Full text: Klassenorganisation der Volksschule - Munterkeit (5)

 
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mit einem erkalteten Interesse. Es werden 
Zwangs- und Kkünstliche Reizmiitel auf- 
geboten, die vergeblich das wiederher- 
zustellen Suchen, was verloren ist. Noch 
ein drittes Milſsverhältnis tritt zuweilen in 
die Erscheinung. Der Lerntrieb kann näm- 
lich auch, wenn ihm die rechte Leitung 
fehlt, in eine falsche Richtung geraten. So 
drohi die LesSelust nicht Selten in LeSsesSucht, 
der Sammeleiter in Sammelwut und die 
Beschäftigung mit Lieblingsfächern in Ver- 
nachlässigung aller übrigen Arbeiten aus- 
zuarten. Um Solcher Abirrung vorzubeugen, 
iSt der Lerntrieb in rechte Zucht zu nehmen. 
Das wirksamste Mittel ist eine Sorgiältige, 
dem geistigen Bedürfnis des Kindes an- 
gepaſste Auswahl der Unterrichtsstoffe und 
eine Bearbeitung derseiben nach psSycho- 
logischer Methode. 
Literatur: Ziller, Grundlegung zum er- 
ziehenden Unterricht. 8 1. -- Willmann, Digak- 
ik als Bildungslehre. II. S 31. 77. 
Elberfeld. Aug. Lomberg. 
Leseabende im Dienste der Erzienung 
1. Begriffsbestimmung. 2. Die erzien- 
liche Bedeutung der LeSeabende. 23) Die 
Bedeutung der LeSeabende für Ausbildung 
des Geschmacks und Gemüts. b) Der Wert 
der LeSeabende für die intellektuelle Aus- 
bildung. c) Die unmittelbar erziehliche Be- 
deutung der LeSeabende. 3. Die Ausgestal- 
tung der Leseabende. 2) LeSeabende für 
Volksschüler und die der Volksschule ent- 
wachsene reifere Jugend. b) Leseabende für 
Schüler und Schülerinnen der höheren Schulen 
und die reifere Jugend höherer Stände. 4. 
Tatsächliche Verbreitung der Leseabende. 
1. Begriffsbestimmung. Unter Lese- 
abenden im Dienste der Erziehung verstehen 
wir Solche Stunden gemüt- ung geistbilden- 
der Unterhaltung durch irgend welche Lek- 
türe, die von Eltern oder Lehrern mit dem 
bewuſsten Zwecke erziehlichen Eintlusses 
auf die Jugend veranstaltet werden. Wir 
Schlieſsen also von vornherein die Familien- 
leSeabende und Volksunterhaltungsabende 
aus. Gewiſs werden die Familienleseabende, 
zu denen Sich die Mitglieder einer oder 
mehrerer Familien versammeln, auch erzieh- 
lich wirken können, Sofern auch Kinder 
an der Lektüre der Erwachsenen teilnehmen, 
z. B. die Kinderrollen in einem gemeinsam 
zulesenden Schauspiel übertragen bekommen ; 
-- immerhin ist dies bloſs ein Nebenertolg 
Lerntrieb, Wissenstrieb -- Leseabende im Dienste der Erziehung 
| 
 
der FamilienleSseabende, die ja hauptsäch- 
lich eine anregende und bildende Unter- 
haltung Erwachsener zum Zweck haben. 
Für die Erwachsenen allerdings und Somit 
auch für unser geSamtes Volksleben kann 
der Wert Solcher FamilienijeSeabende nicht 
hoch genug angeschlagen werden. Das 
gilt besonders von der Erweiterung der 
FamilienleSeabende zu Volksleseabenden 
oder Volksunterhaltungsabenden. Bekannt. 
lich besteht in Deutschland eine Gegeli. 
Schaft für Verbreitung von Volksbildung, 
Sie zählte im Jahre 1904 im 32. Jatre 
ihres Bestehens: 4371 persönliche Mitglieder 
und 4218 Körperschaften, insgesamt als9 
8589 Mitglieder. In den zu diesem Ver- 
band gehörigen Vereinen, aber wohl auch 
in manchen anderen werden vielfach 
iür die Mitglieder LeSeabende veranstaltet, 
die nicht bloſs geselliger Unterhaltung, 
Sondern auch der Bildung und Belehrung 
dienen. Ich erinnere an die bekannte 
Schilderung von Emil Palleske (die Kunsi 
des Vortrags, 3. Aufl. Stuttgart 1893. 
S. 249 |.) über den Lehrerverein unter 
Landleuten im Ruhrgebiet, der vom Lehrer 
Klingenburg geleitet wurde. 
Eben denSelben Zweck verfolgen Cie 
von derartigen Vereinen veransSialteien Gflerit- 
lichen, also nicht blofs für die Mitgiieier 
berechneten » VolkSunterhaltungsabende .Gie 
auch zum Teil eigentliche LeSeabende cder 
Vortragsabende Sind. Die Gesellscnait für 
Verbreitung von Volksbildung hat jaut 32- 
richt auf der Hauptversammlung in natic a. 5. 
am 8. und 9. Juni 1897 in den 25 jahren 
ihres Bestehens ca. 3500 Vorträge mit 
einem Kostenaufwand von 205000 M inaiter 
lassen, Seitdem ist die jährliche Vorirags- 
zahl noch erheblich gestiegen (1904: 205". 
Gerade diese öffentlichen Veranstalt.igen, 
die ja eines der Hauptverdienste cer ge- 
nannten Vereine und des genannten YVer- 
bandes Sind, dienen in vorzüglicher Weis2 
der Erziehung des ganzen Volkes, ai80 
der Erziehung im Sozialen Sinn; wir woilen 
uns jedoch hier auf Leseabende beschränken, 
die der Erziehung der Jugend im incit- 
dualen Sinn dienen, jene Sozialen Veran“ 
Staltungen daher bloſs gelegentlich berück- 
Sichtigen. | 
Auch diejenigen Leseabende Sind eigent“ 
lich auszuschlieſsgen, die von Scialer? 
höherer Schulen oder von der Schon de
	        
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