Full text: Klassenorganisation der Volksschule - Munterkeit (5)

 
der neben ihm oder vor ihm an denSelben 
Schülern zu arbeiten pflegt, offen oder 
versteckt vor den Schülern dergestalt be- 
urteilt, daſs dadurch die Pietät der Schüler 
verletzt und die Gewissen verwirrt werden. 
Dies ist der gewöhnlichste Verstoſs gegen 
die Kollegialität. Er wird vermieden wer- 
den, wenn ein Jedes Mitglied eines Kolle- 
giums Sich gegenwärtig hält, dais jedem 
aufrichtig Strebsamen Lehrer auch eine 
bhesondere Gnadengabe beschieden ist, durch 
die er in Seiner Weise Wirkungen erzielt, 
die Sich oft dem Blicke anderer ganz ent- 
ziehen, und wenn andrersSeits im ZuSammen- 
wirken der Amtsgenossen der Ton der 
Wahrheit herrscht, die beSonders dem Leiter 
einer Anstalt befohlen ist. ES ist nicht zu 
leugnen, daſs die kollegiale Arbeit An- 
ſorderungen an die Selbstverleugnung Stellt, 
die demjenigen erspart Sind, der ganz auf 
Sich gestellt Seinem Berufe obzuliegen 
vermag. Aber es gibt im Lehrerberui ein 
probates Mittel, das über alle Schwierig- 
keiten hinweghilft: das ist die SelibstloSe 
Hingabe an die Jugend. Die Eriahrung 
Ichrt, daſs es um die Kollegialität auch 
da überall am besten Steht, wo eine nicht 
in Schönen Worten glänzende, Sondern 
durch treue Pflichterfüllung Sich betätigende 
Liebe zur Jugend das Band ist, das alie 
verbindet. 
Insofern die biSher bezeichneten Formen 
der Kollegialität mehr im Verkehr mit der 
jugend zum Ausdruck gelangen, kann man 
Sie die indirekten Pflichten der Kollegialität 
nennen. Zu ihnen kommen die direkten, 
die Sich im Verkehr des Lehrers mit Seinen 
Amtsgenossen äuſsern. Auch diese Sind 
aus dem Zweck der Schule abzuleiten. An 
der Erreichung des Zweckes arbeitet ein 
jedes Mitglied, und es wäre allein Schon 
im Hinblick auf die verschiedenartigen 
Bedürfnisse und Neigungen der Zöglinge 
talSch, den verschiedenen Fächern eine ver- 
Schiedene Wertschätzung angedeinen zu 
lasSen und Sie auf die Vertreter der Fächer 
zu übertragen. Darum darf innerhalb des 
Kollegiums, wenn anders das Wohl und 
die Ausbildung der Jugend als Haupt- 
Sache gilt, keinem ordentlichen Mitgliede 
die Bezeichnung und Behandlung des 
Kollegen oder Amtsgenossen vorenthalten 
werden, ohne Rücksicht auf Vorbildung 
.Sder Lebensalter. Das Geheimnis der rechten 
Rein, Encyklopäd. Handb. d. Pädagogik. 2. Aufl. 
Kollegialität -- Konferenzen 
Kollegialität besteht darin, daſs Sich jedes 
Mitglied leiten lälst von der Überzeugung, 
daſs die eigene Bedeutung und Anerkennung 
keineswegs entspringt aus der Zurück- 
drängung und Verkürzung eines andern. 
Vielmehr liegt die Kollegialität gerade darin 
begründet, daſs jeder neidlos die Bedeutung 
des anderen anerkennt und zu ihrer freien 
Entfaltung beiträgt, Stets bedenkend, daſs 
auch wenn einem andern die gröſfste 
Bedeutung zugestanden wird, immer noch 
bei der Mannigfaltigkeit der Aufgaben und 
der Verschiedenarügkeit menschlicher Be- 
gabung zahllose Möglichkeiten für anders- 
geartete Verdienste verbleiben. So einfach 
und natürlich diese Erkenntnis erscheinen 
mag, So Schwer ündet Sie bei dem natür- 
lichen MensSchen, der von dem ITriebe der 
Pleonoxie beherrschi wird, Eingang, und 
in der Tat führt diese Erkenntnis und ihre 
Befolgung auf die Grundlehren christlicher 
Ethik und Geszinnung Galat. 6, 2-5. Ein 
Solcher Geist wird um So Sicherer in einem 
Kollegium wirkSam werden, wenn auch der 
Leiter der Anstalt trotz Seiner beSsonderen 
Pflichten nicht aufhört Solche Kollegialität 
zu üben und von Seinen Kollegen wiederum 
mit in die Kollegialität eingeschloSSsen wird. 
Jedentalls kann die Kollegialität für einen 
Kreis von Amtsgenossen eine Quelle des 
Segens werden, und die Starken Wirkungen 
mancher Schulen erklären Sich nicht zuletzt 
aus der Pflege der echten Kollegialität. 
2. Kollegialität im weiteren Sinne. 
Der Begriff wird ferner auch angewandt 
auf Angehörige desselben Standes, welche 
durch gleiche Ideenkreise, gleicne Arbeit, 
Freuden und Leiden verbunden Sind, ohne 
dais Sie dem gleichen Kollegium angehören. 
In diesem Sinne Schlieſst der Begriff die 
Pflichten eines beSonders verständnisvollen 
und höflichen Entgegenkommens in Sich, 
die auch von anderen Ständen anerkannt 
werden und dem Lehrerstande, der die 
Träger der Bildung in Sich vereinigt, alle- 
zeit zur besonderen Zierde gereichen Sollen. 
Halle a. S. A. RausSch. 
Konferenzen 
1. Einheitdeserzieherischen Gesamtwillens 
2. Verabredungen in Bezug aut gewöhnende 
Erziehung durch Schulordnung und Unterricht. 
3. Schülerbesprechungen. 4. Einheit des Lehr- 
5. Band. 4
	        
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