430
□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□Cf
□
□
□
□
□
D
□
□
□
□
a
□
□
□
□
□
□
□
Ich klopfe an zum heiligen Advent,
Und stehe vor der Tür.'
G selig, wer des Hirten Stimme kennt,
Und eilt und öffnet mir.
Ich werde Nachtmahl mit ihm halten,
Ihm Gnade spenden. Licht entfalten,
Der ganze Himmel wird ihm aufgetan:
Ich klopfe an.
Ich klopfe an, bist, Seele, du zu Haus,
wenn dein Geliebter pocht?
Blüht mir im Krug ein frischer Blumenstrauß?
Brennt deines Glaubens Docht?
weißt du, wie man den Freund bewirtet?
Bist du geschürzet und gegürtet?
Bist du bereit, mich bräutlich zu empfahn?
Ich klopfe an.
Ich klopfe an und bringe nichts als heil
Und Segen für und für,
Zachäus' Glück, Marias gutes Teil
Beschert' ich gern auch dir,
wie ich den Jüngern einst beschieden
In finst'rer Nacht den süßen Frieden,
So möcht' ich dir mit sel'gem Gruße nah'n:
Ich klopfe an.
Ich klopfe an, jetzt bin ich noch dein Gast
Und steh' vor deiner Tür;
Einst, Seele, wenn du hier kein Haus mehr hast,
Dann klopfest du bei mir;
Wer hier getan nach meinem Worte,
Dem öffn' ich dort die Friedenspforte,
wer mich verstieß, dem wird nicht aufgetan:
Ich klopfe an. (Gerok)
a
a
a
a
a
o
p
B
o
a
n
a
D
o
o
a
o
a
a
a
■ß
□
:.S
a
□
□
uzn
wurde eine Verlangsamung, ja sogar ein Stillstand beobachtet, und
zwar bei den sogenannten frühreifen Rindern, töir alle werden
schon die Enttäuschung pläneschmiedender Eltern erlebt haben, als
das Rind nicht weiter das Wunderkind blieb, mit dem man prahlen
konnte.
hervorgehoben muß werden, daß schlimme Anlagen, die bisher
unbemerkt in der Seele schlummerten, gerade in der Pubertätszeit
zum Ausdruck kommen. Es gibt ganz schwere Fälle, wo die ganze
Seele des Rindes krank ist, und die als pubertätsschwachsinn bezeichnet
werden. Trunksucht und Rrankheit der Eltern spielen eine furcht
bare Rolle.
Eins sei noch betont: wir dürfen, wenn wir etwa gemischte
Rlassen haben, keine vergleiche ziehen zwischen Rnaben und Mädchen.
Die geistigen Unterschiede der beiden Geschlechter treten in dieser
Zeit hervor, das Mädchen hat eine ganz andere Entwicklungskurvs
als der Rnabe, und die körperlich-seelische Revolution ist bei dem
Mädchen viel aufwühlender als beim Rnaben; denn „die Vorbe
reitung zur Mutterschaft berührt tiefer als die Vorbereitung zur
Vaterschaft".
III. I. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wenden wir uns
dem Erkennen und Denken zu. Selbstverständlich können wir
uns im Rahmen dieses Themas nur mit dem normalen Seelenleben
beschäftigen. — Die Grundlagen des geistigen Lebens sind die Vor
stellungen. Je zahlreicher, deutlicher, vielseitiger sie sind, desto
umfassender ist das Denken. Die Erfahrung lehrt, daß in den ersten
Schuljahren die Rinder im allgemeinen nur über jene Vorstellungen
als wirklichen Besitz verfügen, die ihnen durch tatsächliches An
schauen, hören, Fühlen, kurz: durch Sinne-rätigkeit, vermittelt wurden.
Das werden besonders jene Rolleginnen bestätigen, dis im 3wei-
fprachengeöiet einmal die polnischsprechenden Lernanfänger hatten
oder haben, was die Rleinen gesehen, gehört, angefühlt, gerochen,
vielleicht auch geschmeckt hatten, davon blieb die Vorstellung besser
haften, meist wurde auch der deutsche Sprachausdruck behalten.
Mit Beginn der Pubertät und dem damit zusammentreffenden
Ausbau des Nervensystems werden die Rinder zu abstraktem Denken
befähigter. „Die Vorstellungen machen sich los von Sinneseindrücken".
Taten werden beurteilt hinsichtlich ihres sittlichen wertes, damit wird
gezeigt, daß abstrakte Vorstellungen da sind, die das Rind sich nach
und nach durch selbständige Denkakte oder mit Hilfe der Erwachsenen
angeeignet hat. Freilich werden auch in diesem Stadium keine
Definitionen erwartet werden dürfen, auch nicht solche, die uns
„kinderleicht" erscheinen, von Ausnahmen sehen wir ab. Oer
Ratechi-mus in seiner heutigen Form, mit den vielen oft lang
atmigen Definitionen, ist unkindlich, und wir müssen auf eine
Neubearbeitung in kindertümlicher Form drängen. — Lossen wir auf
der Oberstufe „Neid" definieren. Ich bin überzeugt, die Antwort heißt
ungefähr: „Neid ist, wenn man neidisch ist". Solche Wiederholungen
sind für Rinder charakteristisch, noch in den ersten Jahren unserer
Gberstufe. Bei zweisprachigen Rindern müssen wir besondere Rück
sicht üben, die sprachliche Wiedergabe der Gedanken macht natur
gemäß ganz eigene Schwierigkeiten. - von dem charakteristischen
wiederholen schreitet das Rind fort zum Erklären durch Angabe
einiger Merkmale, durch Umschreiben, durch Angabe des Zweckes,
durch Anführen von Beispielen. Das alles klingt unseren Ohren
manchmal recht ungeschickt und umständlich, reifere Mädchen lächeln
vielleicht, und doch ist es ein Fortschritt.
2. wie steht es mit der Fähigkeit zum Schließen? Da haben
wir alle schon mancherlei erlebt, wenn es z. B. im Rechnen hieß,
ganz einfache Schlüffe ziehen. Manche Mädchen desselben Jahrgangs
versagten ganz, einfach deshalb, weil ihre geistige Entwicklung noch
nicht soweit fortgeschritten ist wie die anderer.
Nach und nach geht es mit dem Schlußvermögen vorwärts. Das
sehen wir, wenn wir in einer Klaffe zwei ober gar drei Jahrgänge
haben, welcher Unterschied zwischen den Mädchen, die das erste,
und jenen, die das zweite oder dritte Jahr in derselben Klaffe finb!
Germß, einen Teil d?s besseren Schließenkönnens haben wir der
Wiederholung zuzuschreiben. Aber: Wir können ein Mädchen des
4. oder 5. Schu'jahrcs einen Sckstuß dreimal und öfter ziehen lassen,
wir lassen ihn nachsprechen, vielleicht an mehreren Tagen wiederholen.
Das Rind könn itju, Stellen wir es aber in einer neuen weile
vor die Aufgabe, denselben Schluß zu ziehen: Es versagt. Die Nerven
fasern, die für das Schlußvermögen grundlegend sind, sind noch nicht
oder unvollkommen ausgebildet, wir müssen uns gedulden in unseren
Forderungen. Es wäre aber verfehlt, nun zu denken, die Rinder
der Unter- und Mittefftuft könnten überhaupt nicht schließen. Die
Erfahrung lehrt uns anders. Es handelt sich aber in diesen Fällen
um auffallend begabte Rinder oder um solche, die in der geistigen
Entwicklung vorauseilen.
Im Zusammenhang mit der geringen Schlußsähigkeit steht die
Unklarheit im Denken überhaupt. Redewendungen werden an falscher
Stelle gebraucht, weil die Zusammenhänge noch nicht klar sind.
Darauf ist auch die große Macht der Schlagwörier, die von den
Jugendlichen kritiklos angenommen werden, zurückzuführen. Die
Unklarheit im Denken macht es möglich, daß einzelne Personen, sec
es aus Schülerkreisen, sei e? aus den Reihen der Erwachsenen, einen
Einfluß auf eine ganze Rlaffe gewinnen können, der manchmal als
Suggestion bezeichnet werden muß.
Man sagt dem Mädchen Freude am Lernen nach, am Aneignen
des Lehrstoffes, „doch viel weniger als dem Jüngling das verlangen
nach höherer Erkenntnis, nach Erforschen der Dinge und ihrer Ur»
jachen." 1 Es ginge wohl zu weit, wollte man dies Urteil ver
allgemeinern. Ob die Behauptung begründet ist, dem weiblichen
Geschlecht fehle die „strenge logische Disziplinierung" und „Neigung
zu sachlicher Rritik", müßte doch erst noch genau untersucht werden
— aber nicht nur von Männern. — An uns liegt es, im Unter
richte darauf hinzuarbeiten, daß dis Mädchen nicht kritiklos nach
beten, was ein anderer sagt. Sie müssen angeleitet werden — der
geistigen Entwicklung entsprechend — selbständig zu urteilen, um
nicht später z. B. alle Modetorheiten unbedacht mitzumachen, um nicht
dem Verlobten, dem Manne gedankenlos auf den Irrwegen seiner
religiösen, sozialen und politischen Anschauungen zu folgen.. Die
Arbeitsschule bietet so reichlich Gelegenheit, zur Selbständigkeit im
- Jakob Hofsmann, Handbuch der Jugendkur.de und Jugenderziehung.