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9 Dar ist die stille hohe Gewalt der echten Philosophie, daß ihr gegeben ist. dem Menschen einen Stand.
punkt anzuweisen, von welchem er. nicht ohne Teilnahme, aber doch ohne Kampf, aus unangefochtener
höhe herabsieht auf den wechselvollen Strom der Erscheinungen, auf welchen in der reichen, aber zur
Einheit durchgeführten Zulle seiner Gemütes ihm die Vergangenheit als heiliges Vermächtnis, die
Zukunft als hoffnungsvolles Siel einer erkannten Bestimmung, die Gegenwart aber als ein anvertrautes
Gut erscheint, dessen wahren wert er allein gehörig zu schätzen, dessen Zinsen er allein zurücklegen,
g und mit fröhlichem, immer gleichem Jugendsinne zu genießen versteht. Vas ist die Macht der philo!
g sophie. aber nur jener, bet der nicht die Köpfe glühen und die herzen frieren. - die aus dem Innern
6 des Denkenden selbst hervorgeht und sein ganzes Wesen begreift, die nicht gelernt, sondern gelebt sein
8 will, die damit anfängt und endet, sich selbst zu prüfen und zu begreifen. Törichtes Preisen und Beneiden
9 unbewußten Glückes! Nur im Geiste kann das Glück gefunden werden, da es selbst nur ein Begriff ist.
6 , Feuchtersieben. 3
liche Landschaft behandeln und zu einer dem kindlichen Alter ent
sprechenden Zähigkeit das im Unterricht richtig Erkannte, sprachlich,
bildlich und körperlich darzustellen, führen.
Die Verteilung des Stoffes der Erdkunde ist dahin erfolgt,
daß die natürlichen Landschaften Badens auf das vierte Schuljahr,
die politische Einteilung Badens und das wichtigste von den an
grenzenden Ländern dem fünften Schuljahr, Deutschland dem sechsten
Schuljahr, Europa dem siebenten und die übrigen Erdteile und
einiges aus der allgemeinen Geographie dem achten Schuljahr zu
geteilt wurden.
Der Geschichtsstoff schließt im sechsten Schuljahr mit dem Aus-
gang des Mittelalters mit den Entdeckungen und Erfindungen; im
siebenten Schuljahr mit der Zeit Friedrichs des Großen und Lud
wigs XIV. und übergibt dem achten Schuljahr die Neuzeit bis zu
den Ereignissen der Gegenwart.
Die Verteilung der Unterrichtsstoffes der Naturgeschichte hat
im allgemeinen nur in den beiden oberen Schuljahren eine wesent
liche Änderung erfahren. Die Behandlung des menschlichen Körpers
und der damit verbundenen Gesundheits- und Nahrungsmittellehre
ist auf das siebente und achte verteilt; daneben werden einfache
chemische Vorgänge aus dem täglichen Leben und im achten Schul
jahr die Handelspflanzen besprochen.
Naturlehre umfaßt im sechsten Schuljahr: Die Eigenschaften
der Körper, die Mechanik der einfachen Werkzeuge des täglichen
Lebens; Wasserdruck und Druck der Luft; im siebenten Schuljahr
die Wärme und ihre Wirkungen, vom Licht, vom Schall; im achten
Schuljahr Magnetismus und Elektrizität, hauptsächlich im Verkehrs-
und Nachrichtendienst, sowie im häuslichen und wirtschaftlichen Leben.
Gier ist der Stoff ziemlich reduziert worden.)
Im Gesangunterricht soll neben der pflege des sprachlich und
melodisch richtigen Liedgesanges (Volkslied) auch die Einführung in
die schriftliche Darstellung der Tonsprache und Verständnis für das
Melodische, Rhythmische und Dynamische darin erreicht werden.
Zeichnen und Turnen haben den neuzeitlichen Forderungen
entsprechende Ziele und Stoffverteilung erhalten.
Der gesamte Stoff ist nach Schuljahren gegliedert und bietet so
dem Lehrer eine gute Übersicht.
Dem amtlichen Lehrplan sollen noch Erläuterungen beigefügt
werden, die aber keinen verbindlichen Eharakter haben werden.
Der neue Lehrplan soll ab Ostern 1924 in der Hand der ein
zelnen Lehrkräfte sein.
SINN Schulanfang.
von L. M., Berlin.
Laßt Sonne herein! Laßt sie hinein in die Schulsiube und
besonders dann, wenn die Kleinen zum erstenmal eintreten. Gleich
in den ersten Stunden und Tagen muß alles Bangen und Fürchten
verschwinden, das zu Hause großgezogen wurde durch das drohende,
oft wiederholte, „Na warte nur, wenn du erst in die Schule kommst!"
Vas jedem gesunden Kinde innewohnende vertrauen auf die Güte
aller muß bejaht werden.
Leider aber herrschen in manchen Gegenden noch immer Sitten,
die von Anfang an in den Kindern den Glauben an die Gerechtig-
keit des Lehrenden erschüttere. Da steht an erster Stelle dar plätze-
anweisen. Ist es nicht fast überall üblich, die „besseren" Kinder
in die ersten Bänke zu setzen? Das geschieht oft, besonders an
kleinen Orten, mit solcher Selbstverständlichkeit, daß kaum jemand
auf den Gedanken kommt, es anders zu machen. Die Kleinen aus
den „besseren" Familien sind aber auch zu niedlich mit ihrem frischen
Gruß und ihrem lustigen Geplauder! Ruch manches scheue, im
Dunklen aufgewachsene Kind denkt so bewundernd, und bitter klar
wird ihm dabei, daß es selbst nur ein Schattenbtümchen ist. Nein,
das „Setzen" der Kinder erfolgt am besten nach einem Schema, dar
durch jeden stichhaltigen Grund durchbrochen werden kann. In
größeren Orten, wo die Lehrerin die Neulinge noch nicht kennt,
weist sie die Plätze am zweckmäßigsten nach dem Alphabet an. Der
Plan der Sitzplätze muß vor dem ersten Schultage fertiggestellt sein.
Seine Vorteile: jedem Ankommenden kann nach diesem plane sofort
der Platz angewiesen werden; die Lehrerin kann stets schnell über
sehen, wer noch fehlt; sie lernt die Namen der Kinder leichter
kennen; und die Eltern sind viel eher mit einer solchen „Rang«
Ordnung" einverstanden, als wenn die „Willkür" der Lehrerin maß»
gebend wäre.
Durchbrochen wird das Schema, wenn nach ihm die Größte»
hinten, Schwerhörige vorn usw. sitzen müßten, auch dann, wenn er
zwei zärtliche Freundinnen „grausam" trennen würde.
Mancherorts ist es üblich, der Lehrerin eine Düte mit Zucker«
zeug heimlich zuzustecken, mit der diese sich dann in das herz der
Kleinen schmeicheln soll, von seiten der Eltern ist das ja gut ge
meint, aber die Lehrerin sollte bedenken, daß die Kinder, die nichts
erhalten, darin eme Ungerechtigkeit erblicken müssen. Ich habe oft
den Gebern erklärt, ich würde die Geschenke nur dann annehmen,
wenn ich auch anderen davon abgeben dürfte. Im allgemeinen aber
sollte das Süße am ersten Tage ruhig aus der Schule fortbleiben»
Es erweckt doch nur falsche Anschauungen, denn die süßen Düten,
die leicht als Kennzeichen der Schule aufgefaßt werden, kehren ja
nie wieder. Die Kinder aber sollen bald erfahren, daß die Sch'.rle
andersartige Freuden vermittelt.
Eine dritte üble Sitte: wenn Kinder bang sind, wohl auch gar
weinen und schreien, werden sie mit aller erdenklichen Liebe und
Güte umworben, erhalten Geschenke usw. Mir hat eine kleine
Schülerin einmal eine gute Lehre gegeben, als ich mich um eine
weinende bemühte; sie sagte mir mißbilligend: „Ich würde ihr doch
nichts schenken, wenn sie so schreit." Und sie hat recht, von allen
anderen nimmt man das vernünftigfein als selbstverständlich hin,
obgleich es manche Anstrengung kosten mag, aber der kleine Schreie
hals wird verhätschelt. Das ist ungerecht, es widerspricht auch
anderen Erziehungsgrundsätzen: wir laffen das richtige verhalte»
sonst nicht von Belohnungen abhängig sein.
Um die Ängstlichen zu beruhigen, ist etwa das Gegenteil, Dro«
hung oder Strafe ober auch nicht angebracht. Diese darf wohl das
Ende einer Kette sein, aber nur in ganz besonderen Fällen wird die
Kette der richtigen Bemühungen so lang sein! Der Unterricht
muß feffeln! Ts muß das Leid vergessen lassen, das übrigens
um so schneller verblaßt, je weniger beachtet es ist.
wir brauchen am ersten Schultage nicht mehr stundenlang Vor
übungen zum i zu machen, und noch mancher andere Zwang ist
gefallen. Uber alles Altmodische sollten wir nicht über Bord werfen»
vor allem nicht das, was der Lehrplan früher Ordnungsübungen
nannte: wie man ins Schulzimmer kommt, wie man grüßt usw,
wir verlangen nicht mehr, daß die Kinder stundenlang am selbe»
Grt sitzen, ohne sich zu rühren, nur ordnungsgemäß aufzeigen und
mit schön zusammengelegten Händchen ihre Antwort „aufjagen". Auch
all das hat seinen wert, aber es darf nicht das Leben ertöten, unt
äußerliche Ruhe zu erzielen, die man dann Disziplin nennt. Ge»