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dcutunz habe oder nur mit dem Zeitwort ha ben verbunden iverde,
nach allem Sprachgebrauch unzuläſſig , folglich ſei der eben an-
geführt AusdruF, wiewohl er hier und da gebraucht werde,
doch eigentlich eben ſo ſprachwidrig, als wenn man von einem
ſein Wort nicht gehaltenen Freunde, oder von einem
ſich viel verſuchten Manne reden wolltez auch erinnere man
ein gefallener Sänger ſei nicht ein ſol<er, der gefallen
habe, ſondern ein ſolcher, der gefallen ſe! oder einen Fall
gethan habe.
Ferner, fände man AusdrüFe wie dieſe? dieſe Vermuthung
ſcheint mir ſehr wahrſcheinlich; was du ſagſt, kann wohl
möglich ſeinz ich war nicht im Stande, ſeine Bitte erfüllen
zu könnenz ich bat um die Erlaubnitß, ihn beſuchen zu
dürfen, ſo laſſe man nicht unbemerkt, daß hier eine Ungenauig-
keit des Ausdru>ds Statt finde, indem man denſelben Gedanken
doppelt ausſpreche. Cs genügt ja zu ſagen? eine Vermuthung
ſei wahrſcheinlich, die Sache ſei wohl möglich, man ſei im Stande
eine Bitte zu erfüllen, man bitte um die Erlaubniß , Jemand
zu begleiten.
Solche Belehrungen alſo halten wir für zwe&mäßig, und,
weil Fehler der vorhin bezeichneten Art ſich ſo leiht einſchleichen,
für nothwendigz aber das können wir nicht billigen, daß manu
den ganzen Sprachunterriht an die Berichtigung ſolcher oder
ähnlicher Fehler anknüpfen will, und daß man zu dieſem Ende
zu jeder Regel eine Muſterkarte der gröbſten Fehler liefert, um
dieſe von den Schülern auffinden und verbeſſern zu laſſen. Dies
Verfahren erſcheint wenigſtens eben ſo verkehrt, als wenn man
einen jungen Menſchen, um ihn zu allen Tugenden anzuleiten,
recht mit Abſicht in Geſellſchaften führen wollte, wd er allerlei
Untugenden zu ſehen Gelegenheit bat.
Ein Schüler, den man auf dem von uns beſchriebenen Wege
zum Nachdenken über die Sprache geleitet hat, wird für jegliche
Art praktiſcher Uebungen hinreichend vorbereitet ſein, eines ſyſte-
matiſchen Unterrichts in der Sprache aber nicht weiter bedürfen.
Hinſichtlich der Uebungen im mündlichen und ſchriftlichen Aus