung und Entwicklungsfreiheit für die
Bekenntnisschule;
2. die Berücksichtigung des Llternwillens, der Elternrechte und
der Rechte der Kirche;
3. Sicherheit dafür, daß der Geist der Bekenntnisschule auch ir
Wirklichkeit dem Bekenntnisse entspricht;
4. die Anerkennung der kirchlichen Grundsätze für den Religion-
unterricht;
5. die Erhaltung der bestehenden Bekenntnisschulen;
6. die Anerkennung der einklassigen Schule als eines geordneter.
Schulbetriebes;
7. öffentliche Zuschüste für privatschulen.
Ls ist allgemein bekannt, daß die Katholiken im Sommer 1922
und im Frühjahr 1923 eine Unterschriftensammlung für die Bekenntnis
schule abgehalten haben, von ca. 11000000 wahlberechtigten Kathc
liken haben über 8 700000 — das sind ca. 80% — ihre Stimm
für die Bekenntnisschule abgegeben. Diese Zahlen reden eine laut
Sprache.
Auf Grund der Teilergebniste sind die süddeutschen Schulorgan'
sationen schon mit je einer Eingabe vorstellig geworden, so an
5. November 1922 die Katholische Schulorganisation Bayern, am