Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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\ Knedjte der Klugheit" Roman von Franz Michael willam stellt 
Bauern und ihre Welt vor uns hin; beim Leien lebt man mit und freut 
(sich daß der Dichter - dessen ..Streit der Friedfertigen" eine willkommene 
Nummer in Hausens Bücherei« ist - sobald diese echt volkstümliche größere 
.Erzählung folgen lassen konnte, willam zeichnet seine Menschen so, wie sie 
find, er verputzt sie nicht, damit sie gefallen, und gerade diese Ungeschminkt- 
cheit bringt sie uns nahe. Lin gutes Volksbuch. 4.20 Ji. 
„flm Ca nö es toi« ist ein Roman von st. Bernard. (Es geht um den 
heilig angestammten Glauben, es geht um des Böhmerlandes Freiheit. 
Line Fülle von geschichtlichem und kulturgeschichtlichem Stoff ist verarbeitet, 
seines Gemüt keimt neben soldatischen Derbheiten, Feste und Gelage weichen 
/Kampf und statte, Wohlstand weicht der strmut, der Glaube ringt mit dem 
'Aberglauben, doch in allem stuf, und Riederfluten leben Menschen voll 
Innerlichkeit und Heldenhaftigkeit. 4,20 Ji —. 
Bei Grote, Berlin, erschien Heinrich Federer, „wand er- und Wunder» 
geschichten aus dem Süden", wir wissen längst, daß Federer, wenn 
er seine wanderstraße zieht, mehr sieht als andere; das halbe Dutzend 
'Erlebnisse, das er aus Italien mit heimgetragen hat und in seiner poeten- 
/ftube, drüben in der Schweiz, für uns niederschrieb, beweist das wiederum 
zur Genüge. Da geht der Dichter still versonnen den sabinischen Bergen 
/zu, von unaefähr gesellt sich ihm ein junges paar, sie plaudern; Menschen- 
stchicksal rollt sich auf. und die Legende schenkt ihm unversehens eine perle. 
/Er pilgert zum elenden Pfarrhaus von Fignola im Monte Giovi und 
^begegnet dem unsterblichen Dante; er steht beim Vom von Groieto und 
^latzt sich von dem Stelzfuß, Razio Massi, ein Geschichllein zu dem Fresko 
"»Die Verdammung der Gottlosen" erzählen, kurzum, wo er geht, erlebt er 
^nd dichtet er. Er hat eine große Gemeinde, die gespannt darauf wartet, 
was er von seinen Wanderungen heimträgt, und die mit gleicher Freude 
iCrlebtes und Erdichtetes genießt. Diese neue Gabe ist der 156. Band 
„Werke zeitgenössischer Schriftsteller" in der Groteschen Sammlung. 3,50 Ji. 
„Rings um ein Streichquartett" nennt die Verfasserin der köst 
lichen „Ronni Gschaftlhuber", stnna Hilaria von Cckhel, ihr neustes Buch, 
das in dunkelviolettem Leinenband eben im Bergstadtverlag, Breslau, 
'erschienen ist. Der alte Pfarrer waldlechner - so liebenswürdig gütig 
wie der in des alten Pfarrers Woche, den st. v. Droste gezeichnet - der 
prächtige Dr. Hellriegel, der lange Schneidergeselle Raz und sein tüchtiger 
^Meister Reißaus bilden das (Quartett; um sie her weben Menschen von 
'allerlei strt an ihrem Leben, wir klagen manchmal über den Mangel an 
swarmem deutschen Gemüt, die Leute in und um das Streichquartett sind 
sgemütsreich und gemütstief, sie helfen sich, verstehen sich, lachen und weinen 
zusammen und mit ihnen lacht Eckhels übersprudelnder Humor. 4,00 
i Gemütreich nenne ich auch die zwei Erzählungen, die Charlotte Tiocca 
(In einem hübschen Bändchen im Verlag Räber, Luzern, vereint hat: „Fineli 
r bon Schauensee« und vom kleinen Fi lisch". Zwei gottbegnadete 
Kinder stehen im Vordergrund — der kleine Linley und der kleine Filtsch; 
beide schon im zartesten Knabenalter außerordentliche Musikkünstler. 
Wunderbar und seltsam gehen die Wege und Schicksale der Überbegabien; 
der jugendliche Mozart, der geniale Chopin werden lebendig, stber was 
fo früh aufgeleuchtet, erlffcht bald. Cme stille Tragik liegt über dem Geschick 
Iber beiden Kinder, die stutorin hat sie mit feinem Maß herausgearbeitet. 
Das Buch gehört zu denen, die Erwachsene und Kinder mit gleicher innerer 
'Anteilnahme lesen. (4,60 .#.) 
j (Ein schlichtes Bändchen hat Bernhard Michael Steinmetz, dessen Legenden 
>1md Sagen „stus der Goldgrube« uns so ansprechend sind, in der Junfer» 
tnannschen Buchhandlung, Paderborn, erscheinen lassen: „Lieb und Leid 
sder Marianne Mertes." Es ist eine Volkserzählung aus der (Eifel, 
anspruchslos hinerzählt, und doch voll packendem Zwang. Vas ist Volks« 
prache und wirkliches Leben, wenn auch der stutor auf der letzten Leite 
^Nachdrücklich versichern zu müssen glaubt: „Die vorstehende Erzählung hat 
tnit wirklichen Personen und Begebenheiten nichts zu tun." wir glauben 
es gerne, aber was ein echter Dichter schreibt, ist Wirklichkeit, sonst ist's 
Nichts wert. Vas Bändchen sei warm empfohlen. 1,50 Ji. 
[ Das bei Kösel-pustet, München, erschienene Buch von wilh. Schüssen, 
,,Medart Rombold, der Wirt zum goldenen stnker" ist voll 
Lchicksalstragik. Sympathisch sind die Frauengestalten im stnkerwirtshaus 
Nnd die gütige Gestalt Bernhards des Bruders Rombolds. Der stnkerwirt 
pat vom Vater unruhiges, leichtlebiges Blut geerbt, wie er auf das Studieren 
verzichtet, eine scheue stille Frau gewinnt, abwirtschaftet und die Familie 
»m Stich läßt, aber durch Rot und Elend in Fleiß und strbeit rückfindet, 
|ft glaubhaft und gut erzählt. Ein paar Unfeinheilen dürsten fallen, zum 
Vorteil des Buches. 2,50 Jt. 
L der „Bibliothek wertvoller Denkwürdigkeiten," herausgegeben von 
^)rof. Dr. Otto Hellinghaus, Herder-Freiburg 2, ist als siebenter Band 
Karl Maria von Weber" erschienen, stus Briefen, Tagebüchern und 
lufzeichnungen seiner Zeitgenossen erschließt sich das Leben und die per- 
önlichkeit des Künstlers Es ist selbstverständlich, daß überall auch auf 
eine genialen Schöpfungen: „Freischütz", „preziosa", „Dberon" etc. Bezug ge 
rammen wird — so tritt die ganze edle Persönlichkeit vor uns hin und 
estelt uns ungemein. Schöner Geschenkband in Leinen 4,00 M. 
\ „Go ethes Faust," versuch einer Darstellung, was die Lebensdichiung 
Goethes unserer Bildungsgemeinschaft geworden ist. von st. Heinen, volks- 
jbetem M.-Gladbach. Dieser neue Faustkomentar reiht sich einer großen 
Zahl früher erschienenen an, er hat aber wohl seine Berechtigung, weil er 
eine Eigenart hat und seinen besonderen Gesichtspunkt. Lr ist geschrieben 
ür „Dilettanten d. h. auf deutsch für Liebhaber, die meinen Standpunkt 
eilen, die auch gerne am geistigen Erbe unserer Größten teilhaben. 
Lolchen möchte ich helfen, in den „Faust" hineinzukommen, mit Ehrfurcht 
u seinen Höhen empor, und in seine Tiefen hinabzuschauen." (stus dem 
'orwort.) Das Buch sei allen„Faust"°Freunden empfohlen, besonders auch 
I 
zur Einstellung für Bibliotheken genannt. Ls ist so klar-.,praktisch" wie 
alles, was wir st. Heinen danken. (1,80 Ji.) 
von Reuauflagen nennen wir hier gerne noch: den Roman des Welt- 
Untergangs „Der Herr der Welt" von Robert Huch Benfon, von H. M. 
von Lama ins Deutsche übertragen, das in 6. u. 7. stuflage bei Kösel u. pustet. 
München, aufgelegt ist. über 500 Seiten 4,50 Ji; dann „Rovellen" von 
Johannes Baptist viel, ein Band, der sieben Rovellen des stutors umschließt, 
fast 500 Seiten umfaßt und äußerst vornehm vom Herderschen Verlag für 
die 11. u. 12. stuflage ausgestattet wurde. 
„stm heiligen (Quell des Lebens" von Dtmar Scheiwiller O. S.B. 
Hier schenkt ein gewissenhafter Grdensmann ein inhaltsschweres Buch an 
reife Leser. Der Band ist aus Vorträgen zusammengewachsen, die der Ver 
fasser an den Abenden der Fastensonnlage 1921 in der St. Peter, u. Paulus- 
kirche in Zürich gehalten hat. Die Sprache ist ernst, der Verantwortung 
bewußt. Dem Wunsche des stutors und Seelenführers, „das Luch möge 
unter dem Segen Gottes recht vielen ein vorbeugungs» und Heilmittel 
werden gegen eine furchtbare Krankheit, die so weite Kreise gefahrdrohend 
angesteckt hat, und Klarheit und Kraft bringen in der Ideenverwirrung 
und Willensschwäche, die wie traurige Symptome des Übels, so auch der 
ergiebigste Rührboden für die stufnahme des Krankheitsstofser bilden", schließen 
wir uns voll an und empfehlen den Band allen, die Jugendliche betreuen. 
Benziger, Köln. 4,40 Ji. 
3ur Verteilung an Jugendliche bei Weihnachtsbescherungen eignet sich 
auch die stsketische Jugendbibliothek „Wege und winke", die bei Ben 
ziger in Köln herauskommt und ausgezeichnete Mitarbeiter zählt. Bis jetzt 
liegen 19 Heftchen vor, sie alle aufzuführen, dafür ist der Raum hier viel 
zu knapp, darum greifen wir nur heraus: Heft 1 St. Paulus, der Völker« 
lehrer v. p. Thomas Jüngst. Heft 5 Die hl. Elisabeth v. ?. stmbr. 
Zürcher. Heft 11 Soll ich Priester werden? v. ?. William Doyle. Heft 16 
Die hl. Cäcilia und die übrigen Frauengestalten des Meßkanons v. stmbr. 
Zürcher. Die Büchlein wollen der heute mehr als je gefährdeten Jugend 
weg weisen und winke geben zum gesunden wachsen aus dem Diesseits 
ins Jenseits, jede Rr. 50 H. bei Partien billiger. 
Der Verlag stbel und Müller, Leipzig, eröffnet eine neue Sammlung: 
„stus deutscher Seele". Ein Rovellenkranz. Herausgegeben von Hanns 
Gieseler. Der erste Band ist erschienen: Freiherr von Eichendorff, „stus 
dem Leben eines Taugenichts." Karl Miersch hat Bilder voll Romantik 
und Schönheit zu dem Text getan und so eine treffliche Stimmung für den 
Gesamtband geschaffen, schon die Einbanddecke allein ist ein Genuß. Die 
Suntbilder find Pastelle nach einem neuen Verfahren auf besonders prä« 
pariertem Papier wiedergegeben, dadurch kommt etwas ungemein Zartes 
und weiches hinein, was gerade zu dieser Rooelle trefflich harmoniert, 
wenn die andern Bände — eine stattliche Reihe soll folgen — ebenso schön 
geraten, dürfen wir der Sammlung froh sein. — 
So köstlich habe ich Brentanos Märchen, „Gockel, Hinkel und 
Gackeleia" noch nirgends wiedergegeben sehen, als es da in dem soeben 
bei stbel und Müller erschienenen Band der „Märchen-, Schwank- und 
Sagenfolge" herausgegeben von Hanns Gieseler vor mir liegt. Rolf Winkler 
hat mit der Bebilderung Meisterhaftes geleistet. Schon die Einbanddecke 
des Buches (Großformat) ist ein Entzücken, die vier großen Buntbilder auf 
Kunstdruckpapier sind so schön und künstlerisch fein, daß man sie gar 
nicht bester wünschen kann und die zahlreichen Schwarzweißbilder frisch, 
lebendig, die Märchenstimmung durchaus erfassend und verkörpernd. Cs 
ist eine Freude, daß dieses Märchen, das beste des Dichters, so farbenreich 
und so romantikgetränkt auflebt, wir wünschen ihm einen guten weg. 
Der Verlag mag stolz sein auf diese Herausgabe. 
verspätet eingegangen und darum am Schluß genannt ist „Das alte 
Haus." Lin Märchenbuch von Wilhelm Matthießen mit Bildern von 
stdolf Schinner. Der Dichter hat sich mit diesem Buch eine besondere stuf- 
gabe gestellt; indem er von der Überzeugung ausgeht, daß wir kein Mär- 
cvenbuch besitzen, dessen Text wirklich so kindrrtümlich ist. daß er beim 
vorlesen von den Kleinen - etwa 4-6jährigen - verstanden wird, hat er 
Märchen erzählt in dem ganz ungekünstelten kindlichen Ton, der Kinder 
eigen ist und den sie ohne weiteres verstehen, hat Stoffe gewählt ohne 
Verwicklungen und Probleme - so wie sie dem echten Volksmärchen eigen 
sind. So ist etwas Ursprüngliches und höchst Einfaches geworden, und wie 
dankbar man dafür ist, zeigt die überaus freundliche stufnahme und rasche 
Verbreitung, die das hübsch ausgestattete Buch gefunden, stdolf Schinner 
hat fünfundzwanzig farbige Bilder mit prächtiger Märchenstimmung zum 
Text gezeichnet. Geschenkband-Großformat 6,00 Ji. Freiburg, Herder. 
stus dem Franz Schneider-Verlag, Berlin, kennen wir die Bücher von 
Sofie Reinheimer und die Märchenbücher „Unter Gnomen und Trollen," 
die so prächtig geraten sind in Text und stusstattung. Line Glanzleistung 
des Verlags ist auch die diesjährige Reuerscheinung „Hauffs Märchen . 
Der große Band zählt neun Märchen des Dichters Wilhelm Hauff, 
den Buchschmuck hat stlfted Hagel dazugetan, - acht Pastellbilder von 
ungemein duftigen Farben und trefflicher Anpassung an den Märcheniext, 
der ja bekanntlich voll seltsamer Abenteuerlichkeit und Spannung ist und 
größere Kinder - von etwa 10-14 Jahren - ungemein fesselt. Der schöne 
Geschenkband, Großformat 6,00 Ji. 
Die „Märchen und Scherenschnitte" von Rosa Ziegler-Studer sind 
in einem sehr hübsch ausgestatteten Geschenkband bei Herder erschienen; 
aber die Aufmachung allein tut es nicht, der Text muß wertvoll sein, und 
das ist er in den drei Märchen, die den Band füllen, nicht durchweg. Da; 
ist kein Märchenion. stach die Vermenschlichung in dem Tiermärchen „pmsel- 
öhrli" müssen wir ablehnen, bei Tieren von Vater und Matter und Ge 
schwistern zu reden, hat etwas stlbernes. Tiermärchen fordern naturre- 
fchichtliche Treue — man vergleiche Löns, Hepner, Stevens, Ewald. (4,20 Ji.) 
Dem (in Rr. 44 der Wochenschrift) genannten Knabenbuch der K.
	        
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