Full text: Wochenschrift für katholische Lehrerinnen - 37.1924 (37)

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Organ des Vereins katholischer öeutjcher Lehrerinnen 
rir. 15 
57. Jahrgang 
Paderborn, 12. April 192^ 
)n!?ail: Maria lveinand, Tanten 5. 89. lveinand, Die religionspäd- 
agogrjche Tagung in Lssen 5. 89. Rock. Doll, Profi ss^r Leonhard habrrck 
S. 89 Die ctt finbungs|umrnc in Preußen S. 90. Unter lohnet, Übergang 
van der (örunöjdjule za der höheren Scyule in Württemberg S. 90. Rautz, 
© allerliebstes Angesicht S. 92. palmjonnlagsbräudje 5. 92 Meinung;, 
custaujrfj: Privatunterricht, piioat, u. Klafjenlchlüre. Aus der 3ert: 
Urlaub der Reichsbeamten. Besoldung, Abbau u. technische Lehrerinnen. 
Jugendwohifahrtrgesetz. LebrerUber schuß u. priestermangel, verh. Lehrerin 
in Danzig. Schulabbau in ©Idenburg. Krankenkasse. verein Rinderhils«. 
Deut che Schulen in Lettland Amtlicher: Lehrfilme, Wetterkarten pensions. 
und Renten-Ruhensvorschriften. Rusnvtzung von Schulhöfen Lehrplan der 
6 K(. der Mätelschule. Richtlinien zur Durchführung der p »A.-D. Gesichts, 
punkte für die Durchführung der P.-A.-V. Beitrag zur Landerfchutkosfe 
.Aus unserem Verein: Beitrag vorstandsblätter. Bücherei. Gautog 
Darmstadt. Landlehrerinnentazung Münster. Bezirks-u. 3weigvereine. 
Merkiafel. Stellenvermittlung. Lücherbesprechungen. 
Xanten. 
Deine steilen herrgottstürme 
Greifen in die Sternenruh, 
Und den Markt der großen Stürme 
Wachsen kleine Gräser zu. 
Efcuast und wilder Garten 
Überwuchern Tor und wall, 
Rn den altersgrauen Scharten 
hängt der letzte Römerhall. 
In dem Kranz von Sarkophagen 
Modert heiliges Gebein, 
Eine schwere Fracht von Sagen 
heimwärts trägt der müde Rhein. 
Maria lveinand. 
Die relig'.onLpädagogische Tagung in Essen. 
von Maria lveinand, Tssen. 
Die getreuen Vorkämpfer und Wegbahner einer christlichen päd- 
agogik haben vor einem Jahrzehnt noch nicht erahnen können, wie 
bald und unter welchen Stürmen ihre Saat gedeihen sollte. Die 
Zeit der inneren und äußeren Erschütterungen, in der die gegen 
sätzlichen Strömungen mit unerhörter wucht aufeinander prallen, 
hat das Erdreich aufgewühlt und reif gemacht. Dem neuheidnijchen 
Veräutzerungsbestreben steht das christliche Gottsuchen gegenüber, das 
picht im übernommenen religiösen Besitz ausruht, sondern ihn unter 
Unspannung aller Seelenkräste zu durchdringen, zu erobern und in 
seiner Lebensform zu verwirklichen trachtet. Rus dieser Sehnsucht 
sind die liturgische Bewegung und die katholische Jugendbewegung 
erwachsen, unter ihrem Seichen stehen die zeitgemäßen religiösen 
Veranstaltungen mannigfacher Rrt. In ihrem Dienst soll auch die 
religionspädagogische Tagung stehen, die am Freitag vor der 
Karwoche in Essen beginnt und bei einer Dauer von fünf Tagen 
etne bedeutungsvolle Dortragsrethe umfaßt. Sie will der Religions- 
Pädagogik nachgehen in der Tiefe ihrer Wurzel und in ihrem weiten 
Rusmatz, dar sie zum Fundament und zur eigentlichen Trägerin der 
christlichen Schule macht. Sie will die Religionspädagogik in ihrer 
Wesenheit und Kraft erkennen und zusammenfassen und in dieser 
Lufammenfaflung und durch sie zu einer inneren wehr für die hart 
umkämpfte christliche Schule werden, deren stärkste und verläßlichste 
Waffe doch immer die sein wird: sich selbst getreu zu bleiben. 
So pflanzt Essen in Erwartung des Osterfestes inmitten der wirt 
schaftlichen und kulturellen Wogen des Industriegebietes das fried- 
liche Rreuzbanner auf. um das sich alle Männer und Frauen der 
christlichen Schulgetankens scharen mögen, die der tieferen Einsicht 
sind, daß die Zukunft der Vaterlandes von dem Wohl der 
Jugend, das Wohl der Jugend von ihrer religiösen Durch 
dringung und diese religiöse Durchdringung von religiöser 
Selbstbesinnung und religionspädagogischer Vertiefung ge 
tragen wird. Diese Erkenntnis bedeutet zugleich einen Dank an 
die unermüdlichen und tapferen Vorkämpfer einer christlichen Päd 
agogik insbesondere an ihren langjährigen Führer, den hochverdienten 
und hochbetagten Herrn Professor L. habrich, sie bedeutet ferner 
eine Verpflichtung gegenüber den beiden Institutionen, die als Träger 
und Bahnbrecher der christlichen Pädagogik berufen sind: Der „verein 
für christliche Erziehungswissenschaft" und das .Deutsche 
Institut für wissenschaftliche Pädagogik zu Münster". 
Professor Leonhard yabrlch. 
Lin worL dankbarer Erinnerung. 
von Maria Roch.Doll. 
„Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht." Da. 
mals, als wir auf der Schulbank diese vichterworte mit begierigem 
Munde tranken, ahnten wir kaum, daß diese Wahrheit nicht so sehr 
die räumliche Begrenztheit als vielmehr den lebenslänglichen Einfluß 
meint, den ein guter Mensch auf das Leben der werdenden ausübt. 
Und wie sich die Wirkungsweise des guten Menschen sogar auf 
Geschlechter erstreckt, so seltsam schön ist es dabei, daß auch die 
räumliche Stätte, die er betrat, geweiht und gesegnet erscheint. So 
wird unser gesunkener Mut in seiner Nähe aufgehoben, eine frag- 
lose Geborgenheit umhüllt uns, ein wortloses Danken entströmt uns. 
Uns war eine solche Stätte das Seminar, der gute Mensch Pro 
fessor Leonhard habrich. Und auf viele junge Menschenleben hat 
er seine Weihe gelegt, die nicht erlöschen wird, auch wenn die 
Witterungen der Lebens den Friedenshimmel der Jugendideale um- 
stürmen. Es ist selten, daß Erinnerungen an Menschen, die uns in 
jenem gärenden Rlter begegnen, restlos freudig sind. wenn dieser Fall 
aber einmal Tatsache geworden, warum sollen wir ihn nicht fröhlich 
verkünden, auch wenn die Stimme der Dankbarkeit noch zu ihm 
dringen kann, ja gerade weil sie ihn noch erreichen möchte, den 
Fünfundsiebzigjährigen mit dem jugendlichen Kerzen, der schon lange 
die Weisheit übt. alle Ehre auf ihren Urquell zurückzuleiten, allen 
Dank dem zurückzugeben, dem er letztlich gebührt. 
Ich möchte hier nicht den besonderen Nachdruck legen auf den 
unermüdlichen Rrbeitseifer dieses Mannes, der wie selten einer aus 
seinen Reihen mit zäher Rusdauer emporgestiegen ist vom Lehrer 
zum prosesior ohne die herkömmliche Hochschullaufbahn. Ich will 
nicht seine hervorragende pionierstcllung in der christlichen Erziehungr- 
wisienschaft darlun durch die berühmt gewordene pädagogische Psycho 
logie auf aristotelisch.scholastischer Grundlage zu einer Zeit, da das 
Katholische in der Wissenschaft noch durchaus verpönt war und eins
	        
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