Full text: Klassenorganisation der Volksschule - Munterkeit (5)

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LügesSucht, krankhafte 
 
 
wahrnehmungen bei Schulkindern. Ebenda. 
Zweite Folge. Heft II1, 99--114. 1905. -- Lip- 
mann u. Wendriner, Aussageexperimente im 
Kindergarten. Ebenda. Zweite Folge. Heft II1, 
S. 132--137. 1905. -- Beiträge zur Psychoiogie 
u. Pädagogik der Kinderlügen und Kinder- 
aussagen (gesammelt von Kemsies) bisher 12 
Nummern. Zeitschr. f. pädag. Pschol., Pathol. 
u. Hyg. Bd. VII u. VIII. 1905/6. -- MoSges, 
Die Abartungen des kindlichen Phantasielebens 
in ihrer Bedeutung für die pädagogische 
Pathologie. Beitr. f. Kinderf. Heft XVII, 
1906. -- Hans Leuſs, Aus dem Zuchthaus. 
3. Aufi. Berlin. S. 51ff. -- Oppel, Das Buch 
der Eltern. 5. Aufl. Frankfurt a. M. 1906. 
S. 386. -- Gilmann, Kinder-Kultur. Berlin 1906. 
S. 72 ff. -- Ament, Die Seele des Kindes. 1906. 
S. 85--86. -- H. Schneikert, Das Kind als Zeuge 
im Strafverfahren. »Beitr. zur PSsychol. d. Aus- 
Sage.«< Zweite Folge. Heft IV, S. 140--145. 1906. 
-- P, Högel, Aussagepsychologie und Schule. 
Deutsche Schulpraxis 25. Nr. 9. 10 u. 11. -- 
Marie Dürr-Borst, Die Erziehung der Aussage 
und Anschauung des Schulkindes. Meumann- 
Lays »Exp. Pädagogik« I1, 1906. -- Die Kinder- 
jehler, Zeitschritt für Kinderforschung. Her- 
ausgeg. von Koch, Trüper u. Ufer. Langensalza. 
Hermann Beyer & Söhne (Beyer& Mann), 1896 bis 
1906: Morrisson. Der Muttermörder Coombes. 
Jahrg. 1, 12ff. -- Oppermann, Jugendliche Ver- 
kommenheit. 11, 123ff. -- Hintz, Ein Bei- 
Spiel zur pathologischen Lüge. I!, 179ff. -- 
Lehne, Wie kann der Lehrer die Lügenhaftig- 
keit der Jugend bekämpfen ? VII. 58. -- Grojls- 
mann, Wie wird ein Kind zum Verbrecher? 
IH, 130ff. -- Scholz, Ein anderes Beispiel zur 
pathologischen Lüge. III. 120ff. -- Ufer, Ein 
Fall von pathologischer Lüge. VII. 185. 
aeeenttmntn 
Danger, »Ich habe meine Lügen für Wahrheit : 
gehalten.< VII, 282. 
Sophienhöhe bei jena. J]. Trüper. 
LügeSucht, krankhafte 
1. Wesen. 2. Vorkommen. 3. Unter- 
Scheidung von nicht-krankhaftem Lügen. 4. 
Behandlung. 
1. Wesen. Die Bezeichnung »krank- 
hafte LügeSucht« ist inSsofern nicht zweck- 
mäſsig, als Sie den Glauben erweckt, das 
mit diesem Symptom behaftete Kind habe 
Meist 
»krankhafte : 
geradezu eine Freude am Lügen. 
iSt dies nicht der Fall. Die 
Lügesucht« bezeichnet vielmehr nur die 
nicht vor. Stets iSt das krankhafte Lügen 
eine Folgeerscheinung irgend eines ander- 
weitigen Krankheitssymptoms. Die Fest- 
Stellung dieser pSychopathiSchen Entstehung 
des Lügens ist im Einzelfall für die Be- 
 
 
 
 
urteilung und Behandlung von gröſster Be- 
deutung. (Vergl. unter AbSsatz 2.) Die Be- 
zeichnung Lügesucht ist aber auch insofern 
nicht korrekt, als gerade bei der krankhaft 
falsSchen Aussage das charakteristiSche Merk- 
mal der Lüge, nämlich das Bewuſstsein der 
Unwahrheit bezw. des Unrechts oft fehlt 
oder Sehr zurücktritt. Man Spricht daher 
besser von pathologischen Unwahrheiten 
und teilt diese ein in 1. krankhafte Er- 
innerungstäusSchungen oder Erinnerungs- 
entstellungen (ohne BewuſstSsein der Un- 
wahrheit) und 2. krankhafte Lügen (mit 
Bewuſstsein der Unwahrheit). 
2. Vorkommen. Pathologische Un- 
wahrheiten kommen im Kindegalter nament- 
lich vor: 
a) bei Hysterie. Das »Lügen« ist hier 
meist auf Sog. Erinnerungstäuschungen (s. d.) 
zurückzuführen. Die Kinder Sagen die Un- 
wahrheit, weil ihre Erinnerungsbilder Sich 
in der Tat umgesgtaltet haben. BeachtenSs- 
wert ist, dals bei hysteriSchen Mädchen Sich 
diese Lügen nicht Selten auf Sexuelle Vor- 
kommnissSe beziehen (Anklagen wegen Sexu- 
elien Milsbrauchs usw.). So behandelte 
ich ein Mädchen, welches -- tatsächlich 
ohne irgend welchen Grund -- ihren eigenen 
Vater der Schwersten Sittlichkeitsvergehen 
(gegen Sich) bezichtigte. Gelegentlich be- 
obachtet man ähnliche Lügen auch bei der 
| Sog. degenerativen pSychopathischen Kon- 
: Stitution ohne nhysteriSche Symptome. 
So 
: kannte ich einen Gymnasiasten, der mit 
: allen Einzelheiten erzählte, 
eines Seiner 
. Dramen Sei am groſsherzoglichen Hoftheater 
: angenommen worden u. dergl. m. Wieder- 
holt habe ich beobachtet, daſs die Kranken 
; gefälschte Telegramme im Sinn ihrer Er- 
gaben u. dergl. m. 
innerungstäusSchungen an Sich Selbst aut- 
Übrigens handelt es 
: Sich durchaus nicht immer um ganz un- 
bewuſste Erinnerungstäuschungen, vielmehr 
iSt recht oft auch das mehr oder weniger 
bewuſste Motiv Sich interesSant zu machen, 
- die Aufmerksamkeit auf Sich zu lenken, 
Tatsache, daſs ein Kind auf Grund anderer 
pathologischer Symptome auffällig oft lügt. - 
Ein motivloses krankhattes Lügen kommt 
Unannehmlichkeiten zu entgehen u. s. f. an 
den Lügen mit beteiligt. 
b) Bei dem Schwachsinn und zwar 
namentlich bei den leichteren Formen. Das 
Lügen kann auch hier auf echten Er- 
: innerungstäuSchungen beruhen. 
Häufiger 
lügt das Schwachsinnige Kind aus Motiven, 
welche mit denen des gesunden Kindes
	        
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