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d (Es gibt nur ein einziges Gut für den Menschen: die Wissenschaft, und nur ein einziges Übel: die °
□ Unwissenheit. Sokrates. □
Erwerb für den größten Teil des Tages, für eine lange Rrbeits-
wache hinausgedrängt haben, wo man gerne eine Feierabendstunde,
einen stillen 5onntagnachmittag zubringen mag. Wohl ist dieser
Raum noch nicht das, was ein heim ausmacht, oberer gehört
mit dazu, wie stehen also unsere Mädchen zu ihrem, ich will einmal
sagen: räumlichen heim? Rönnen sie überhaupt bei den traurigen
Wohnungsverhältnissen der Großstadt irgendeine innere Beziehung
dazu gewinnen? Ich brauche doch nur die Worte zu nennen:
Mietskaserne, Hinterhaus, Fabrikgegend, Rrbeiteroiertel, um ver
ständlich zu machen, daß der größte Teil unserer Rinder die elterliche
Wohnung nicht als ein heim kennt, sondern lediglich als Schlafstätte,
daß sie dieser Wohnung so lange und so oft zu entfliehen suchen,
wie das nur eben möglich ist, daß die heranwachsenden Mädchen
nur gezwungen, unmutig und verdrossen dort verweilen, um der
Mutter bei häuslichen Rrbeiten behilflich zu sein oder jüngere
Geschwister zu betreuen. Und trotzdem wollen und sollen wir ver
suchen, heimschaffende Rräfte in diesen Mädchen zu wecken? Ja!
— und wir haben das noch nicht im entferntesten erreicht, wenn
wir im Gesinnungsunterrichte, im haushaltunterrichte, in den Hand
fertigkeiten das Mädchen zu den sogenannten häuslichen Tugenden
anhalten. Gewiß kann es uns gelingen, ihm Ordnungssinn, Sauberkeit
und Zuverlässigkeit bei der häuslichen Rrbeit als erstrebenswerte
Frauentugenden darzustellen. Uber ebensowenig wie eine Frau
dadurch schon ein heim schafft, daß ihr Haushalt, wie man zu sagen
pflegt, „am Schnürchen geht", ebensowenig haben wir in unseren
Mädchen schon die heimschaffenden Rräfte geweckt, wenn es in der
Haushaltungskunde eine besonders gute Note erringt. Um jetzt recht
verstanden zu werden, mutz ich nun erst sagen, daß ich das räumliche
heim nur als Rahmen sehe, das, was ich aber als das seelische
heim bezeichnen möchte, das eigentliche Wesen eines Heimes bedeutet.
Und merkwürdig — trostvoll und ermutigend — für diese Seite
der erziehlichen Beeinflussung kommt uns in der jungen Mädchenseele
etwas entgegen, was uns für manch bittere Enttäuschung und manchen
anscheinend vergeblichen Rampf entschädigen kann. Nicht bei seiner
Beziehung zu dem engen, nüchternen oder gar häßlichen Raume,
der sein Zuhause bildet, wollen wir beginnen, die heimschaffenden
Rräfte des Mädchens zu wecken, sondern bei den persönlichen mensch-
lichen Beziehungen. Eine Frau schafft nämlich erst dann im tiefsten
Sinne des Wortes ein heim, wenn sie seelischer Mittelpunkt der
Ihrigen zu sein imstande ist. Das wird sie nicht dadurch, daß sie
möglichst betont und geräuschvoll im haushalte schafft, sondern
dadurch, daß sie ihre Rrbeit mit stiller Selbstverständlichkeit tut,
ihr herz dabei offen hält für die Rußenarbeit der anderen und ihre
Gedanken frei für ihr Erleben in Erfolg und Enttäuschungen. Rann
sie darüber hinaus an einem gemeinsamen Feierabend oder Sonntag
nachmittag der Familie nach Rnregung oder Ermunterung zu gemein
samer Erholung bei Spiel und Lied und Buch geben, dann schafft
sie eben ein heim, wenn auch sein Rahmen nur eine sauber
gehaltene, aufgeräumte Wohnküche oder die enge Mansardenstube
einer Mietskaserne ist.
hier berühren sich nun ganz eng Erziehung zum heim und
Erziehung zur Familiengemeinschast. Dafür ist der Eingang zur
Mädchenseele frei, wenn nicht ausnahmsweise widrige häusliche
Verhältnisse vorliegen. Die Rrbeit des Rindes in der Schule und
für die Schule darf nicht beziehungslos neben seinem Leben hergehen;
das verträgt ein Mädchen noch viel weniger als ein Rnabe. Es
gibt Renntniffe, die die Schule ihm vermitteln muß, für die es aber
feiner allgemeinen und besonderen Veranlagung nach kein sachliches
Interesse aufbringt; um so mehr muß versucht werden, ein per
sönliches zu gewinnen. Stellen wir doch unseren Heranwachsenden
Mädchen die Rufgabe, der Mutter zu erzählen, daß wir in der
Schule gelernt haben, wo alle die Erzeugniffe wachsen, die sie im
haushalte täglich verarbeiten muß, wie sie gewonnen, verschickt und
am besten ausgenützt werden, wie die Spaltpilze als Gärungs-,
Fäulnis- und Rrankheitserreger in den Haushalt der Natur ein
greifen, wie unsere Vorfahren lebten und sich einzurichten verstanden,
well ihre Bedürfniffe nicht so hochgeschraubt waren, wie diejenigen
unseres kraß-materialistischen Zeitalters, haben wir es erst erreicht,
daß unsere Rinder durch solcherlei praktische Dinge die Brücke zwischen
der Mutter und der Schule geschlagen haben, dann kommtchas andere,
das Feine, das Seelische ganz von selbst; dann spricht man mit der
Mutter auch über ein schönes Gedicht, das einem aus irgendeinem
Grunde einen lieferen Eindruck gemacht hat, singt ihr ein neues
Lied und bringt dann in die Schule hinein, was die Mutter dazu
gesagt hat, wie erstaunt sie gewesen ist, wie erstaunt man aber
auch selber war, weil die Mutter das schon wußte, ja sogar noch
mehr, als wir ihr mitbringen konnten, daß sie das schöne Gedicht
kannte, ein ähnliches aus ihrer Schulzeit fast noch ganz auswendig
wußte. . . . Man muß das nur einmal in Ruhe überdenken, auf
sich wirken lassen, wenn Rinder so verlegen, erstaunt, verwundert,
ungeschickt vielleicht, aber doch in einem starken Glücksgefühl von
einer solchen Stunde mit der Mutter erzählen, um zu begreifen,
wie stumpf diese Menschen in vielen Fällen nebeneinanderherleben,
wie wenig sie voneinander wißen, in welch seelischer Rrmut sie ihre
Tage zubringen. — Ruch zum Vater muß das Mädchen der Ober-
klaffe als werdende „große Tochter" durch die Rrbeit in der Schule
in recht lebendige persönliche Beziehungen kommen. Es soll dem
Vater erzählen, daß es die Länder, die er während seiner Rriegs-
jahre kennen gelernt hat, auch nach geographischer Lage und Eigenart
zu bestimmen und einzuordnen weiß; es soll ihm auf Spaziergängen
und Rusflügen erzählen, was Heimatkunde und Heimatgeschichte zur
Belebung und Beseelung der Landschaft zu sagen wissen. Es soll
dem Vater zeigen, daß es die monatliche Miete berechnen kann,
einen Familienbrief selbständig zu schreiben imstande ist, Formulare
auszufüllen versteht, daß es den Sorgen des Vaters nicht verständnislos
gegenübersteht und für seinen Beruf, sein mühevolles Tagewerk
Intereffe hat. „Vater hat erst gelacht und nichts gesagt, jetzt unter
halten wir uns aber schon ganz gut," spricht dieses unbeholfene
Wort aus Rindermund nicht wiederum eine ganz beredte Sprache
von der Fremdheit in unseren Familien, die wohl zusammen wohnen,
aber kein heim haben? In diesen Tagen habe ich Rnnettens „Das
vierzehnjährige herz" mit meiner Rlaffe durchgenommen. Diese
Stunde hat mich einen tiefen Blick in die dreizehnjährigen herzen
meiner Schülerinnen tun lassen. Dieses zunächst ungläubige, dann
verlegene Staunen, daß man so frei und offen von dem Überschwange
seines Herzens sprechen darf, dazu noch vom Vater, das war für
manche ein Erlebnis, das ich nur aus Rügen und Mienen ablesen
konnte, das sich nur bei wenigen Impulsen äußerte in den Bemer.
kungen: „Mein Vater würde aber Rügen machen." „Meine
Schwester, die ist grade so wie die alberne Barbe," „mir ist auch
manchmal so komisch", „wenn Rnnette auch .Barbe' sagt, ich glaube,
das war sie selbst, sonst könnt' sie das doch nicht so gut wissen".
Und dann wollen wir unseren Schülerinnen auch Wege zeigen zur
Beseelung ihrer Beziehungen zu den Gesckwistern, besonders zu den
jüngeren und den ganz kleinen. Ganz unverkennbar regen sich in
dem größeren Mädchen schon mütterliche Rräfte, pflegeinstmkte will
ich sie einmal zusammensaffend nennen. Soll das Mädchen aber
in seine Familienaufgabe hineinwachse!:, dann genügt es nicht, daß
man diese Naturanlage sich frei entfalten läßt, auch hier müssen
seine persönlichen Beziehungen bewußter werden. Das Rindcr-
verwahrenmüffen Kann für die großen Mädchen doch trotz oUer
pflegerischen Rnlagen, die sie in'sich haben, eme schwere, lästige
Pflicht werden, helfen wir ihnen, auch diese Pflicht zu beseelen.
Stellen wir ihnen Beobachtungsausgaben aus Sprache, Spiel und
Verhalten der Rleinen, geben wir ihnen im Deutschunterrichte ein
Märchen, Rinderreime, ein Rinderlied mit der ausdrücklichen Be
ziehung auf die kleinen Geschwister, benutzen wir das angewandte
Zeichnen und Malen dazu, sie zur Selbstanfertigung von Spielzeug
zu führen, dann haben wir mit dazu beigetragen, in dem Mädchen
heimschaffende Rräfte zu wecken. In meiner Rlaffe gibt es ein
dreizehnjähriges Mädchen, das, durchaus nicht unintelligent, durch
überaus schwierige wohnungs- und Schlafverhältniffe (in zwei Dach
zimmern lebt es mit der Mutter, einer etwas jüngeren Schwester,
einem erwachsenen Bruder und einer verheirateten Schwester mit