Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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stattung vorhanden find. In der Regel fft' zu fordern, daß mindestens V 3 
-er Unterrrichtsstunden durch hauptamtliche, planmäßig angestellie Lehrkräfte 
erteilt werden. 
Bei der Auswahl der Unterrichtsstoffe ist zweckmäßig von dem tm 
! sechsten verwaltungsbericht der Landesgswerbeamtes vom Iahre 1920 S. 133 
Anlage II und Anlage III als Beispiel angegebenen Lehrplänen auszugehen. 
lAuch ist der Lehrplan der im Schulart etwa vorhandenen Berufschuls zu 
^berücksichtigen. 
III. Bei bestehenden Schulen ist zu prüfen, ob sie als öffentliche haus- 
haltungsschulen anerkannt werden können. 
hierbei ist folgendes zu beachten: 
1. Sämtliche Schulen find zu besichtigen. Dabei ist außer der Fest 
stellung der Unterrichtsergebnisse zu ermitteln, ob Betriebsmittel aus 
reichen, und ob die'Zahl der hauptamtlichen Lehrerstellen den An 
forderungen genügt. Das Ergebnis der Besichtigung ist schriftlich 
niederzulegen. 
2. Lehrkräfte, die bereits angestellt find oder ihre Hauptbeschäftigung 
an der betreffenden Schule haben (mehr als wöchentlich 12 Stunden 
Unterricht geben), können weiter beschäftigt werden, wenn ihre 
Leistungen befriedigend sind. Im übrigen ist die Frage der Ge 
nehmigung zu benutzen, um notwendige Verbesserungen durchzusetzen. 
3. Für die Durchführung von Neuerungen und Verbesserungen kann 
den Schulen unter Berücksichtigung der Zeitverhältnisse eine an 
gemessene Frist gelassen werden, die bis zum I. April 1926 erstreckt 
werden kann. 
IV. Dar Recht, sich öffentliche haushaltungsschule zu nennen, erhalten 
nur solche Schulen, deren Leitung, Lehrkräfte, Einrichtungen und Lehrpläne 
den Bestimmungen entsprechen. 
Schulen, die den Bestimmungen bis zum 1. April 1926 nicht gerecht 
geworden sind, haben von diesem Zeitpunkt an eine Bezeichnung anzunehmen, 
die sie von den anerkannten öffentlichen haushaltungsschulen unterscheiden, 
z. B. hauswirtschastliche Lehrgänge. 
V. Ls ist ein Verzeichnis der anerkannten haushaltungsschulen unter 
Angabe der erteilten Berechtigungen anzulegen und auf dem laufenden zu 
halten. Abschrift des Verzeichnisses ist mir am I. Januar 1923 einzureichen. 
Die Ergänzungen sind alljährlich zu melden. gez. Siering. 
Aur der Zeit. 
Katholikentag. 
Bericht über die 63. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands 
in Hannover. 
6m 31. August und 1. und 2. September fand in Hannover die 
63. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands statt. 3um erstenmal 
war zu dieser Tagung eine Stadt in der norddeutschen Diaspora gewählt, 
eine Stadt, welche unter der Zahl ihrer Bewohner nur Vlv Katholiken 
zählt. Und mögen auch vorher manche bang gezagt haben ob des Erfolges, 
fo ist doch Gottes Segen sichtbar mit der Tagung gewesen und hat sie zu 
feinem großen und glanzvollen Bekenntnisse der deutschen Katholiken zu 
.ihrem Heiligen katholischen Glauben werden lassen, „höret die Kirche" 
, war der Leitgedanke, der alle Reden und Vorträge beherrschte, ob sie im 
kleinen Kreise gehalten wurden oder vor vielen Tausenden von Zuhörern. 
Den glanzvollsten Teil der öffentlichen Veranstaltungen bildete der feierliche 
. Gottesdienst auf dem von hohen Bäumen umgebenen Schützenplatze, weithin 
sichtbar erhob sich der geschmückte Altar, an dem der hochwürdigste Herr 
Nuntius pacelli aus München als Abgesandter des heiligen Vaters, das 
Antlitz dem Volke zugewandt, das heilige Meßopfer darbrachte. Eine un 
absehbare Menge füllte den Platz, zahlreiche Fahnen flatterten im winde, 
und die Klänge mehrstimmiger Thoräle erfüllten die Luft. Ergreifend war 
es , als gerade im^ Augenblicke der heiligen Wandlung die Wolken sich 
teilten und Heller Sonnenschein die Andächtigen überflutete. Gemeinsamer 
Glaube und gemeinsame Liebe zum allerheiligsten Altarssakrament einte in 
diesem Augenblicke alle Herzen, und das große Glück, katholisch zu sein, 
der heiligen Mutter der Kirche anzugehören, an ihrem Opfer teilzuhaben, 
flammte in allen Seelen mächtig empor und fand seinen Ausdruck in dem 
begeistert gesungenen „Großer Gott, wir loben dich". In der predigt 
siegte der hochwürdigste Bischof Dr. Schreiber von Meißen der lauschenden 
Menge die Pflichten des gläubigen Katholiken ans herz. „höret die 
Kirche" klang es immer wieder aus seinem Munde. Und dieser Ruf erging 
auch an die Lehrerschaft, di« am Sonntagnachmittag 2 y 2 Uhr sich im - 
leider viel zu kleinen — Saale des Künstlerhauses in großer Zahl ver 
sammelte. Die hochwürdigsten Herren Bischöfe Dr. Ernst von HildesHeim 
und weihbischof hähling von Lanzenauer aus Paderborn wohnten der 
Versammlung bei und richteten anerkennende und ermunternde Worte an 
die Anwesenden. Herr Universitätsprofessor Prälat Dr. Schreiber aus 
Münster sprach über das Thema „Lehrerpersönlichkeit und Katholizismus". 
Seine tiefgehenden, von wissenschaftlichem Geiste getragenen Ausführungen 
zeigten zunächst das Ideal der Lehrerpersönlichkeit im göttlichen Heilands 
und bewiesen dann, wie Natur, Technik. Kunst, Wissenschaft und Offen 
barung mit allem, was sie dem Menschen bieten, im Geiste des Glaubens 
zur Ausgestaltung der Persönlichkeit benutzt werden können. Ts waren 
erhebende und große Ausblicke, welche der verehrte Redner den Zuhörern 
auftat und reicher Beifall folgte seinen begeisternden Worten. 
Neben den drei großen öffentlichen und den drei geschlossenen Ver 
sammlungen liefen zahlreiche Einzelveranstaltungen der katholischen Orga 
nisationen einher, welche die drei Tage reichlich ausfüllten. Alle großen 
Fragen, welche die Katholiken Deutschlands beschäftigen, wurden erörtert: 
«Die römische Frage." „Der Katholik in der Diaspora." „Der Katholik 
in seiner hilfsSereitschaft." „Katholisch und deutsch." „Der katholisch' 
Akademiker von heute und seine Ideale." „Der winfriedbund." „Kapital 
und Arbeit" und „Ehe und Familie im Lichte des Katholizismus", „wir 
kathol'.schen Frauen und die Frauenaufgaben der Gegenwart." „Kirche 
und Schule." „Die Ausländsdeutschen." „Iugend-Nationalismus und 
Pazifismus." „Der Friede Christi im Reiche Christi." Am Sonntag war 
der Zustrom aus allen Gegenden Deutschlands so stark, daß drei große 
parallelversammlungen mit je zwei großen Reden gehalten werden mußten, 
in denen auch der hochwürdigste Herr Nuntius pacelli begeisternde Worte 
an die Zuhörer richtete und den päpstlichen Segen erteilte. Besonders 
erwähnenswert sind noch der große Akademikerabend, die glänzende Ver 
sammlung des Katholischen Frauenbundes Deutschlands und der Elternabend 
der katholischen Schulorganisation, welcher von Herrn Reichskanzler 
Dr. Marx persönlich geleitet wurde. Er klang aus in ein überzeugtes 
klares Bekenntnis zur Konfessionsschule. Nicht unerwähnt bleiben sollen 
auch zwei Veranstaltungen für die Schulkinder, die auch in die jungen 
Seelen eine Ahnung von der Bedeutung des Katholikentages senken sollten. 
In der St. Josephs- und der St. Godehardikirchs war je eine ponlifikal- 
messe mit Ansprache für die Kinder Hannovers und Lindens. Die General 
versammlung fand ihren erhebenden feierlichen Abschluß mit dem bischöf 
lichen Segen der anwesenden hochwürdigsten Herren Bischöfe und einem 
machtvollen von allen Anwesenden gesungenen Tedeum in der Stadthalle. 
Für uns Katholiken der Diaspora waren diese Tage ein Erlebnis, das noch 
lange in uns nachklingen wird. Diese Kundgebung des Katholizismus, 
welche so stark die einigende, heiligende und fürsorgende Macht unserer 
heiligen Mutter, der Kirche, zeigte, sie im hellsten Lichte ihrer fegen- und 
gnadenspendenden Wirksamkeit darstellte, ihre menschheitsbeglückenden 
Wahrheiten für alle Lagen des Lebens klar hervorhob und ausklang in 
dem erhabenen Worte „Fax Christi in Regno Christo“, diese Kundgebung 
des Katholizismus, welche uns klar vor Augen führte, wie Taufende und 
Tausende Gleichgesinnter dem Banner Ehristi folgen, sie bedeutet einen 
Markstein in der Entwicklung unserer norddeutschen Diaspora, eine Stärkung 
des Glaubens und echt katholischer Bekenntnistreue, wenn die mahnenden 
Worte unserer geistlichen Gberhirten, die bedeutungsvollen Reden der 
Führer des katholischen Volkes beherzigt und befolgt werden, so wird uns 
die Zukunft auch für die Wirksamkeit der Lehrerschaft in Schule und Volk 
einen aufnahmefähigen Boden bieten, in den sie guten Samen zur Gesundung 
unseres ganzen Vaterlandes ausstreuen. DT. w. 
Aus Preußen. 
Ans der Sitzung der Berliner Lehrerkammer am 8. September. 
Als Regierung-vertreter waren anwesend Herr Reg.-DireKtor pretzel, 
Herr Gber-Reg.-Rat Schwartz u. a. Bezüglich des Abbaues wurde darauf 
gedrungen, daß derselbe im ganzen Reiche gleichmäßig geschehe und nicht 
die großen Städte in besonderer, oft harter Weise davon betroffen werden 
sollen, von einem Reg.-Vertreter wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, 
daß der eben vollendete Abbau wohl der letzt« gewesen sei. Für die ab 
gebauten verheirateten Lehrerinnen soll die Frist für Einreichung eines 
Antrages auf Zahlung einer Abfindungssumme, die anfänglich bis 11. August 
berechnet war, verlängert werden. Mt der Annahme einer Abfindungs 
summe gibt jedoch die abgebaute verheiratete Lehrerin jedes Anrecht auf 
Wartegeld, Pension oder späterer wiedereinstellung bei eintretender wirt 
schaftlicher Notlage auf. Die Lehrerkammer stellte den Antrag, das pro.- 
Schul-Koll. möge allen für den Abbau in Frage kommenden Lehrern und 
Lehrerinnen Einsicht in die Schriftstücke und Gutachten gewähren, auf 
Grund deren der Abbau beschlossen ist. Bezüglich der Einführung des 
neuen Lehrplanes verlangt die Lehrerkammer, daß den einzelnen Schulen 
bei Bearbeitung des Lehrplanes möglichste Freiheit gewährt werden soll. 
Bei Feststellung der Schulversäumniffe der Kinder und event. Notwendigkeit 
von Bestrafung unentschuldigter Versäumnisse soll in Zukunft die Hilfe der 
Lehrerkollegien und der Elternbeiräte in Anspruch genommen werden. 
Bei der jetzigen Handhabung dieser Schulangelegenheit durch die Bezirks- 
jugendräte haben sich unhaltbare Zustände herausgebildet. die es möglich 
werden lassen, daß Kinder wochenlang unentschuldigt den Unterricht ver 
säumen. Zum Schluß beschäftigte sich die Lehrerkammer mit der Frage der 
Beschäftigung der wissenschaftlichen Lehrerinnen in einem technischen Fach. 
Es soll über diese Angelegenheiten ein Gutachten an die Schuldeputation 
eingereicht werden, zu deffeu Ausarbeitung eine Kommission eingesetzt 
wurde. 
Sin Preisausschreiben der Landesban? der Provinz Westfalen 
als Girozentrale der westfälischen Sparkaffen. 
Die Landesbank der Provinz Westfalen, Münster, erläßt ein öffen!- 
liches Preisausschreiben über die Frage: „wie kann die Schule den Spar 
sinn der Jugend fördern?" 
Es sind dafür Preise mit zusammen 600 Ji angesetzt. Die Arbeiten 
sind bis zum 10. Oktober bei der Landesbank der Provinz Westfalen- 
Münster i. w., Friedrichstraße 1, einzureichen. 
AIs Preisrichter walten: 
1. Schulrat Großmann, Recklinghausen, z. Z. Münster; 
2. Lehrerin Frl. hüsemann, Coesfeld; 
3. Studienrat Dr. Siehoff, Münster; 
4. Lehrer Wibbelt, Münster; 
5. Sparkassendirektor Hillekamps, Münster, Stadtsparkasse; 
6. Generaldirektor Reusch, Münster, Landesbank. 
Tin ganz ähnliches Preisausschreiben hatte gegen Ende des Krieges 
die Sparkasse der Stadt Berlin ergehen lassen. Leider ist durch den Zu 
sammenbruch der schöne Erfolg zunichte geworden. Die Zeitverhältnisse 
haben sich seitdem geändert, so daß eine Wiederholung notwendig erscheint.
	        
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