während also die Zahl der Schulkinder vom Jahre 1914 —
dem Höchststände — bis heute von 5 900 000 auf 4700000, also
um 1200000 gefallen ist — eine erschreckende Zahl! —, ist die
Zahl der Volksschulen um 200, die Zahl der Volksschulklassen um
11000 gestiegen. Ebenso ist die Zahl der Lehrkräfte von 112 000
auf H7000 gestrigen.
Wenn diese Zahlen in eine Beziehung gebracht werden, die die
Klaffenfrequenz erkennen läßt, so ergibt sich folgendes:
Cs entfielen:
1911
1914
1921
1923
auf 1 Lehrkraft Kinder
65,5
62,1
46,8
40,2
auf 1 Schulklaffe Kinder
51
49,2
44.8
38,2
Man wird nach alledem eine Erhöhung der Frequenz verant
worten können. Dabei wird niemand diese Erhöhung mehr be
dauern als ich, der ich die ganze Schwere der Verantwortung in
dieser Stunde besonders empfinde. Wir waren in einer erfreulichen
Entwicklung, die uns zu einem gewissen, auch von mir erstrebten
Idealzustand führen sollte: möglichst kleine Klassen, die unter tüch
tigen Lehrern und Lehrerinnen in einem gesunden Rrbeitsunterricht
auf allen Gebieten Wertvolles leisten. Über anderseits heißt es
jetzt, in dieser Stunde der Not, dem Staate geben, was der Staat
verlangt. Wir wollen aus der Geschichte lernen, daß Preußen dann
immer am stärksten war, wenn die Not am härtesten auf ihm lag.
Wir müssen hindurch durch die schwere Zeit, in der wir leben;
unsere Lehrer werden sich auch in dieser Notzeit als Führer des
Volkes erweisen, die gerne mit leuchtendem Beispiele vorangehen.
Deshalb werden sie die Härten, die sich jetzt aus der Not ergeben,
willig auf sich nehmen. Wir wollen hoffen, daß der sicher nicht
ideale Zustand, der damit anhebt, bald vorübergeht, daß er bei einer
Besserung der Finanzlage in Reich, Staat und Gemeinden bald wieder
überwunden wird.
Ich habe mich veranlaßt gesehen, die Zahlen über die Bewegung
auf dem Gebiete des volksschulwefens ausführlich mitzuteilen, weil
gerade hierüber große Unklarheit herrscht. Wenn ich dabei betone,
daß die Durchschnittszahlen des Klaffenbesuches in Zukunft sich der
Friedenshohe, etwa vom Jahre 1911 oder 1914, nähern werden,
so glaube ich, daß ein gut Teil der Beunruhigung weichen wird,
die augenblicklich noch in weiten Kreisen herrscht. Es ist mir wieder
holt aus Elternkreisen die Besorgnis vorgetragen worden, daß nach
Inkrafttreten der Rbbauoerordnung die Klaffen wieder eine Frequenz
von 90 von 100 Kindern aufwrisen würden. Davon kann keine
Rede sein. Ich selbst habe als Schüler eine Volksschulklasse besucht,
die 95 Kinder hatte. Wir wollen froh sein, daß diese Zustände
endgültig vorüber sind. Über die höhe der zukünftigen Durchschnitts-
frequenz der Klaffen, bis zu der zu gehen die Schulunterhaltungs
träger ermächtigt werden, schweben zurzeit Verhandlungen. Daß sie sich
in erträglichen Grenzen halten wird, glaube ich versichern zu können.
Diese Maßnahmen werden naturgemäß die einklassigen Schulen,
das heißt Schulen mit einer Lehrkraft, in der Regel nicht berühren.
Sie werden sich in erster Linie in den Städten auswirken, wo durch
Zusammenlegung von Klaffen und vorsichtige Planwirtschaft schonend
zu Werke gegangen werden soll, vor der Erteilung der Genehmi-
gung zur Einziehung von Schulstellen wird in jedem einzelnen Falle
sorgfältig zu prüfen sein, ob die eintretende Erhöhung der Klaffen-
besuchsziffer den räumlichen Verhältnissen und den im Hinblick auf
die Gesundheit der Kinder gebotenen Rücksichten entspricht, und es
dürfen unter keinen Umständen die Bestimmungen über die kon
fessionellen Verhältnisse der Schule verletzt und die Rechte der Minder
heiten geschmälert werden. *
Bei den mittleren Schulen haben wir ebenfalls seit dem Jahre
1911 eine nicht unbeträchtliche Zunahme und zwar eine Steigerung
von 89 Schulen zu verzeichnen (1911: 667; 1921: 655); die Zahl
der Schulkinder ist hier von 163715 auf 210344 gestiegen; des-
gleichen ist die Zahl der vollbeschäftigten Lehrkräfte von 5 541 auf
7513 gewachsen, so daß jetzt auf eine vollständig beschäftigte Lehr
kraft 28 Kinder kommen, 2 weniger als im Jahre 1911. Für die
mittleren Schulen werden deshalb ähnliche Maßnahmen Platz greifen
wie für die Volksschulen. Eine Verkürzung der Dauer der mittleren
Schulen beabsichtigt die Unterrichtsverwaltung nicht.
Der haurwlrtjchaftliche Unterricht in Berliner Volksschulen.
Rn den Gemetndemädchenschulen Hai der hauswirtschastliche Unterricht
seit Kriegsausbruch darunter zu leiden gehabt, daß es nicht möglich war,
oie Gelder zur Beschaffung von Lebensmitteln. Zutaten, Gerätschaften usw.
in ausreichender höhe zur Verfügung zu stellen. Oie Kurse wurden trotz-
dem weitergeführt und blieben auch in einer Form, die den ungünstigen
finanziellen Verhältnissen im Berliner Schulwesen Rechnung trug, durchaus
wertvoll. Da aber der praktische Teil gegenüber dem theoretischen sehr
zurücktreten mußte, erfteuten sich die Hauswirtsschaftskurse bei den Kindern
nicht mehr der früheren Sebebtheit, bei der Elternschaft nicht mehr der
angemessenen Wertschätzung. Da kein pfU-htbesuch für dieses §ach ein
geführt war, war geringe Beteiligung und Unregelmäßigkeit im Unterrichts,
besuch die Folae. Ls erhob sich die Frage, ob dieser ganze Unterrichtszweia
besser an die Mädchenfortbildungsschule zu legen sei.
In einer Seit, da der Gedanke der Arbeitsschule mehr und mehr Un
hang gewinnt, wäre es sehr zu bedauern gewesen, wenn die Gemeinde-
Mädchenschulen die gut ausgestatteten Werkstätten und „Naturwissenschaft,
lichen La^oratorren". als welche die Schulküchen angesehen und unterricht-
lich ausgenützt werden können, verloren hätte. Ruch läßt sich gerade dieser
hauswirtschaftsunterricht so leicht zu wahrem Lebensunterricht macken, in
welchem nicht nur Küchenarbeit gelehrt, sondern alles gepflegt und entwickelt
wird, was wir an der deutschen Hausfrau wertschätzen und wodurch sie die
Wohnung zum heim macht. Ls verlohnte sich, einmal ausftihrlich zu schildern,
wie sich ein Unterrichtsnachmittag (vier Stunden im Zusammenhang) dort
abspielt. Erfreulich ist, daß der Magistrat beschlossen hat, den hauswirt
schaftsunterricht an den Volksschulen zu belassen.
Dazu fügen wir zwei wünsche: 1. Möchte der neue Schuletat diesem
io zeitgemäßen Unterrichtszwrige wieder reichlichere Geldmittel zur Ver
fügung stellen, damit nach gesunden pädagogischen Grundsätzen Wort und
Tat verbunden werden können, wie es der Natur jedes Hauswirtschaft«.
Unterrichts entspricht. 2. Möchte dieser recht bald für alle Mädchen der
Gemeindeschulen in ihrem letzten Schuljahre Pflichtfach werden. Auch das
wäre eine schätzenswerte Hilfe für die so notwendige Arbeit an der Gesundung
des Familienlebens in der Großstadt. p. S. (Germania.)
Aus der Zeit.
Aus Sem Reich.
Die Neuregelung der Beamtenbesolduug.
Der Neichsrat hat am Donnerstag der Beamtenbesoldungsvorlage der
Reichsregirrung zugestimmt.
Nb I. April gelten folgende Sätze:
1. Grundgehälter
Gruppe Jahresanfangsgehalt .Tndgeha!
Ji ‘ >6
I. Schaffner ........ 684 '912
II. Postbote 750 1002
UI. Schaffner 822 1092
IV. Lokomotivheizer ..... 942 1260
V. Zugführer 1104 1470
VI. Lokomotivführer ..... 1302 1754
VIT. GbersekretSr 1590 2150
VIII. Inspektor ....... 1830 2430
IX. Oberinspektor 2160 2850
X. Regierungsrat 2550 3390
XI. Regierungrat 2940 3930
X I. Oberregierungsrat .... 3480 4^20
XUI. Ministerialrat 4200 ®610
Sondergruppen (Anfangs* und Endgehalt):
B I Reichsgerichtsrat ...... 6000
B 2 Präsident 6600
B 3 Ministerialdirektor...... 7590
B 4 Botschafter 7950
B 5 Staatssekretär 10200
B 6 Minister . 15300
B 7 Reichskanzler ....... 17100
2. Drtszuschlag
Tarifklasse Ortsklasse A
7 havsm ab 1. Rpril 80%
bis 810 Ji Grundgehalt 252 Ji 200 Ji
6
bis 1092 M Grundgehalt 390 Ji 312 Jf
5
bis 1734 JK Grundgehalt 54C Ji 432 Ji
4
bis 2850 M Grundgehalt 720 Ji 576 Ji
3
bis 4620 Ji Grundgehalt 960 Ji 768 Ji
2
bis 6600 Ji Grundgehalt 1260 Ji 1008 Ji
über 6600 Grundgehalt 1560 Ji 1248 M
Familienstandszulagen .
Die Kinderzuschläge betragen bis zum 6. Lebensjahre 13 M", vom 6.
bis 14. Lebensjahr 15 Ji und vom 14. bis 21. Lebensjahr 17 Ji.
Die Frauenzulage beträgt monatlich 8 Ji.
Der örtliche Sonderzuichlag w »rde stark abgebaut. Insbesondere ist es
den Beamtenspitzenverbänden nicht möglich gewesen, den Abbau der Sonder-
Zulagen für die besetzten Gebiets in fernen Wirkungen so zu beschneiden,