Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

Grgan des vereis kathoUscher öruLfthrr Lehrerinuerr 
Ssndernrnnnrer 2: Dis Junge Lehrerin. 
Nr. 9 
37, Jahrgang 
*. Mär? 192* 
Inhaii: Ken.n>ctt — Gedicht — So nimm denn meine Hönde — 
Echo zu.ii Artikel „Lund und Jugendbewegung- — Kiudeciied und Kinder 
spiel — 2wer neue Dichter des Kinderliebes — Meine Schule — Tnt- 
täujchungeu — Dom loten Unterrichtsstoff. — Kur der seit: Schulabbau. 
Dur Wagegeld. Übergang von der Gru dfchule in die mutiere und höhere 
Schule. Auswanterungsflagen. — Amtliches: Jugenderziehung. Beförderung 
von Flüchtlingr-M ttelschuUehrern. werrdestänoige Wertzeichen der Keichs- 
bahn für Schulausfluge. — fius unserem verein: Urabstimmung Wielerauf- 
dau der Unternützungskaffe. Korsur in Voppard. Kursus in Pyrmont. — 
Bezrks- und Avergoereine. — Merkiafel. — Vücherbe prechunven. 
Ol2Lli2L!i2!üLri2L!Ll!2l2li!l2l2l2LiLrL!i2LiL.LiL!r2i2LiLiL!L>iiLil2!iiLlL!LlL!LU2LiL!Li 
^ Je demütiger und gottergebener, desto weiser bist du und ruhiger ^ 
LI in allem. - Thomas von Kempen. Li 
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LQLZQiN^OLllNiILlLLi!NL>LjlIlNciLlL!LlLrLLiL!LlciLL!LtL!LILlLicllNLlLiL!L!Lll2LI 
Nimm me.nr Hände . . . 
kerr. Gott, ich richt' den Tränenblick zu dir. 
Du kenn» den Stachel tief in meiner Seele. 
Drum gio mir Kraft, im Kampf« fest zu bleiben. 
Nimm n»->ine Hände du uns führe mich. 
Uno cotnu’s auch wilde Dornenpfad« find. 
Ich weiß den weg nicht, Herr, der mir bestimmt. — 
Nicht um ein seichen fleh« ich zu dir. 
Nur latz Mich gehen, Gau, wohrn du w llst. 
Und wenn mein Fuß erlahmt, gib du mir Kraft. 
2m w.rrcn Dunkei sende mir dein Licht, 
Sei meine Stärke, wenn ich müoe bin. 
Log mich im Kampfe nicht e»t egen. — 
Nimm meine Hände, Herr, und führe mich. BL Höfel. 
nimm denn merne Hände . . 
Dunkel liegt das neue Schuljahr, liegen die nächsten Jahre vor uns 
Jung.ehreiini.eu. Was wird die sukunfl für uns dringen? vielleicht ein 
hartes, gewatljames Siiieidtnmüssen von dem so liebgewonnenen Berufe, 
von der Kroeit, mit der wir verwachsen sind dir »n die tiefste Seele hinein. — 
H)ir wissen es nicht. Sagend mochten wir unseren Fuß auf den dunklen, 
Unbekuni tS'i Weg «etzen. — Sagend? — wir baden dach einen so mächtigen 
Führer, jo liebevollen Vater, der uns die jlaihe Hand re cht. Laß« uns sie 
mn kindlichem vertrauen erfassen — deioe Hände ihm entgegenstrecken, 
wir einst der findende Junger m den Meereswogen. 
„So nimm denn meine Hände und führe mich . . .- 
Kn der heilandshand wu>den die aufgepeitschten wogen filr den zagenden 
Jünger zum fried.ichen Wege. M-t dem staiken, göttlichen Freund an 
un,erer Seite können auch wir getivst fremde piode de chreilen. Gebt er 
uns voraus aus ei en unbekannten, dornigen Acker, dessen vearbeiluna 
ttn-erem innersten Wesen fremd ist — wir solgen ihm. Wir weiden uns 
nicht von ibm trennen und eigene Wege gehen, die unserer persönlichen 
Neigung woi'l entsprechen, uns unsere Berufsarbeit ermöolicken — aber 
Nicht sein Kelch in den Kinder eeien ausrichten würden. Lieder mit ihm 
au; entsagungsvollem Pfade, als ohne ihn auf sonnigen wegen. 
„öch mag all in nicht gehen, nicht einen Schritt. 
Wo du wirst gehn uns stehen, da nimm Mich mit.- 
Auch dre Jahre der Berufrsremde, der scheinbaren Leere und Einsam- 
beit haben ihren nesen Sinn. wir. die wir bereits »n der Schule gestanden 
haben, wer nen dann so recht nine werden, zu weich deh tm Beruf« uns 
4bott yesührt. 2m Drang der Schularbeit haben wrr's vielleicht schon einmal 
vergessen, haben wir v elleicht schon einmal geseuizt unter der Barde. Nach 
der Trennung weiden wir mit neuer Freude und Begeifteivng an unsere 
Kroeu heran reten. Strömt nicht schon jetzt ertöhte Arbeitslust durch unsere 
Seele, da vielleichl nur noch wenige Wochen in der Schule vor uns liegen? 
Nlochien wir niä t jeden Tag. jede Stunde noch mehr als bisher mit kost, 
barem Inhalte füllen! Die Seele weiß schier nicht, wie st« all dos in ihr 
Drängende und Treibende in den wenigen Wochen noch gestalten soll, wir 
kosten jetzt jede Stunde so voll und ganz aus, freuen uns an jedem Mo-aen 
auts neue, daß uns heute noch einmal d.e teure K.deit vergönnt ist. wie 
schön wird nach der Trennung d,e Heimkehr zur Schule sein! Keifer, reicher, 
dankbarer werden wir zurückkommen. 
Und gldl's nicht auch außerhalo des Berufes tausendfach Gelegenheit 
zu edler, befriedigender Tätigkeit? verwahrloste Kinder, geiühcdete Jugend, 
zerrissene Familien, Kcmut und Not körperlicher und seelischer ttrt bett»ln 
um unsere Freistunden, die uns neben unserer neuen Tätigkeit veiblerben. 
wie wir) solches wirken später unsere Berujrardeil befruchten! So wird 
aus Nacht und Dunkel für uns und andere das Morgenrot reinsten, 
belebenden Lichter aufleuchten und dahinter w nki das herrliche Siel, 
„wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, 
Du führst mich doch zum Siele, auch durch dre Nacht.- M. hoff. 
Echo zum Artikel „Bund und Jugendbewegung". 
Grüß Gott, meine lieben Bundesjchwkstern! 
Der KrliKel „Bund und Jugendbewegung- hat in meiner Seele einen 
Widerhall geweckt und mich angeregt, meinen lieben Schwestern etwa» von 
meiner Arbeit in der Jugendpflege, der Jugendgruppe einer Jungfrauen« 
Kongregation, zu erzählen. 
Mu rrnem geheimen Grauen und Widerwillen begab ich mich an di« 
Arbeit, und mü eifern starken Unbehagen gmg ich zu den Gruppennach 
mittagen, weil tch als Gioßdeutsche allzusehr die Gegenpole zwifa,«» 
Jugendbewegung und Jugendpflege empfand, hier gesunde, deutsche «tut* 
fach heit und Schlichtheit, ein b.w^ßter, ernstes, selbständiges Suchen und 
Segnen nach Wahrheit, nach harmonischer Menichlichkerr. geistiger Belebung 
alten deutschen Sern»; Ausdruck dreies wollen» und Seins ist der quellend« 
vorn des Volkslieder und des Volkstanzes im Wald, auf der Wies« und 
Heide, in Gone» freier Natur; dort ooerflächirche», lauter, verkitschter 
vereinsieden unfelb,'ändiger Menschen, bei denen dar bessere 2ch errötet 
erscheint, die nur durch den Präses krampfha-t zusammengehalten werten, 
(vielleicht bilden manch« Kongregationen «ine Ausnahme!) — Manch« Mit 
schwester möchte mir wohl sägen: „Du stellst zu hoqe Anforderungen an 
diese Menschen.- 2ch glaube nicht, liebe Schwester, n«h dir unseren jung- 
vorn an, lies seine Sei jchrrflen! Da wirst du dasselbe wollen wie in der 
übrigen Jugendbewegung fl .den, uno das ist auch weiktäiige Jugend, Zur 
mit dem Unter chied, datz es lebendige Jugend ist, die au» sich selbst heraus 
geht und organisch gewachsenes Gemein chafisleben besitzt, in dem sie sich 
gegenseitig erziehen und ihre Ecken uno Kanten abiasteiien. Aus ihrer 
Mitte wählen sie sich tyren Führer und gestalten selbst ihre Gruppenabende. 
v elieityr war ich damals noch nicht reif genug dazu, mich ruhig über 
die Sache zu stellen; aber da kam mir meine glückliche Naiuranlog«, froh 
und frei mit jungen Menschen umzugehen, zu h-is«. Die Hais mir über 
die anfänglich unüberdtuckoar scheinende Kluft hinweg und bahnte mir ten 
weg zum frohen Arbeiten von Seele zu Seele. — wenn »ch >m Pillen 
mein« noch so wüst« und ungebändigte Schar mit ihren zum größten Teil 
feinen, leuchtenden Kindecaugen betrachte, dann muß ich diese Menschlein 
lieb haben, zeugen doch diese Augen von Seele, von Götterfunken, die sie 
in sich bergen, und waren sie noch so klein Auf jeden Fall, eine jede von 
ihnen tiügi, wenn auch kemhaft, Liebenswertes, kostbare Lebenskräfte m 
sich, die zur Entwicklung kommen, die keimen und wachsen mi-sse . 
Für mich soll in Sukunfl eine Aufgab« darin bestehen» dies«» keimend« 
Leben zum freien wach tum zu dringen, in ihnen oen Geist der Jugend 
bewegung zu wecken. Und dar kann ich nur. wenn ich mein ganzer Sern 
in den Dienst dieser jungen Gemeinschaft stelle. Autorüälrperson bin ich 
für die Mädchen nicht, mochte er auch um keinen Preis sem; aber als ihre 
Freundin betrachten sie mich, «ine liebende Milschwester möchte ,ch ihnen 
noch werden. Um dar zu erreichen, muß man sich dre herzen dieser jungen 
Menschlein gewinnen. Nichts leichter als das! Da braucht man nur mit 
ihnen Wanderungen in die freie und weite Natur zu macken, mit ihnen 
frohe w nderlieder zu fingen, mit ihnen unter schweigenden Kiefern oder 
luftigen Birken frischfröhliche und üdeimütige Volks änze zu machen, so datz 
man die Führerin aus der Schar nicht mehr heau finden kann. Jetzt im 
Winter machie ich eine Schnee Wanderung mit ihnen, dechszehn Menschlein 
und sechs Schlitten! hei. da gab', ganz toll« Freude! Mit Gejauchze ging's 
in den Schnee hinein. Ganz unbändig freuten fie sich, wenn fi« mrr «ine»
	        
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