Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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Gott mit brennend«», -roßen klugen, Komm nur mit. und wir sind satt 
und sorglos sür «ine Ewigkeit. „ ^ ,, 
In Gottes Händen! Da |inb auch mein« Kinder, wenn alle Gestirne 
Zusammenfließen, ist das Licht nicht so groß wie dieser große L,ch1. darin 
sie stehen. Gütig mehr als all« Mütter und doch unbarmherzig wahr ist 
die!« Licht, es verbrennt Namen und Gestalt — an Stoffplan uns Klaffen» 
buch lächelt er vorüber - aber auf dem Lebendigen und wesenhaften jeder 
Seel« bleibt er glühend stehen. So daß ich jede sehen muß. wenn ich nicht 
durch da» Dunkel, aus dem ich komme, ganz geblendet bin. 
Ls ist erschauernd schön und erschreckend zugleich, in das Wesen des 
Menschen zu sehen. Diesen lebendigen, kristallenen Kern, der ein Wunder 
ist und an dem doch oft ein Fluch hängt wie «in Polyp mit tausend ttrmen. 
Dar find nun meine Kinder! Kann ich st« anders sehen als so: heilige, 
Narren und Toren. Gesegnete und Beladene und - daß Gott erbarm - 
Gezeichnete mit düsteren Zeichen! 
Nun kommt mit in mein Schulhaur! Ich weiß nicht, ob ihr meine 
Worte und Zeichen versteht, ich habe sie aus vielen Umwegen und vsr. 
borgen«» Steigen gesammett. darauf ihr vielleicht nicht habt gehen müssen 
Lilien muß ich um eines: Wenn dos große Licht schonungslos auch mich 
trifft, erschreckt nicht vor dem Schatten, der von mir ausgeht! wecß ihn 
fetoer auch voll klngtt, aber mit Tränen Hobe ich manche Stunde dos Wunder 
gesehen, dag Kinder auch in diesem Schatten waren w-e im Licht, spielend 
und froh und blieben unbeschadet. Ernestine Groß. 
Enttäuschungen. 
Sie kehren aus der Schule heim, Hilde Kraft und Elfe Lehner. Hilde, 
die ältere der beiden Lehrerinnen, sieht prüfend in das erregte Gesicht der 
jüngeren. Da bricht es jchon leidenlchaftlich hervor mtt dem heimlichen 
Schluchzen in der Stimme, das die Freundin fo gut kennt: „Ich bin ne> 
unglücklich. Diese fori währenden Enttäuschungen ertrage ich auf die Dauer 
nmft. Wie anders hatte ich mir mein Wicken in der Schul« gedacht. Immer, 
wenn ich glaube, «ine Frucht meiner Nrbeit zu sehen, zerrinnt der Erfolg, 
steh' ich mtt leeren Händen da. Enttäuschnngen von den Kinder«, Ent 
täuschungen von den Ettern, sogar von den verufsgenosten!" Dann folg: 
die Schiloerung de» Erlebnisses vom Morgen. Still Hort Hilde zu. Sr» 
weiß, daß die Erregung der Freundin schnell von selbst abebot, weiß aber 
auch, wie die nachfolge rde gedrückte Stimmung sich lähmend aus deren 
froher Schaffen legt. Schon länger hat sie das Schwinden der sonnigen 
Begeisterung gesehen, hat auch ihr Herz auf Hilfe gesonnen, um Else, die 
alle«» im ».eben steht, und mehr als andere ihren kindlichen Glauben an 
Menschen und Dinge bewahrt hat, mit lieber Hand über die Schwierigkeiten 
der ersten Berufs ahre weazulrtten. tlber sie hat gezögert. „Können wir 
anderen überhaupt dabei helfen? Ich leide ja felvst noch immer unter den 
Enttäuschungen . ..- Jetzt will sie handeln. „Elfe, heute nachmittag wollen 
wir beide den stellen Waldweg wandern und uns alle Sorgen vom Herzen 
reden. Du kommst doch mit?- „wre gern!" 
Ein Sommernachmitlag voll Sonne, die beruhigt und tröstet. „Es sieht 
alles schon wieder viel Heller aus" denkt Elfe, und Hilde: „wie gut, daß 
die Natur immer zum heilen und Erfreuen bereit ist, eine Irebe Helferin 
ist sie uns." Ruf schmalem Waldweg gehen die beiden zwischen stillen 
Bäumen, hin und wieder grüßt eine k'eine Blume am Loden, eine Vogel, 
stimme aus der Höhe. Die Worte klingen so ganz anders als in oen 
Straßen der Stadt, nicht bitter, nicht erregt. Llje kann sich die Seele fre« 
sprechen: wie weh er tut, wenn aller Arbeiten an den ttinderjeelen ver» 
geben, scheint, alle Ermahnungen in den wind geschlagen werden, Dinge 
geschehen, die man Kindern n emalr zugetraut har. Wie entmutigend es 
ist. wenn man monatelang auf ein Ziel hingearbeitet hat und plötzlich 
wieder von vorn beginnen mutz, weil alles vergessen scheint, wie empörend 
dre Gleichgültigkeit oder Feindseligkeit der Ettern gegen uns ist, die in 
Minuten zerstören kann, was viele mühselige Stunden ausgebaut. Und 
noch so vieles, vieler andere. 
kber dann hött sie die beruhigende Stimme der Freundin: „Sieh, das 
alle» weiß ich aus eigener Erfahrung. Keiner von uns bleiben diese Ent« 
täujchungen erspart, nur trögt vielleicht die eine schwerer daran als die 
andere, nur sind sie vielleicht in den ersten veruftjahren am schmerzlichsten, 
weil wir ihnen da am wenigsten gewachten sind. Ich habe immer nach 
den Ursachen gesucht, um Heilmittel für mich selbst zu finden, weißt du, 
war ich als erste fand? wir überspannen unsere Erwartungen und klnsprüche 
Lin Kinö ,st kein fertiger Mensch. Es fehlt ihm an verstand, an Erfahrung, 
au Gesch cklichkeit noch so viel, was wir irrümlich bet ihm voraussetzen. 
Ls geschieht auch mancher vergehen mehr aus Unkenntnis als aus Bosheit. 
Und bet den Litern legen wir so gern den gleichen Maßstab ans Schul- 
tntereste an wie bei uns. wir vergessen, daß wir mit der Schule verwachten 
sein müssen, sie nicht, wir vergessen, daß sie die Schule auch nicht immer 
mit unseren Uugen ansehen können, wcr selbst wissen um unseren heilige" 
Becnssrifer, um unsere Liebe zu den Kindern, sie sehen unsere noch unvoll 
kommenen Taren. Da komme tch zur zweiten Ursache unserer Enttäuschungen 
zur Selbstoerjchuldung. Es braucht nicht einmal «in wissentlicher Fehler 
unserseits zu sein- aber wer kann sich sagen, er habe nichts zu bessern? 
Unser verspiel, unsere Worte. Unkenntnis, Ungeschicklichkeit, Übermüdung 
zrehen in »hren Folgen Enttäuschungen nach sich, wir müssen die Ursachen 
der Enttäuschungen aus dar geringste Maß zu beschränken suchen, bescheiden 
in unseren Erwartungen und in unserer Seldsteinschätzung sein, eifrig in 
«er Seldstoeroollkommnung." 
„Uber die unverschuldeten, unvermeidbaren Enttäuschungen?" 
«Uuch sie haben ihr Gutes. Ohne sie würden wir im Errungenen 
durch fl« werden wir immer wieder zum Kampf gerufen, zum heißen 
mampf um die Kinderfeelen. nm die Menschenbildung, zum harte« Kampf 
**4 Ww di« eigen« Empfindlichkeit, Mutlosigkeit und Ungeduld, würd« 
diese Etche st» festoerwurzelt stehen, wenn der Sturm sie nicht früher hin- 
und hergepettscht hätte? Je schmerzhafter die Siöhe, desto vollkommener 
die errungene Kraft bei ihr und bei uns. Und siehst du dis blauen Glücks» 
blumen hier unten am Wegrand? Sie bringen dem dunklen wal^ Licht 
und Duft und Freude. Ruch uns blühen neben den Lnttäris Hungen Blumen 
der Glücks. Sehen wir mtt gläubigen Rügen unsere Kinder an. strahlt 
uns Unschuld und Liebe, vertrauen und Dank noch lo oft entgegen, daß 
iich viel Trüber damit zudecken läßt. Laß uns die Blumen am Wegerichen!" 
Sie stehen am Ende des Waldweges, wo ein wundervoller Fern.dl ck 
ein Stücklein Welt in Sommerherrlichkeit zeiot. Sie ist prScklig heute, dis 
Welt da unten, aber über ihr der Himmel ist ganz eigen schön. Else sagt 
versonnen: „Noch einen Trost gegen Enttäuschungen wectz ich. .wenn alles 
eben käme, wie du gewollt es hast..paßt es nicht ganz hierhin, unser 
üiedlingrgedichl?" 
Der Heimweg läßt sie die Gedanken des Gedichtes weiter ausfpinnen, 
und dankbar fühlen sie als letztes: Eins von den süßen Bändern, die den 
Menschen ans Leben binden und die ihm nach und nach entzogen werden, 
besitzen wir noch, unsere Freund chaft. Wenn je eine von uns müde ist, 
oie andere steht bereit, mitzutragen und zu trösten, wir wollen treu mit 
sammen wandern in künftiger Zeit. 
Ein Stern leuchtet am Himmel auf. Alle Enttäuschungen schlafen * 
nt s. 
Dom toten Unterrichtsstoff 
zur lebendigen Wirkung ist ein weiter weg; ein Weg, der vorerst 
durch die Seele des Lehrers führt, auf daß eigenes Ergriffensein wie ein 
zündender Funke in den Kinderherzen warme und Beoersteruvg wrcke. 
Mo der Stoff diesen weg über die Kraftquelle der Lehrerpersönlichkett 
gemacht hat, wird er auch in farbenfrijcher N^schaulichkett vor die 6. gen 
oer Schüler treten. Doch sind wir nicht so anmaßend. zu glauben, daß die 
Cluelle unserer Erlebens kraftvoll genug sei. rechtes Wachstum dem Unter» 
richtsstoff zu geben, wir werden nicht vergessen, am überreich sprudelndeu 
Vorn der deutschen Dichtung zu schöpfen, unserem Unterricht zum Segen. 
Mceviel Goldkörnlein feiner, lieber Kinderlieber und Gedichtchen können 
wir funkeln lassen im Gs amtunterricht der Unterstufe! wieviel volksout 
aus deutschen Märchen können wir leuchten !- sie»! stuf den oberen Stufen 
dürfte kaum sine Uealienstunde veraehen, ohne dag wir die Knlchauung 
und die Gemütswirkung vertiefen durch literarisches Gut, das dem. der 
sucht, in Fülle zuströmt, im Märchen, in Sage und Legende, in Schilderung 
und Gedicht. Und neben der vertiefenden Wirkung für das in vetrachr 
kommende Unterrichtsgebiet gewinnen dir Schüler für ihre Iilera» ijd»e 
Bitfcung; diese scheinbar planlo e Vermittlung deutichen Schrifttums ist dir 
planvollste Erziehung zum guten Buch, wer in der Fülle des Stoffes richt 
o zu hau'e ist, der wird mit Freuden die „Losen B!att?r für K'assenlektüre" 
begrüßen, die von Schulrat Hein und Heinrich Kauz bei B> tzon und Bercker 
herausgegeben sind, hier findet er in heft 1 »Klmg-klany-gloria" allerlei 
Gedichtchen für die zwei ersten Schuljahre, heft 2 und Z (Balladen) sowie 
4 und 5 ,'altere und neuere Lyrik) eignen sich zu mannigfacher Verwertung 
aus der Oberstufe. Nr. 6. 7 (tüte unsere va er sangen, wie un ere Vater 
releten) können zur gemütvollen vetti'snng im Reftgionsunterricht dienen. 
Ich verwertete heule morgen das Gedicht „Die heilig« Woche" zur Wieder 
holung der Leiden; gefchichis. Ebenso lasten sich die in hest l0 zusammen 
gefaßten Skizzen von Paul Keller fein im Religionsunterrichte verwenden. 
Der billige Preis von 10 pfg. für das Stück wird es jedem von uns möglich 
machen, die bis jetzt erschienenen hefte 1 — 10 im Interesse seines Unterrichts 
sich zu verschaffen. Elena wirtz. 
Die angeschlossene Besprechung paßt in den gleichen Rahmen, da auch 
dies Büchlein demselben Ziele dienen kann. 
„Kls)esuskleinwar", nennt Maria Mayer ihr sehr feines Legenden 
büchlein für Kinder. 
Das Jesulem, das im sorgsam geflickten Gewändlein gebt, von Joseph 
huckepack getragen und von Maria im wiesenbach gebadet wird; das 
üonntags — einen bunten Blumenstrauß im 6rm — an Mariens Hand zu 
den Großeltern geht, um Grcßnuttsrs Kuchen und Großvaters Flöte zu 
versuchen, rückt den Kleinen brüderlich nahe. 
Und doch hütete die Dichterin sich wohl, das göttliche Kind zu e'nem 
Menfchenknäolein zu machen. Immer behalt er den Glan; seiner Gott» 
iendung. Und die mit ihm umgehen, empfinden ihn: die Blumen, die unter 
seinen Händen erschauern und zu duften beginnen; die VSglein, die ihm 
bis in den Tod hinein getreu sind; dis Kreuzspinne, de sich n'cht zu ihm 
getraut und vor allem dar todkranke Nschdarskind. das M'serädelchen. 
Das Büchlein ist in schlichter und doch meisterhafter Sprache geschrieben. 
Man nehme nur einen kleinen Satz wie: „Leuchtete Jesu Rngrsichttein wie 
ein Sternlein, das in Marias adenadämmrige Stabs gefallen war." 
Tilde Eisgruver schmückte das Büchlein mit Griginalsteinzeichnungen, 
die wie ganz zarte liebliche Pastellbildchen anmuten. 
Ich las neunjährigen Seelchen „Das Mr'eräbelchen" und den „Finger« 
Hut" vor. Sie waren voll Heller Begeisterung und betteln nun immer w edeb 
um «ine neue Legende. Bedarf es da einer weiteren Empfehlung? Das 
Büchlein ist im Verlag „Der Bund" in Nürnberg erschienen. E. Schevlen. 
Ergebung. 
Mein kleiner Leid geb' ich in deine Hände. 
Es schien so groß mir, doch vor dir ift'r nnr 
Ein Stäublein in dem wetten weltoelände. 
Laß mich erkennen drinnen deine Spur. 
Di« Spur der Liebe. Herr, die ohn« Ende. — 
Mein kleine, Leid ged' ich ta dein« Hände. Maria Schmitz.
	        
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