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□ Das menschliche Wesen gleicht dem Baume, der seine Nahrung aus der Tiefe saugt, in der seine g
wurzeln gebettet sind, aber auch aus der höhe, zu der seine Krone aufsteigt, dem Lichte entgegen. □
g Otto willmann. g
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zu den Kindern, wir treten ehrfürchtig zurück. Nicht meinen, jedes
Wort müsse eine Erklärung oder Deutung finden, was den Lesern
bei diesem ersten Lesen noch nicht aufgegangen ist, wird vielleicht
beim nächsten Lesen ihr Eigentum, wir dürfen nie vergessen, daß
Klassenlektüre unbedingt zur größeren Selbständigkeit in der
Lektüre erziehen muß; sie helfe den Geschmack veredlen, erziehe zum
besinnlichen Lesen, wecke Freude am Buch und führe zum wertvollen
in der Literatur. Daheim und im späteren Leben steht nicht neben
jeder Buchseite eine Lehrerin mit erhobenem Finger, findet sich nicht
für jede Schwierigkeit ein Kommentar. Denken lehren! Fragen
lehren! vergiß das Beste nicht!
Ist die Lesestunde zu Ende, werden die Bücher eingesammelt und
im Schranke verschlossen. Nie mit nach Hause tragen, die Neu
gierigen oder Interessierten nehmen sonst den Stoff vorweg und
sitzen nachher gelangweilt da.
Die nächste Lesestunde beginnt mit einem kurzen Rückblick —
nur ein paar Sätze, um wieder ins Bild zu kommen —, dann gleich
frisch weg den nächsten Gesang: vorlesen, erläutern, nachlesen, die
Kinder zur Russprache, zum Fragen ermuntern. Nicht zu lange
verweilen, damit nicht Ermüdung oder gar Gleichgültigkeit und
Überdruß kommen, wenn gut vorbereitet ist, können in einer
Lesestunde mehrere Gesänge gelesen werden. Erst wenn die Dichtung
ganz gelesen ist, wandern die Bücher mit heim. Und nun kommen
die Rufgaben: Suche Stellen, die wie Sprichwörter sind und voll
Lebensweisheit stecken! (Sentenzen.) Suche besonders schön klingende
Stellen. (Klangfarben.) Finde Naturschönheiten auf! welche Stücke
sind wie Lieder? — Freier Vortrag oder Niederschrift: Rbends auf
dem Habichtshofe. Beim Gpfermahl. Im Klosterhof. In der kloster
schule. Mönche bei der Rrbeit. Der braune Schmiedejunge. Die
weise Drude. Ruf der Dingstätte, vogelfrei usw. usw. Fünf, sechs
und mehr Rufgäben werden gestellt, ein jedes Kind wählt zum freien
Vortrag oder zur Niederschrift, was ihm liegt. Nicht wochenlang
oder gar monatelang an dem Dichtwerk herumzerren, pflücken und
moralisieren. Ermuntern zum stillen Nachlesen oder lauten vorlesen
daheim. Das Luch schonen, mit Namen versehen, lieb haben! Und
dann zu einem anderen - „Goliath".
Der Dichter ist bekannt. Den Stoff zu „Goliath" hat Weber
einem nordischen Maler — seinem Freund Magnus von Bagge —
abgelauscht, der ihn erlebt hat. Nachdem wiederholt oder dargeboten
ist, was die Leser von den nordischen Ländern - hier von Nor
wegen - gelernt haben oder wissen muffen, wäre nach ein paar
Einleitungsworten den Kindern der Knappe Bericht vorzulesen, den
Elisabeth Weber 1877 niedergeschrieben hat. wir finden sie
S. X-XIII.
Das ist die schlichte Erzählung, und nun lauschen wir, was der
Dichter daraus gemacht hat. Nie zuvor wird den Kindern ein so
klares Bild geworden fein von dem Schaffen eines Dichters. Rus
der Knappen Erzählung ist eine tiefe und reiche Dichtung gewachsen.
Der Dichter hat alles miterlebt, er hat alle näheren Umstände und
Beweggründe erforscht, ist immerzu bei Olaf und Margit gewesen,
bis sie ihr letztes stilles „Nun muß ich gehen!" gesprochen haben.
Wir verfahren bei den einzelnen Gesängen wie bei „Dreizehnlinden".
Die Erläuterungen am Ende des Buches werden weniger zu schaffen
machen als bei „Dreizehnlinden", weil weniger geographische und
geschichtliche Kenntnisse vorauszusetzen sind, weil Stoffe aus der
Gotterlehre und der nordischen Sagenwelt schon vielfach mit der
Lektüre von „Dreizehnlinden" geboten worden sind. Es ist aber
nicht nötig, der Lektüre von „Goliath" die Lektüre von „Dreizehn
linden" vorausgehen zu lassen, wir können uns für das eine oder
das andere Epos entscheiden und dem Dichtwerk die Lektüre eines
Prosastoffes folgen lassen, wie wir ihn in unserer Deutsch Gut-Serie
in reicher Ruswah! besitzen. Goliath bietet gerade Mädchen unver
gleichlich viel: diese lichte, starke Seele Margits und Glafs. Dieses
opferwillige Sichbeugen unter ein Gesetz, das vaterwille und Vater-
autorität mit starrem Sinn aufrichtet, und doch dieses Sieghafte,
Überlegene, Starke. Scheuen wir uns nicht zu sagen, daß weder
ein Gottes- noch ein Menschengesetz da war, das die beiden Liebenden
zum verzicht gezwungen hat. Sie haben verzichtet, weil Vaterwille,
vaterfluch, Herkommen und Brauch ihren Wünschen entgegen gewesen
sind, sie haben verzichtet aus fteiem, opferbereitem Herzen heraus.
Und diese seltene wortkarge, aber unwandelbare Treue! Rllein um
dieser Treue willen, ist es gut, „Goliath" mit den heranwachsenden
Mädchen zu lesen. Rber auch hier gilt, was von „Dreizehnlinden"
und von jeder Klassenlektüre gilt: nicht zu lange dabei verweilen,
gut vorbereiten und dann voranlesen, damit die Leser des Genuffes
froh werden und ihnen nicht verekelt wird, was sie freuen und
fördern soll. Ruch hier heißt es Schönheiten aufsuchen, Sentenzen
finden, Themen frei behandeln: Das Häuslein am Felsrand und seine
Bewohner. Das Unglück, verwaist. Der starke und treue Knecht.
Margit und ihre Mutter. Treue um Treue usw. usw. - Jede wählt.
In der klaffe lauschen dann alle, wie diese und jene Schülerin die
Rufgabe gemeisterr hat, ergänzen, berichtigen, fragen.
Nicht pessimistische Weltoerachtung herausholen, die hat der leben-
bejahende Dichter Friedrich Wilhelm Weber nicht gewollt; aber
Gpferbereitschaft, ehrfürchtiges Beugen vor gottgewollter Rutorität,
reine Liebe, feste Treue und unbeugsame Starkwilligkeit im Guten.
Nach „Goliath" wäre dann etwa „Hermann und Dorothea" von
Goethe zu lesen oder Storms „Botjer Basch" oder auch als Gegen
gewicht Brentanos heiteres Märchen „Gockel, Hinkel und Gackeleia",
die wir alle im Deutschen Gut finden. Der Winter ist lang, da läßt
sich viel Wertvolles ausbauen und durch Lektüre fördern. Freuen
wir uns, daß uns zwei so feine Gaben neu geboten werden, und
bestellen wir einmal noch gleich heute ober auch morgen zusammen
mit ein paar vereinsschwesLern für das eigne Bücherbrett oder zur
Vorbereitung für die klaffeulektüre oder Zum verschenken und Weiter
geben die beiden Büchlein „Dreizehnlinden" und „Goliath", sie
gehören unter allen Umständen auf das Bücherbrett einer katholischen
Lehrerin, und sie können Segen tragen in unsere Volksschule.
Die Bändchen sind erschienen bei Ferdinand Schöningh, Paderborn,
direkt und auch durch jede Buchhandlung zu bestellen und Kosten
„Dreizehnlinden" bis 20 Stück je 60, über 20 Stück je 55
„Goliath" bis 20 Stück je 50, über 20 Stück je 45
II
Eedichibändchen in der Lesestunde.
In unserer Sammlung Deutsches Gut find eine Reihe Gedicht»
bänöchen eingestellt - Eichendorff, Morike, Kopisch, Balladen. wrL
ist es nun, wenn wir mit einem Gedichtböndchen den Kindern einen
Dichter und sein Schaffen näher bringen wollen?
Gedichtelesen ist eine Sache, die man lieber ausüben als be»
schreiben sollte. Nicht wenige von uns haben vor dem Gedickte»
lesen in der Schule eine gewisse Scheu, noch weniger können sitz
sich entschließen, gleich ein ganzes Bändchen Gedichte in die Lese.-
stunde einzustellen; sie begrüßen die längere Erzählung im Ganzbuch
als Klaffenlektüre, lehnen aber die Büchlein, die ausschließlich Ger-
dichte bringen, ab. vielleicht ist's nicht fehlgegangen, wenn man
annimmt, diese stellen zu große oder verkehrte Rnforderungen an
sich, an die Kinder, an die Gedichte. Gedichte sind nicht da, unr
kenntniffe zu vermitteln. Ein schönes Gedicht ist eine Kostbarkeit,
ein überaus wertvoller Besitz an seelischem Gut, eine Bereicherung
des Erlebens, ja, nach Johann Gottfried Herder eine „Welt- und
Völkergabe".
„Es kann sich bei feiner Durchnahme — namentlich bei lyrischen
Gedichten — gewiß nicht um sogenannte Erklärungen und Zerglie-
derungen handeln; die haben Unheil genug angerichtet, die Freude
an der Dichtung oft genug verleidet. Es kann und darf dem
Führer dabei kein anderes siel vorschweben als das eine: das Werk
des Dichters zu möglichst reiner und tiefer Wirkung zu bringen^
und es gibt für ihn keinen andern weg als diesen: die Seele des
Kindes vorzubereiten, zu stimmen und den Blick des inneren Ruges
einzustellen, ihn auf den beherrschenden Punkt des dichterisches
Bildes zu richten." (Jof. Rntz.) '