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lischem Boden betreiben, entsprechend dem Geiste der Kirche und
den Anforderungen der Zeit, die sich im Rahmen der Kongregationen
nicht voll verwirklichen lassen.
2. Bei der Erhaltung und Gründung katholischer Schülcrinnen-
vereinigungen soll die von der Kirche gutgeheißene Marianische
Kongregation möglichst Berücksichtigung finden. Die Frage, ob die
Schülerinnen in die pfarrkongregationen eintreten oder in besonderen
Kongregationen an der Schule gesammelt werden, ist nach den ört
lichen Verhältnissen zu regeln.
Rn Schulen, an denen eine blühende Schülerinnenkongregation
besteht und den Anforderungen genügt, kann diese der Ausgangs
punkt der Schülerinnenvereinigung sein und durch weitere Aus
gestaltung in der Richtung der modernen Schülerinnenvereinigungen
den heutigen Bedürfnissen der Schülerinnen entgegenkommen (Ein
richtung besonderer Gruppen zur wissenschaftlichen Vertiefung, zur
pflege der Missionsbestrebungen, Karitas, Kunst u. a.).
Dort, wo die Kongregation nicht den geeigneten Boden zur
Erfassung aller Schülerinnen zu bilden vermag, mögen andere
Schülerinnenvereinigungen gegründet werden. An derselben Anstalt
sollen nicht Kongregation und Schülerinnenoereinigung
selbständig nebeneinander bestehen, sondern jene werde dieser
als besondere Gruppe eingegliedert. An Grten mit mehreren Schulen
soll nur ein (vrtsoerein für alle katholischen Schülerinnen gebildet
werden, in dem die Schulen mit gleichen Rechten vertreten sind; die
Bildung von Gruppen an den einzelnen Anstalten und einer Kon
gregation im Vereine ist zu erstreben.
4. Die SchülerinnenvFeinigung soll im engen Anschluß an die
Kirche katholisches Leben pflegen; sie läßt zugleich der Selbstverwaltung
und Selbstbetätigung der Schülerinnen und ihrer jugendlichen Lebens
art weiten Spielraum.
5. Unbeschadet der Selbstverwaltung der Mitglieder soll ein Reli
gionslehrer und eine Frau dem örtlichen Vorstande angehören."
vom-Standpunkte der Erziehung aus müssen wir Lehrerinnen
uns unbedingt erklären für ein Nebeneinander von Kongregation und
Jugendbewegungsgruppen, so daß der Kongregationsgedanke an
Innerlichkeit und Tiefe gewinnt, der Jugendbewegung der volle
Eigenwert verbleibt, zumal da sie stärker die Erhaltung der weib
lichen Eigenart betont.
Dieser Einigung, die hier so kurz in Form gebracht ist, sind
schwere Kämpfe vorausgegangen, wie stark hat sich die Jugend
aufgelehnt gegen alles, was Bindung heißt, wie hat sie geschmäht
gegen jedes Programm, das Bevormundung sein konnte. Die Frei
deutschen machten Front gegen die Bezeichnung: Jugendpflege
(Walter Tlaßen: Großstadtjugend).
wir wollen die Jugend nicht in füllen pressen, wir wollen
sie zur freien Willensentscheidung bringen, ihr den eigenen Lebensstil,
Eigenart lassen, in ihren Gruppen wertvolle Erziehungs
gemeinschaften sehen, in denen Reife, Starke die kluge Führung
übernehmen. Dann ist es unmöglich, daß Entartung und Verwilde
rung um sich greifen, dann muß ringendes Leben zur Festigung,
wallendes'Gefühl zu klarem Denken und zielsicherem handeln kommen,
dann bindet gemeinsames Leben, gemeinsames geistiges Schicksal
Jugendbewegung und Jugendpflege, Führer und Autoritäten.
Handarbeit und Hauswirtschaft
in der zukünftigen Lehrerinnenbildung.
T)on <E. Lüke, Bochum.
Die Lehrerbildung ist aus praktischen Gründen \b grundsätz
lichen Erwägungen immer noch heiß umstritten. Für uns kann das
Ziel nur die Heranbildung von Lehrerinnen sein, die als sittlich
gefestigte, von katholischer Glaubensausfassung getragene, methodisch
und wissenschaftlich durchgebildete Erzieherpersönlichkeiten edelste
Frauenart in eine neue Generation hineinleben können und wollen.
In diesem Artikel sei diö Betonung auf die Notwendigkeit einer
besonderen Lehrerinnenbildung, auf die Ausbildung der Lehrerin
zur Frauenpersönlichkeit gelegt und unter diesem Gesichtspunkt
die Frage gestellt, ob eine besondere Fachausbildung für ausgeprägt
weibliche Fächer die glücklichste Lösung für die Volksschule ist.
Folgende Zeilen wollen eine Beantwortung dieser Frage vom erzieh
lichen Standpunkt versuchen und wünsche für die zukünftige Aus
bildung aussprechen, die in keiner weise die ausgebildeten technischen
Lehrerinnen in ihrer Existenz gefährden wollen.
Die Lehrerinnenbildung wird bestimmt durch die Bedürfnisie der
Mädchenerziehung, deren vielseitige Aufgaben unter dem einen
Ziel stehen, zum katholischen Frauentum zu erziehen. Das bedeutet,
in unzähligen inneren und äußeren Hemmungen die innere Kraft
und praktische Tüchtigkeit wecken und pflegen, welche die heim
schaffende Tochter, Schwester und Mutter ihrer jetzigen oder zukünf
tigen Familie schenken soll; d. h. einen inneren Reichtum an
fraulicher Güte und mädchenhafter Sinnigkeit, an gemütvoller ver-
fsinerungs- und Vergeistungsfähigkeit des Lebens, an würde und
Takt, an Lebensmut und Charakterstärke schaffen, der nicht arm
und dürr wird in der nüchternsten Fron mechanischen Berufslebens;
d. h. eine Frauenauffassung schaffen, die nichts anderes sein will,
als ganz Mädchen und Frau.
Dieses hoch gespannte und doch nur einzig natürliche Erziehungsziel
unserer Mädchenvolksschule (vgl. Nr. 14 Das Ziel der Mädchen-
volksschule von A. Breuer) stellt hohe Anforderungen an die Per
sönlichkeit der Lehrerin. Auch sie muß ganz Frau sein, nicht nur
geistig, religiös, sozial, nein, auch praktisch. Eine allseitig aus
gebildete Frauenperjönlichkeit verlangt auch eine Entwicklung der
praktischen weiblichen Anlagen, nicht in erster Linie als Unterrichts-
fertigkeiten, sondern um der erziehlichen Einwirkung durch
das Spezifisch-Weibliche willen. 3u diesem „Spezifisch-Weib
lichen" gehört auch die Erweckung aller heimgestaltenden Kräfte,
welche für die Lehrerin als die Erzieherin zur fraulichen Art fast
so wichtig ist als für die Mutter. Die Vergangenheit hat zu wenig
den wert hausfraulicher Ertüchtigung für die Lehrerin zu schätzen
gewußt, zu wenig die feinen Wirkungen einer Erzieherin gesehen,
welche die praktisch weiblichen Anlagen in sich entwickelt, vielleicht
sogar aus nüchternen, soliden Fertigkeiten in Handarbeit, Haus
wirtschaft ins Künstlerische vergeistigt hat. Sie hat nicht die
besonderen Lrziehungsdispositionen, die gerade in diesen Fächern
der inneren Führung der Lehrerin stark entgegenkommen, zu
würdigen verstanden. Die Vergangenheit hat dem rein intellektua-
listischen Bildungsideal und der Unterschätzung körperlicher Arbeit
in der Lehrerinnenbildung eine bedauerliche Konzession gemacht und
manchmal zu einem Lehrerinnentyp geführt, der bei aller hohen
seelsorglichen Berufsauffassung einseitig und eng sein konnte, weil er
feine verborgene (Quellen gemütvoller, lebensbejahender Fraulichkeit
in sich verschüttet hatte.
In diesem Zusammenhang ist der Wunsch verständlich, daß es
Ehrensache und noch mehr innere Notwendigkeit der Lehrerinnen
bildung sein müßte, nicht nur eine Kopie der Lehrerbildung zu sein,
sondern gerade die besonders fraulichen Anlagen — geistige und
praktische — zu pflegen, durch die wir allein und besondersartig
auf die Mädchen wirken können.
Dieser Wunsch wird unterstützt durch psychologische Forde
rungen, die die Erziehung als obersten Grundsatz für die Volksschule
aufstellen. Die Volksschule hat um des Erziehungsgedankens willen
das Prinzip des Fachunterrichts abgelehnt, wertvoller als das in
erster Linie um rein wissenschaftlicher Ergebnisse geschaffene Fach-
system erscheint ihr die Entwicklung aller körperlichen, geistigen und
seelischen Kräfte des jungen Menschen durch eine allseitig aus
gebildete Persönlichkeit. Aus dieser sich durch jahrelange Praxis
bewährten Auffassung, die psychologisch in der Macht der Persön
lichkeit, in der Möglichkeit individuellster Behandlung der Kinder,
in der feinsten inneren Einstellung und Einfühlung des einen
Lehrers auf die eine Klaffe ihre Erklärung findet, fließt die immer
lauter erhobene Forderung von Gesamtunterricht und Gesamt
erziehung. Ihre Stärke liegt in der formalen Bildung durch
Ideen und Motive, in der Unterordnung des Stoffes unter den
Gedanken der seelischen Entwicklung und Reifung, in der Wirkung
durch ein Ziel und einen Erzieher. Die moderne Willenspsychologie
verlangt die Verschmelzung von Wertkomplexen zu einer harmonischen
Motiveinheit, zu einem Lebensideal, vorgelebt durch eine Erzieher
persönlichkeit. Ins Schulpraktische übersetzt heißt das: Das Ideal
ist die Vereinigung aller Fächer in einer Persönlichkeit, zu einem
Lebenskreis, der in der Gberklaffe — sei es als Familienkreis, als
Kreis der Volksgemeinschaft — immer auf den Ton gestimmt sein
müßte: Ich will alles lernen, was eine Frau im Leben können
muß, der diesen willen stärkt durch die Lehrerin, in deren Hand