Etwas über die Nüßlichkeit oder Schädlichkeit
des Zunftweſens. Wom Herrn Kriegsrath
Meyer zu Brockhauſen.
Einige Schriftſteller behaupten , England habe feine
Zünfte ,> andere aber, es habe Zünfte, PBeydes
dürfte falſch und wahr ſeyn, beydes auf Mißverſtände
niſſen beruhen.
N - Die engliſchen Zünfte haben nur politiſche Zwecke.
) Denn niemand hat nöthig, ſich da einzunſten zu laſſen,
woßſir er ſeines Handwerks-wegen gehöret; doch darf .
auch feiner ein Gewerbe für ſich treiben, der nicht zu
einer Zunft gehört; und dazu gelangt man, wenn man
* Die Freyheit der Stadt erwirbt, oder freeman of the
Ciry wird, Man erhält ſie durch ſieben Lehrjahre bey
einem Zunftmeiſter, oder durch Kauf. Der Kaufpreis.
öſt nach der Größe und Lage der Stadt verſchieden,
doch ſelten über dreyßig Pfund St. Es kann alſo 3.
B. ein Schuſtergeſelle ſich bey den Muſicians einzunf-
- fen, und dann für eigene Rechnung als Meiſter (free-
man) ſein Handwerk treiben.
Keine Zunft iſt.geſchloſſen 3 jeder Meiſter hält ſo
viel Geſellen, als er will ; Meiſterſtücke kennt man
nicht; zwiſchen Geſellen und Zehrlingen iſt fein Unter-
ſchied. Geſellen ſind Leute, welche nicht auf eigene
Rechnung arbeiten. Ein ſolcher läßt ſich 'in der öffent-
lichen Halle einſchreiben , wenn er außer Arbeit iſt;
dort wird er von dem Meiſter geholt, und nur der ge-
ſchickteſte und fleißigſte verdient das meiſte Lohn, Ue-
4, ' beratl