der neben ihm oder vor ihm an denSelben
Schülern zu arbeiten pflegt, offen oder
versteckt vor den Schülern dergestalt be-
urteilt, daſs dadurch die Pietät der Schüler
verletzt und die Gewissen verwirrt werden.
Dies ist der gewöhnlichste Verstoſs gegen
die Kollegialität. Er wird vermieden wer-
den, wenn ein Jedes Mitglied eines Kolle-
giums Sich gegenwärtig hält, dais jedem
aufrichtig Strebsamen Lehrer auch eine
bhesondere Gnadengabe beschieden ist, durch
die er in Seiner Weise Wirkungen erzielt,
die Sich oft dem Blicke anderer ganz ent-
ziehen, und wenn andrersSeits im ZuSammen-
wirken der Amtsgenossen der Ton der
Wahrheit herrscht, die beSonders dem Leiter
einer Anstalt befohlen ist. ES ist nicht zu
leugnen, daſs die kollegiale Arbeit An-
ſorderungen an die Selbstverleugnung Stellt,
die demjenigen erspart Sind, der ganz auf
Sich gestellt Seinem Berufe obzuliegen
vermag. Aber es gibt im Lehrerberui ein
probates Mittel, das über alle Schwierig-
keiten hinweghilft: das ist die SelibstloSe
Hingabe an die Jugend. Die Eriahrung
Ichrt, daſs es um die Kollegialität auch
da überall am besten Steht, wo eine nicht
in Schönen Worten glänzende, Sondern
durch treue Pflichterfüllung Sich betätigende
Liebe zur Jugend das Band ist, das alie
verbindet.
Insofern die biSher bezeichneten Formen
der Kollegialität mehr im Verkehr mit der
jugend zum Ausdruck gelangen, kann man
Sie die indirekten Pflichten der Kollegialität
nennen. Zu ihnen kommen die direkten,
die Sich im Verkehr des Lehrers mit Seinen
Amtsgenossen äuſsern. Auch diese Sind
aus dem Zweck der Schule abzuleiten. An
der Erreichung des Zweckes arbeitet ein
jedes Mitglied, und es wäre allein Schon
im Hinblick auf die verschiedenartigen
Bedürfnisse und Neigungen der Zöglinge
talSch, den verschiedenen Fächern eine ver-
Schiedene Wertschätzung angedeinen zu
lasSen und Sie auf die Vertreter der Fächer
zu übertragen. Darum darf innerhalb des
Kollegiums, wenn anders das Wohl und
die Ausbildung der Jugend als Haupt-
Sache gilt, keinem ordentlichen Mitgliede
die Bezeichnung und Behandlung des
Kollegen oder Amtsgenossen vorenthalten
werden, ohne Rücksicht auf Vorbildung
.Sder Lebensalter. Das Geheimnis der rechten
Rein, Encyklopäd. Handb. d. Pädagogik. 2. Aufl.
Kollegialität -- Konferenzen
Kollegialität besteht darin, daſs Sich jedes
Mitglied leiten lälst von der Überzeugung,
daſs die eigene Bedeutung und Anerkennung
keineswegs entspringt aus der Zurück-
drängung und Verkürzung eines andern.
Vielmehr liegt die Kollegialität gerade darin
begründet, daſs jeder neidlos die Bedeutung
des anderen anerkennt und zu ihrer freien
Entfaltung beiträgt, Stets bedenkend, daſs
auch wenn einem andern die gröſfste
Bedeutung zugestanden wird, immer noch
bei der Mannigfaltigkeit der Aufgaben und
der Verschiedenarügkeit menschlicher Be-
gabung zahllose Möglichkeiten für anders-
geartete Verdienste verbleiben. So einfach
und natürlich diese Erkenntnis erscheinen
mag, So Schwer ündet Sie bei dem natür-
lichen MensSchen, der von dem ITriebe der
Pleonoxie beherrschi wird, Eingang, und
in der Tat führt diese Erkenntnis und ihre
Befolgung auf die Grundlehren christlicher
Ethik und Geszinnung Galat. 6, 2-5. Ein
Solcher Geist wird um So Sicherer in einem
Kollegium wirkSam werden, wenn auch der
Leiter der Anstalt trotz Seiner beSsonderen
Pflichten nicht aufhört Solche Kollegialität
zu üben und von Seinen Kollegen wiederum
mit in die Kollegialität eingeschloSSsen wird.
Jedentalls kann die Kollegialität für einen
Kreis von Amtsgenossen eine Quelle des
Segens werden, und die Starken Wirkungen
mancher Schulen erklären Sich nicht zuletzt
aus der Pflege der echten Kollegialität.
2. Kollegialität im weiteren Sinne.
Der Begriff wird ferner auch angewandt
auf Angehörige desselben Standes, welche
durch gleiche Ideenkreise, gleicne Arbeit,
Freuden und Leiden verbunden Sind, ohne
dais Sie dem gleichen Kollegium angehören.
In diesem Sinne Schlieſst der Begriff die
Pflichten eines beSonders verständnisvollen
und höflichen Entgegenkommens in Sich,
die auch von anderen Ständen anerkannt
werden und dem Lehrerstande, der die
Träger der Bildung in Sich vereinigt, alle-
zeit zur besonderen Zierde gereichen Sollen.
Halle a. S. A. RausSch.
Konferenzen
1. Einheitdeserzieherischen Gesamtwillens
2. Verabredungen in Bezug aut gewöhnende
Erziehung durch Schulordnung und Unterricht.
3. Schülerbesprechungen. 4. Einheit des Lehr-
5. Band. 4