Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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weg der richtige ist, ob diese Jugend dazu angetan ist. als ver- 
fuchsobjekt tür sogenannt.« „sittliche Abhärtung" zu dienen. Ich 
meine, gerade in einer Zeit, wo die köperliche und sittliche Wider 
standskraft geschwächt ist, sollte man sich hüten, Probleme in unsere 
Jugend hineinzutragen, die nur von körperlich und geistig Starken 
befriedigend gelöst werden können. — wenn ich eingangs von einer 
zu großen Ungleichung des Mädchenturnens an das Knabenturnen 
gesprochen habe, so gilt das auch von der Turnkleidung, wie 
wenig die enganliegenden Trikots und Sweater, die häufig bis hoch 
zum Oberschenkel entblößten Beine der Mädchen den Begriffen von 
weiblicher Schicklichkeit bei der großen Masse des Volkes auch heute 
noch entsprechen, das zeigen die oft sehr drastischen, aber auch sehr 
treffenden Bemerkungen, die man unter der zuschauenden Menge 
bei öffentlichen Schaustellungen, besonders bei den heute so beliebten 
Staffelläufer:, hören kann. Man kann es vestehen, wenn eine 
Mutter nach einer solchen Vorführung, an der sich auch ihre Tochter 
beteiligt hatte, ganz entrüstet ausrief: „Vas passiert mir nicht wieder, 
dazu gebe ich meine Tochter nicht noch einmal her!" Lin gesundes 
volksempfinden sträubt sich gegen das Bloßstellen des weiblichen 
Körpers, und hüten wir uns, dieses Empfinden zu ertöten, hinter 
dieser Frau stehen Millionen deutscher Mütter. Darum lehnen wir 
.für unsere Heranwachsenden Mädchen das Turnen in Trikots ab und 
fordern, wenn eine besondere Turnkleidung getragen wird, die Rock 
chose und Bluse, was unsere Mädchen zur Kräftigung ihres Körpers 
brauchen, läßt sich in dieser Kleidung ausführen; damit wird den 
Höchstleistungen an den Geräten von selbst vorgebeugt, denen man 
sehr ost neben dem Vorwurf der Unweiblichkeit auch noch den der 
^Schädlichkeit für den Frauenkörper machen muß. Ich meine, zur 
Körperlichen Erziehung unserer Mädchen gehört auch, ihnen die 
'Grenzen zu zeigen, die ihnen durch ihr Frauentum in der Öffent 
lichkeit gezogen sind, sie zu lehren, daß das, was für den jungen 
Mann selbstverständlich ist. noch lange nicht für das Mädchen paßt. 
fwir sehen in der heutigen, vielfach ganz ungenügenden Bekleidung 
beim Turnen den Übergang zum völligen Nacktturnen und fragen 
^uns: wie ist es möglich, bei einer derartigen Bloßstellung des weib 
lichen Körpers unseren Mädchen das Gefüht der Unberührtheit und 
[Unantastbarkeit zu geben, das der beste Schutz ihrer Reinheit ist? 
sEs mögen diese Neuerungen von ihren Vertretern in der besten 
-Rbsicht eingeführt worden sein — aber ich meine, es sind schlechte 
(Kenner der Volksseele, die da glauben, durch solche Radikalkuren 
i die gesunkenen Sitten unserer Jugend wieder zu heben. Man würde 
^auch der Rhythmik nicht vielfach so ablehnend gegenüberstehen, wenn 
(die zum Teil recht anmutigen, echt weiblichen Darbietungen in einer 
fKleidung vorgeführt würden, die nicht nur ost ganz unmotiviert ist, 
sondern auch unseren Begriffen von Wohlanständigkeit und guter 
Sitte nicht entspricht. Lin Krieg hat immer eine Lockerung der 
»Sitten zur Folge, und wir sollten bei der körperlichen Erziehung 
.unserer Mädchen alles tun, sie zurückzuführen zu edler Zurückhaltung, 
(sie zu bewahren vor Schaustellungen in der Öffentlichkeit, die nicht 
dazu angetan sind, die Rchtung vor der Frau zu erhöhen. Die 
»Turnkleidung ist kein Straßen- und wanderkleid, und wir schließen 
uns hier dem Protest unserer Frauen im Landtag auf Zentrums 
und volksparteilicher Seite an. 
Die Frau mag immer wieder sagen: Ich finde nichts darin! — 
.haben wir Rchtung vor unserer männlichen Jugend! Ich wieder- 
[hole es auch hier: Unser Junge kann nicht gut bleiben, wenn unser 
Mädchen nicht gut ist! 
Die körperliche Erziehung unserer heranwachsenden Mädchen legt 
der Leitung und Führung eine hohe Verantwortung auf, ein tiefes 
psychologisches Verständnis der jungen Seelen, eine feine Einfühlung 
!rn die körperlichen und seelischen Komplikationen des Entwicklungs- 
plters. hier genügt nicht nur das Kennen und wiffen, hier brauchen 
w-r vor allem das Verstehen, die zartfühlende und doch energische 
[Frau, die den Mädchen Führerin und Vorbild sein kann. Darum 
fordern wir für das Mädchenturnen und -schwimmen die weibliche 
Leitung, die Frau, die zurückgreifen kann in die Erinnerung an das 
eigene Jugendleben, der die jungen Menschenkinder vertrauensvoll 
-ihre körperlichen und seelischen Nöte bringen können. Ich habe 
»nich gefreut, daß das auch hier von seiten der Männer betont worden 
sft — für uns Frauen eine ernste Mahnung, uns bei der körper 
lichen Erziehung unserer Mädchen ganz in deren Dienst zu stellen. 
Nur dann haben wir das Recht, zu kritisieren und zu fordern. 
Meinungsaustausch. 
vor Weihnachten! 
vergeffen wir nicht, gleich heute oder morgen unseren Kindern 
die Titel für ein und das andere gute Buch auf die Wandtafel zu 
schreiben, das sie sich beim Christkind bestellen können. Sagen wir, 
daß es nötig ist, zu wissen, was für ein Buch man kaufen oder 
bestellen will, wenn man in einen Buchladen geht, damit man am 
Ende nicht heimträgt, was man nicht begehrt, was nicht paßt oder 
wertlos ist. 
Erinnern wir uns an die Titel der Jugendbücherei-Bändchen! 
(Gstendorff, Münsterw.) Rn Deutsches Gut (Fredebeul und Koenen, 
Effen/Ruhr). Rn die Erzählungen für Schulkinder (Limburg, 
Lahn, Vereinsdruckerei). 
wir nennen hier auch nochmals dis „Nonni-Bücher" von Ion 
Svensen für Knaben, die „Nanni-Bücher" von Helene Pagos für 
Mädchen und Helene Pages' neuestes Jugendbuch „von Godefried 
und Mechtildis, die kreuzfahren gingen." (Rlle bei Herder, 
Freiburg B.) durch jede Buchhandlung zu beziehen. Frühzeitig 
bestellen! 
Aus der Zeit. 
Aus dem Reich. 
Die Personalabbauverordnung. 
Änderungen im Verwaltungswege. 
Infolge der Rutlösung der Reichstages ist der Entwurf eines Gesetzes 
über eine zweite Änderung der Personalabbauverordnung nicht 
mehr verabschiedet worden. Vie Reichsregierung hat deshalb die Frage 
geprüft, ob die geplanten Verbesserungen der Personalabbauver 
ordnungen etwa im Wege der Verwaltungsordnung durchführbar seien. 
3u einzelnen wichtigen Punkten, wie Art. 10 (Kürzung von versorgungs- 
bezügen bei" privateinkommen), Art. 14 Abs. 3 (Fürsorge für entlassene 
verheiratete weibliche Beamte), Art. 16 (Betriebsrätegesetz) und gesetzlicher 
Regelung der Bezüge wiederdeschäftigter wartegeldempsänger hat sich eine 
solche Regelung wegen des zwingenden Charakters der geltenden Gesetzes 
bestimmungen nicht ermöglichen lassen. Dagegen können andere wesentliche 
Punkte schon jetzt berücksichtigt werden. 
Die Reichsregierung hat infolgedessen im Verwaltungswege bestimmt, 
daß der grundlegende Artikel 3 der Personalabbauverordnung (Ver 
setzung von Beamten in den einstweiligen Ruhestand) vom 
1. Januar 1925 ab nicht mehr allgemein, sondern nur noch in den 
Reichsverwaltungen anzuwenden ist, in denen auf Grund eines ausdrück 
lichen Beschlusses der Reichsregierung ein weiterer Personalabbau wegen 
besonderer Gründe ausnahmsweise noch als erforderlich erachtet wird. 
Darüber hinaus ist zugunsten der Beamten beabsichtigt, in der dem neuen 
Reichstag vorzulegenden Personalabbaunovelle eine Gesetzesoorschrist 
zu treffen, nach der mit dem Inkrafttreten der Novelle der Art. 3 der 
Personalabbauverordnung nur noch in solchen Reichsverwaltungen anzu 
wenden ist, die durch besonderes Gesetz zu Adbauverwaltungen erklärt 
sind. Vie hierüber schwebenden Erwägungen werden in Kürze zum Abschluß 
gelangen. In diesem Zusammenhange werden auch die Abbauvorschrrften 
für Angestellte eine entsprechende Abänderung erfahren. 
Die Reichsregierung hat ferner angeordnet, daß schwerbeschädigte 
Beamte und Angestellte wegen verminderter Leistungsfähigkeit, die auf 
ihrer Beschädigung beruht, nicht mehr abgebaut werden dürfen, daß 
besonders geschützte Angestellte (z. B. schwerbeschädigte und versorgunas- 
berechtigte) tunlichst nicht mehr entlassen werden sollen, und daß Kündi 
gungen von verheirateten weiblichen Beamten und von Angestellten künftig 
derart zu bewirken sind, daß die Entlassung bereits sechs Wochen vor Schluß 
(statt bisher zum 1.) des Monats mitzuteilen ist, mit dessen Ablauf der 
Austritt erfolgen soll. 
vie näheren Einzelheiten sind aus dem Reichsbesoldungsblatt (S. 335, 
Nr. 1049) zu ersehen. 
Aus Preußen. 
Ergebnis der Lehrerlammer-Wahlen im Regierungsbezirk Loblenz. 
Nachdem sämtliche K. L. 5l. die Wahlergebnisse hierher gemeldet haben 
und dies Gesamtergebnis ermittelt wurde durch eine Kommission, bestehend 
aus Fräulen Miesges, Herrn Eusbach, Herrn Dernbach und dem Geschäfts 
führer. stellt sich das Gesamtergebnis wie folgt dar: 
1. Liste Miesges 463 Stimmen, ergibt 6 Sitze 
2. 
„ (yuast, Katholischer Lehrerverein 609 „ „ 
8 „ 
3. 
„ Boffmann, Deutscher „ 
661 
8 „ 
4. 
„ Atzbach, Evangelischer „ 
24 „ „ 
0 
In den Kreisen sind gewählt: 
Erben und Schlebusch für Betzdorf (164 St.) 
6ut 
Adenau (77 St.) 
^ Rüber ...... „ 
Andernach (83 St.) 
Loch . , . . ., 
Mayen (93 St.).
	        
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