fiabätu tcu Oamtt zwar eine iea,t trockene schemunschd L>N »ellung zu die,«,.
Sieben poeien bciö'tt, treffen aber gleichzett'g Vas wefenUiche ihres
dichleriswen ftusorucks.
woiradi Eigenbrodt, geboren 1860 ln Koblenz,war 1886 Direktor
rtneL Knad-Nlnsttluts in Llarens am toenfet See, dann in ebensolcher.
Stellung in Karlsruhe und von 1806 als Lektor der skandinavischen Sprachen
«n ser Universität Jena tätig und frarb im INai 1021. Seine dichterische
Tä'igkeit sproßte herror aus der innigen Lieve zu seinen Kindern und
Lnkein, denen er leine Büchlein widmete: 190! erichien ,Rus der sckönen
weiten Well".» 1908 „hrimaibüchlem"19i9 „Bäumchen irn Frühling" °
And 1021 „$rüfiUnysgarten".* Die Büch ein. olle mir hübschem BÜdschmuck
suzgestaitei" Huten guten Erfolg und erreichten im Lrstlmg die 6. ftuflage.
Zu bemerken ilt. daß Ligenbrodt zu vielen leiner Verse auch die Sing-
weisen gefunden und mit Klavierbegleitung hat erscheinen lassen.' ((Ein
Buch, „Wald, und wassermarchen' (Leipzig. voigiländerj, war mir nicht
zugänaliu).
Des Dichters Verhältnis zur Natur gehört zu den elementaren For
derungen, er ist ein Postulat seiner Schaffenswelse. Vas haben auch die
Dichter des Kinderst-des bekundet, nur, daß dieses Verhältnis durch eine
lange Reise bester laft’t sich zu kristallisieren begonnen hat. zumal das
Kino in le nem Na-uroerkehr meist eine Seite, das Spielerische, zu beachten
Achten. Daß dies nickt der Zoll ist, daß eine Fülle des Veledenr, des
Rejeelens m der kindlichen Nauiraufsafsung liegen kann, zeigt Ligenbrodti
Dichtung und ihr Lrfol; bei Kindern. Diese seine besondere Ligenart tritt
schon rn sen.em ersten Buche reis in die Erscheinung. E)ier holt er dichterisches
Neuland für das Kmderlied herauf. Man spürt, wie tief er da beobachtet
und fih erngeledt hat bei seinen Lieblingen, wie er dem dunklen Fühlen
der Krndessee!« das Wort zu geben verstand. „§t,chlein im Bache, friert
dich nicht sehr?" flogt das Kind in dem bekannten, auch in vielen Lese,
büchern auigenomme en Gedich'e; immer im Wasser sein, — dem Kinde
schaudert davor, über das Fischlern beruhigt; es kommt auch in den
Sonnenschein, an die Gbe fläche, fängt „den Sonnerstrahl st'll mit dem
Rücken auf. tut wir fo gut. wärmt mir das V!ut". 3n joUben Kletnb Ibetn
des Naturlebens hat er „Nus der schönen weiten Welt" Meisterstückchen,
z. v. d e echt ländliche dichterische Fassung der zu Code gehetzten beliebten
Aufsatzthemas von der Reise des Wassertropfens, «Kegen" brtttelt:
Ws kommt all der Regen her?
Vas will ich dir saaei.'
Bächlein klag'«: u 6ox zu schwer
mutz ich wastcr tragen."
. Rief die Wolke: „Gib er mir!
Mag nicht immer flitgen,
dm zu leicht und will nun hier
einmal ruhig liegen."
Bächlein rief: „Du bist zu fern,
kann es die nickt bringen."
Sonne sprach: ^3ch tu' er gern,
wird mrr wohl gelingen."
Und sie sog der Bächleins Flut
auf zur Wolke oben.
Bächlein sprang nun wohlgemut»
Wolke ruhte droben.
Doch jetzt mag sie nicht mehr ruhn,
mochte fliegen wieder,
gießt darum dar Wasser nun
in da? Bächlein nieder.
Sieh. das ist der Regen, Kind!
das Bächlein klagen:
*5U! dar Wasser, was da rinni,
soll ich wieder tragen."
Das ist kindlich gedeutet und wirkliches ln bichter'fches Erleben ver
klärt. ft mlich feine Stücke sind darin von der Schwuide, van üec Eidechse,
vom Kätzchen, von der Biene. Handlung, Bewegung, Erlebnis, das ist das
Geheimnis, das die Wirksamkeit solcher Dichtung in sich trägt. Das Kind
Will handelnd m den Dingen, in den Tieren stecken, ernst genommen sein,
wirkend und deutend. Das hat der Dichter wohl instinktiv ersaßt und
dc»0lgt, aoer auch in einem kleinen Mahnwort zur zweiten Gabe „tjeimat».
tzüchlem" klar ausgesprochen: „Das Ansprechen oieser Lieder rn der Schule
uno naturgemäß »m wrueren Umfang in der Familie beruht vielleicht
gerade darauf, daß sie gar nicht lehrhaft sind, sondern in einer gejälligen
und verständlichen Form nur ftnschauung dieren und das Kind handelnd
vorführen. Uno das tun sie, weil sie meist entstanden sind aus kleinen Er
lebnissen des Laters mit dem Kinde in der Natur. Daß dies Kind ein
Mädchen war und die Schauplätze die milden Täler der pfinz bei Karlsruhe
unr de? Saal« bei Jena, mag Ton un& SUmmnr.a der Lieder mitbestimmt
haben."
Daß Eigenbrodt im „heimütdüchlein" schon mehr in die StosfDeli der
Tbliche't Kindrrliedsammlungen hineingeglitten ist, mag er selbst wohl nicht
empfunden haben. Mehr als in anderen Bändchen hat er das Tagesleden
des Kindes hinemverwobcu: das Schwesterchen fährt. Hochwasser überflutet
die S.raßen des Städtchens, ein Schiffchen wird gemacht, der Junge jagt
auf Kirschendisde (Spatzen), Sehnsucht auf einer Wolke zu fahren, verirren
1 Leipzig, H. voigtländer, ebenso » g. '
. * Langensalza, Beyer u. Söhne.
* Friedrich Hofmeister in Leipzigs
— , - - 39
im wöioe, oet (Diogoat.c üao (b.üßmauer, hunochen, Benehmen tn der
Schule, Beluch des Gnkels, sogar eine F^uersbrunst er.ebt man. Trotzdem»
hier hat ein wirklicher Dichter benannte Dinge neu gejagt.' Das musika
lische Element dieser Verse, ihr leichiee, sozusagen seidftoeljrändlicher Fluß,
ist hervorragend. und nur selten trifft man auf härien und Gewol'täitg«
keilen im sotzbau, dem Kreuz so vieler anderer Dichter des Kinderliedes,
das chrchteste Einfachheit zum obersten Ge,etz verlangt. (3. B. die
Täubchen schon am frühen Tag spazieren auf dem Taubenlcklag . . oder:
Rasch wandern sie ins Feld hinaus; da brickt das Kind in Jub.l aus ..
Dafür »risst man allenthalben auf kleine Musterbeispiele der Kunst, die in
der Form charakterisiert, z. B in stmjel:
Die ftmsel huscht im hurtigen Lauf
zickzack!
und pickt vom Soden die Würmchen auf
tickiack!
Sie bohit ihr gelbes Zchnäbelein
in den Grund wie ein blitzendes Säbelein
und packt
und hackt
die zappelnden Würmchen zu Stücken
und schlackt sie Mit Entzücken.
wer je der ftmfel, diesem Zänker und (in der Stadt) entarleien Spitz-
Huben zugesehen hat, findet besonders das folgende aus der Serie ge,prochen:
Doch kommst du ihr nah —
»ha — hi hi hi - hall
Wer stört mich da?«'
So krischt sie und zetert und schilt,
und fluvrt wilo
und huscht von dannen
unter die Tannen.
Ein kleines, aber feines Buch für besonders geartete Kinder bietet der
Dichter in „Bäumchen im Frühling", eme Sammlung von L>eü«rn den
einzelnen Bäumen gewidmet, den Stämmen rn ihrer Lenzpracht Sprache
le'heno. Eine schwierige Rutgabe; ob sie überall getost wurde? Ls müssen
zartbesaitete Kinderseelen sein, denen diese geheimnisvolle Zwiesprache mit
der Naturseele eiwas gibt. — Der „Zrühlingsgarten" mit seinen hell n,
flöhlichen Versen wird sich leichter Freunde werben. Lr erneuert noch
einmal di« gemütvolle Naturiiefe Eigenbrodt», zergt aber auch als letzte
Gabe der D'.chterr seine Begrenzung. - (Schluß folg«.)
Laurenz Kies gen.
Meine Schule.
(Erlebnisse und Gestalten.)
I.
Meine Schule! Wie stolz und innig das klingt! Ls liegt etwas von
dem Glück darin, mit oem eine Matter die Rerqe ihrer Kinder steht und
etwas von dem süßen Ton, mit Sem ein Kind seine Mutter nennt. Und
noch viel mehr! ftver ich kann das alles ja gar nicht sagen, ich weiß ja
gar nicht, wie es um dieses schöne Besitzergiück ist; denn er gibt nichts auf
oer Welt, das ich es so nennen könnte: Kleine Schule! Richt den schönen
weg, daran an dunklen Hecken jetzt die Knospen stehn oder die Bäume»
die immer gleich groß sind im Geoen, doch größer nicht als jetzt, da ste
mit den nack.en ftrmen ihrer Kol den neuen ftnfang des Lebens sür die
Erde vom Himmel herunterbeten — oder an den Häusern vorbei, die jeden
Tag cm anderes Gesicht machen und mit jedem ih.er Fenster bald eme
Ge,ch:chte sind, vielleicht die Gejchichle der Kinder, die kaum ein Wort sogen
in der Schule, vielleicht ein Slick Geschichte deines eigenen Lebens, dar
auch stumm in deiner Seele ruht. — Rein, ich weiß nrcht, wie schön ein
Schulweg »st, den man täglich m vielen Jahren geht. Ich habe kein Haus,
darin meine Kinder find. Kinder, von denen ich alles weiß: Wre sie mir
entgegenwa i sen, daun froh sich an mich halten und an mir weilerranken
in andere Hände vielleicht oder rnr Leven. — Nein, das weiß ich alles nicht.
Rber was grlLs! Eme Schule hibe ich doch. Glaubt, es ist die schönste
von allen. Euer Lchulha^s unter Frühlingsväumen ist so schon nicht und
euer Schulweg mir den Fenstern, Hecken und Bäumen daran, ist >o re ch
nicht wie der meine, wenn ich in meine Schule gehen will, muß ich zum
lieben Gott selber wandern, denn der allein hat in seiner Rechten und
Locken die Kinder, die einmal mein waren, Schulhaus und Schulwege von
Zielen langen Jahren und auch die Kinder, die vielleicht noch einmai mein
werden. Glaubt, daß es das Schönste Ist, so zwischen beiden Händen Gottes
zu lein und in allem Gehen und Kommen das leise wiegen seiner Hände
zu spüren.
Das also ist mein Schulhaus! Nein, es ist kein Haus mit engen, hoben
Mauern, einem Vach darauf und geblendeien Fenstern daran, daß man von
dem schönen flutenden Leben da draußen kaum etwas hört und vom blauen
Himmel nur ein winzig Stücklein fleht. Rein, es ist ein Land mit ftckern
und wiesen, Städten und sriedsamen Dörflein, mit langen vereisten Straßen
und Früh-Flühlingswegen und den allrrschönsten müden weiten ftvendgängen.
Da; ist ein Land, durch bas der Wind weht — herrlicher ist nichts, als der
wind über dem Land — wer möchte nicht aus enger Schulstube heraus in
mein kreier Land!
ftn euren KLiagsroegen steht am Ende euer heim, vielleicht mit einer
Not oder mit der Sorge für die Drnge kommender Tage. Geht mit daran
vorbei! Mit mir! wenn ich meinen weg bin zu Ende, und dar letzte Geld
für» letzt« Brot auf den Tiich gelegt habe, steht im Dn»rbel des Kommenden