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Wintexkälte verſchloſſene „Crde duünſter im. Frühjahre
ungemein viele Stickluft. aus , welche. durch die Son«
nenwärme aus den faulenden Vegetabilien entwickelt
wird, . und ſchwerer, als die gemeine Lift, des Morgens
den Erdboden bedet, und nicht eher unſchädlich wird,
als bis die Sonte oder der Wind dieſe Nebel zerſtreuet
haben. Das Vieh , das leider von den meiſten Land-
wirthen nüchtern auf die Weide getrieben wird, aths
met beym Weiden am frühen Morgen eine-Menge von
dieſer durch Fäulniß erzeugten Luft ein , Wälche, wenn
ſie in die Lunge kömmt, nothwendig Verſtopfung -der
Gefäße erregen muß.
Meine Mitbürger begehen, ſo wie die meiſten
Zandleute, die Ungerechtigkeit des zu frühen Austrei-
bens, theils aus Unwiſſenheit, theils aus ſchändlichem
Geize. Deun faum ſind im Frühjahre einige Gäaänſe-
blümchen ſichtbar ,. ſo rechnet ein ſolcher Wirth. ſchon,
wie viel er von dem ſeinem Viehe abgefürzten Futter
verkaufen kann, ohne zu bedenken, das dies ihm öfters
den gänzlichen Untergang ſeines Viehſtandes zuziehet.
Das zu wenige Tränken kann auch den Krank-
heitsſtoff vermehrt haben. Die 790 Stück Vieh ſind"
unter der Aufſicht zweyer alten Hirten, welche mit ih»
ren Huthen zwey getrennte Hüthungspläte beweiden.
Beyde Huthzen haben nur zwey Tränfen, die größere
in der Havel und die kleinere im Finowkanal. . Zu bey-
den Tränken wird vas Vieh nur einmal des Tages in.
der Mittagsſtunde getrieben. - Da die Tränken ſchmal
und die Hirten alt ſind; ſo kömmt gewöhnlich nur das
ſtärkere Vieh zum Waſſer, das ſchwächere aber wird
zurückgedrängt und bleibt ungetränft. "Bey der gro-
Ben Menge Luft, welche das Rindvieh ausathmet , iſt
'es beſonders nothwent:g , daß die Blutmaſſe öfters
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