die Großen, von denen wir reden, wirklich unſer geiſtiges Eigentum
geworden, = ſoweit ſie das durch rationelle Arbeit überhaupt werden
können. =- Perſönlichkeit3unterricht! =- In der Kirc<engeſchichte hat
der Gedanke ſich zuerſt durchgeſeßt. Jett gilt er auch für das
Alte Teſtament. Ja, ſogar bei dem Apoſtel Paulus, der vordem
gleich Odyſſeus auf ſteter Wanderung begriffen war, verlieren die
verſchiedenen Stationen ſeiner Miſſionsreiſen an Bedeutung, um
dem Menſchen Raum zu ſchaffen, der in ſeinen Briefen no< ſo
wundervoll deutlich zu uns ſpricht. Überall der Zug, Perſönlich-
keiten zu zeichnen im Unterricht, „ganze Menſc<en.“ --
Nur an einer Stelle verſagt dies Beſtreben no< völlig, dort,
wo es am allernotwendigſten wäre, beim Herrn und Meiſter unſeres
Chriſtentums ſelber. Hier nehmen die Schüler und Schülerinnen,
auch diejenigen, die ihre Schullaufbahn mit der Reifeprüfung be-
ſchließen, faſt nur einzelne Züge mit, e8 hat ſie aber niemand ge-
lehrt, aus dieſen Strichen ein Geſamtbild Jeſu zu entwerfen. So
ſteht ihnen das Wort: „Laß die Toten ihre Toten begraben“, das
der Herr Mt. 8, 22 einem Jünger entgegnet, der zuvor ſeinen
Vater begraben möchte, ehe er in des Heilands Nachfolge tritt, un-
vermittelt neben dem andern, das die Befolgung des vierten Gebots
fordert Mk. 7, 10ff. So können ſie nicht verſtehen, wie Jeſus
dem reichen Jüngling gegenüber ſo hart Mt. 19, 21 und der großen
Sünderin gegenüber ſo mild iſt Lk. 7, 36ff. So erſcheint es ihnen
unbegreiflich, wie derſelbe Jeſu8, der den Fluch über Kapernaum
ſpricht Mt. 11, 23f., auc<, das Gebot der Feindesliebe aufſtellen
kann Mt. 5, 44, =- ſofern ſie überhaupt darüber nachdenken! In
den meiſten Fällen aber werden ſie zu dieſem Nachdenken garnicht
gelangen, ſondern Jeſus iſt ihnen eben ein Sammelname für allerlei
ethiſch und religiö8 wertvolle Geſchichten und Sprüche. Daß hinter
dieſen Geſchichten und Sprüchen aber ein Menſc< von Fleiſc< und
Blut ſteht, der gekämpft und gelitten hat gleich uns Hebr. 4, 15,
das kommt ihnen garnicht in den Sinn. Und Schuld daran iſt
-- unſer Unterricht! Wir brauchen für die Beſprechung der Wirk=
ſamkeit Jeſu mehr Zeit, al8 dem Heiland vergönnt war, um ſie
auszuüben. In einer ungezählten Reihe von Augenblisbildern
ſpielt ſich des Herrn Tun und Leiden vor den Augen der Schüler
ab, die Verbindungs8linien von einem zum andern aber oder gar
vom Anfang zum Schluß werden nicht gezogen. Und das Reſultat?
-- Der Unterricht erfüllt weder die Aufgabe, in den Herzen der
Hörer eine bleibende Beziehung zum Heiland anzubahnen, no<